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SCHWEINFURT
„Kunst“ von Yasmina Reza begeistert im Theater
„Kunst“ im Schweinfurter Theater mit Luc Feit, Heinrich Schafmeister und Leonhard Lansink (von links).
Foto: Jürgen Frahm | „Kunst“ im Schweinfurter Theater mit Luc Feit, Heinrich Schafmeister und Leonhard Lansink (von links).
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:07 Uhr

Das Bild ist weiß. Weiße Linien auf weißem Grund. Wenn man genauer hinsieht, entdeckt man sanfte Strukturen, Farben, wo doch eigentlich keine sind. Ja, über Kunst, über Gemälde, kann man trefflich streiten. So streiten, dass vermeintlich gefestigte Beziehungen an den Rand des Zerbrechens geraten.

„Kunst“ ist der Titel des Erfolgsstücks der aktuell wohl erfolgreichsten französischen Theaterautorin Yasmina Reza, das in der Inszenierung des Euro-Studios in Schweinfurt zu sehen war.

Wenn man über Kunst streiten kann, dann auch über das, was auf einer Bühne stattfindet. In diesem Fall dürfte jedoch weitgehend Übereinstimmung geherrscht haben, dass die Inszenierung Fred Berndts spannend, mitreißend, ein Erlebnis ist.

Bestechend schöne Bühne

Berndt hat sich eine schlichte, aber bestechend schöne Bühne gebaut. Drei riesige Stellwände, in wechselnde Farben getaucht, bilden die Räume, die durch kleinste Requisiten gekennzeichnet sind.

Marc hat ein Bild gekauft. Etwas Modernes, „200 Riesen“ teuer. Für den erfolgreichen Dermatologen kein Problem. Ein Stück fürs Ego, für die Eitelkeit. Und Marc ist entsetzt. Der knorrige Intellektuelle findet es einfach nur „scheiße“ und hält damit nicht hinter dem Berg. Und dabei zeigt sich sehr schnell, dass es um das Bild eigentlich gar nicht wirklich geht. Es wird zum Katalysator für einen Prozess, der eine 15 Jahre andauernde Freundschaft fein säuberlich seziert.

Es wird manipuliert

Dritter im Bund ist Yvan. Ein Papierhändler, nicht sonderlich gebildet. Ein Mann, auf den die anderen ein wenig herabschauen. Das haben sie ganz gut verborgen. So wie auch Marc Serge manipuliert hat und umso wütender ist, als dieser sich in seiner Abwesenheit frei macht, sich in künstlerischen Kreisen zu verwirklichen sucht.

Berndt lässt mit hohem Tempo, heftigen Farb-, Licht- und Musikeffekten 100 Minuten ohne Pause spielen.

Futter für herausragende Schauspieler

Die Dialoge sind knapp, hintergründig, feinstes Futter für drei herausragende Schauspieler, die mit sichtlicher Freude bei der Sache sind. Die dankbarste Rolle hat Heinrich Schafmeister. Sein Ivan ist ein permanent wehleidiger Trotzkopf, der seine stärkste Szene hat, als er das elend seiner bevorstehenden Hochzeit aus sich herauskotzt. Leonard Lansinks Luftfahrtingenieur Marc ist ein Freigeist mit leicht zynischen Zügen, Luc Feit als Serge ziemlich eitel, aber keineswegs geschmackssicher.

 
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