Pinocchio, Zwerg Nase, Pippi Langstrumpf und Cinderella – sie alle durften sich schon in den Ruinen der Clingenburg tummeln. Da wurde es Zeit, dass das Sams auf der Freilichtbühne hoch über dem Main für Spaß und Trubel sorgen darf. Gut 400 Zuschauer amüsieren sich bestens bei der Premiere von Paul Maars „Das Sams – Eine Woche voller Samstage“ über den kleinen Rotschopf mit der putzigen Rüsselnase.
Regisseur Wolfgang Hofmann hat das zauberhafte Zusammentreffen des spröden Herrn Taschenbier mit dem quirligen, bauchigen, froschfüßigen Mischwesen in eine einstündige Fassung gebracht, die die kindliche Aufmerksamkeit fesselt und das Sitzfleisch nicht überstrapaziert. Im funktionalen Bühnenbild (Ester Bätschmann) sind die Handlungsorte klar umrissen, so dass auch aufgeweckte Fünfjährige dem vergnüglichen Schabernack gut folgen können. Das ist auch ein Verdienst von Istvan Vincze, der als aufgeräumter Erzähler die Szenen vorbereitend begleitet und sich auch mal witzig ins Geschehen einbringt.
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Wolfgang Erkwoh passt sich in die Rolle des Herrn Taschenbier glänzend ein. Als penibler, ängstlicher Untermieter überrollen ihn die Kalamitäten, die die ungewohnte Vaterschaft mit dem Sams und dessen Eskapaden mit sich bringen. Zusehens stärkt der zugewanderte, respektlose Muntermacher sein Selbstvertrauen. Aus der anfänglichen Ablehnung erwächst väterliche Zuneigung und macht den Abschied nicht leicht.
Alexandra Kurzeja in der Rolle des Sams ist nicht zu bremsen
Es bereitet Freude, Alexandra Kurzeja in der Rolle des Sams zu verfolgen. Der kesse Wirbelwind hat Ulk und Jux im Schlepptau und ist in seiner Unbekümmertheit nicht zu bremsen. Im Kaufhaus lässt es Anzüge platzen und sorgt für feuriges Chaos. Mit Rechenkünsten verblüfft es im Büro seines Ziehvaters, bringt den Chef (herrlich aufgeregt: Rüdiger Hellmann) und später den schusseligen Oberstudienrat Groll (Werner Wulz) an den Rand des Wahnsinns. Daneben reimt es kecke Vierzeiler und trällert sangesfroh die Tonleiter auf und ab.
An der schlauen Schlagfertigkeit des Sams und seinem Wunschpunktekonto scheitert auch Maika Troscheit, Taschenbiers resolute Zimmerwirtin Frau Rotkohl. Ihrem lautstarken Toben und Drohen nimmt der pfiffige Scherzbold im Taucheranzug zunehmend den Wind aus den Segeln.
Mit lautem Beifall bedachtes Theatervergnügen, das allemal einen Familienausflug wert ist.
"Eine Woche voller Samstage" läuft bis Samstag, 4. August, bei den Clingenburg Festspielen. Die nächsten Aufführungen sind am Donnerstag, 20. (20 Uhr), Sonntag, 23. (15 Uhr) und Dienstag, 25. Juni (10 Uhr).