Wenn Applaus des Künstlers Lohn ist, dann sind Gábor Hontvári und die Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Würzburg spätesten seit dem zweiten Sinfoniekonzert in der Musikhochschule gemachte Leute: Nach jedem Programmpunkt, vor allem aber nach der tiefgehenden Interpretation von Peter Tschaikowskis Sinfonie Nr. 6, der "Pathétique", feierte das Publikum den Ersten Kapellmeister des Theaters, der für den erkrankten Generalmusikdirektor Enrico Calesso eingesprungen war.
Der gemeinsame Puls im Orchester stellte sich bei der Sinfonie nach einem etwas instabil wirkenden Beginn schnell ein. Hontvári nutzte die große Einsatzfreude und Bereitschaft des Orchesters zum gemeinsamen Gestalten, spielte mit extremster Dynamik, ob es nun bei den opulent und breit aufblühenden Kantilenen oder dem hauchzarten Verlöschen eines Pianissimos war (hervorragend: Claudia Mendel an der Klarinette). Hontvári akzentuierte im dritten Satz nicht nur sehr scharf, er setzte auch auf die Farben des Werkes, ein wahrer Klang-Tsunami bäumte sich auf. Die Spannung nahm man mit ins Finale, einen ergreifenden Abgesang voller Hoffnung.
Ein Höllenritt, ein Augenaufschlag und eine Entdeckung
Auch Nancy Zhou als Solistin bekam die Begeisterung des Publikums zu spüren: Mit zwei Werken für Violine und Orchester aus der Kategorie "Bravourstück" bewies die 29-jährige Geigerin höchste Virtuosinnenqualität. Die rasanten Eskapaden von "Introduction et Rondo capriccioso" von Camille Saint-Saëns bewältigte sie brillant und durchsichtig, nahm sich dabei dennoch viel luftige Freiheit über dem stabilen, punktgenauen Orchesterbett – ein reizvolles, sehr harmonisches Gefüge entwickelte sich so im Zusammenwirken mit dem feurig musizierenden Orchester.
Verführerisch dann Franz Waxmans "Carmen-Fantasie", nicht nur ein Höllenritt, sondern auch ein musikalischer Augenaufschlag voller Melancholie, prickelnder Erotik, Leidenschaft und Dramatik. Ob Zhou gut beraten war, als Zugabe mit Paganinis Caprice Nr. 24 weitere Artistik zu zeigen, sei dahingestellt. Ihr Umgang mit den Feinheiten der Intonation blieb hier hinter der spektakulären Show zurück.
Begonnen hatte der Abend mit George Bizets "Scènes bohémiennes", einer wirklichen Entdeckung. Apart, zauberhaft und zart ist diese Musik, schmelzend, schmetternd, heroisch und elegant. Der souveräne Gábor Hontvári zauberte mit dem Orchester auf musikantischste Weise – ein ganz starker Eindruck!