
Jenseits der Altersgrenze von 50 Jahren geht es los mit den kleinen Zipperlein, den Wehwehchen, den Unpässlichkeiten, die das Älterwerden mit sich bringt. Hier setzt das Team um Autor Tilmann von Blomberg ein. Ihre musikalische Revue "Himmlische Zeiten - Altwerden ist nichts für Feiglinge" begleitet die vier Frauen aus den erfolgreichen Vorgängerproduktionen "Heiße Zeiten" und "Höchste Zeit" in die nächste Lebensphase.
Martin Hanns hat die kurzweilige Komödie im Theater Sommerhaus in Winterhausen (Lkr. Würzburg) inszeniert und dabei selbst die musikalische Leitung am Klavier übernommen. Die begeistert gefeierte Premiere und bereits ausverkaufte Vorstellungen belegen, dass der Abend das Zeug zum Publikumsrenner hat.
Witzig und skurril, aber auch lebensnah und tragikomisch
Schauplatz ist die Privatabteilung der "Parkklinik am Schwanenteich". "Wir wollen die Menschen schöner machen, nicht gesünder", lautet das Geschäftsprinzip, und so finden sich vier höchst unterschiedliche Frauen dort ein, um die Spuren die der Alterungsprozess mit sich bringt, zu beseitigen.
Gaby (Christiane von Golitschek), die 55-jährige Karrierefrau aus der Finanzbranche, die ihren Managerposten mit einer kosmetischen Generalüberholung gegen die Konkurrenz verteidigen will. Die Junge (Silvia Legner), die wegen Laktoseintoleranz in der Klinik ist und kurz vor Torschluss ihr zweites Kind erwartet. Doris (Mascha Obermayer), die 60-jährige Hausfrau, die sich ihre Falten weggefuttert hat und deren Rente nicht zum Leben und nur knapp zum Sterben reicht. Und schließlich die vornehme Frau Hagedorn (Brigitte Obermeier), die nach dem Zusammenstoß mit einem hart geschlagenen Golfball unter Gedächtnisstörungen leidet.
Bei aller Ernsthaftigkeit kippt der Abend nie ins Schwermütige
In knappen und pointierten Dialogen und Spielzenen erzählen sie sich in wechselnden Duos, Trios und oft auch im Quartett ihre körperlichen und sozialen Befindlichkeiten – witzig und skurril, aber auch lebensnah und tragikomisch. Wichtiger für die Handlung sind allerdings die auf Grundlage von Hits wie Rudi Carrells "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" oder "Wonderful World" fürs Soloklavier arrangierten und neu getexteten Songs. Auch die werden im flotten Wechsel mal solo, mal im Duo oder gar mehrstimmig im Quartett dargeboten.

Blitzschnell wechseln die Darstellerinnen zwischen Sprache und Gesang und präsentieren die 15 Songs auf gesangloch hohem Niveau und perfekt choreografiert. Mit leichter Hand werden dabei schwere Themen verhandelt, wie Schönheits- und Körperkult, Altersdemenz, Gebrechlichkeit, Altersarmut und Einsamkeit. Bei aller Ernsthaftigkeit kippt der Abend nie ins Schwermütige, betont gegen Ende vielmehr die positiven Seiten, die man dem Altern abgewinnen sollte: die durch die gewonnene Zeit gesteigerten Möglichkeit ganz neuer Aktivitäten.
Und die Betonung gewachsener oder neuer Freundschaften als bestes Mittel gegen die drohende Einsamkeit. Oder zum Finale die positive Utopie eines Mehrgenerationenhauses in der "Villa Hagedorn", wo drei Generationen unter einem Dach leben und sich gegenseitig unterstützen. So endet dieser sehenswerte Abend mit einem musikalischen Fest für das Leben und die Freundschaft. Und passt damit ideal in die Vorweihnachtszeit.
Die nächsten Vorstellungen: 27., 28. Mai, 2.-4. Juni. Tel. (09333) 90 49 867.