Die Suche nach der Herkunft von NS-Raubkunst geht weiter. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverlust in Magdeburg bewilligt 2,15 Millionen Euro für 22 Projekte der Provenienzforschung, darunter zwei in Würzburg. Erstmals steht das Museum für Franken auf der Liste der geförderten Einrichtungen. Dort wird der größte, in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland wiederentdeckte Bestand an jüdischen Ritualobjekten erforscht, teilt Museumssprecherin Sarah Merabet mit.
Anfang 2016 begann im Museum für Franken die Erfassung von Objekten, die bei der Zerstörung des Museums bei der Bombardierung Würzburgs am 16.März 1945 beschädigt und aus dem Schutt geborgen worden waren. Sie lagerten den Angaben zufolge in Depots der Festung Marienberg„und blieben über Jahrzehnte weitgehend unbeachtet“.
Wie sich herausstellte, befinden sich darunter viele jüdische Ritualgegenstände wie Tora, Schmuck, Chanukka- und Synagogen-Leuchter. Die Objekte waren, so das Museum, während des Novemberpogroms 1938 von den NS-Behörden beschlagnahmt und dem damaligen Mainfränkischen Museum übergeben worden. Nun sollen mit Hilfe der Förderung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste weitere Einzelheiten des Bestandes ans Licht kommen.
Judaica-Objekte aus Synagogen
Es ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Museum für Franken und dem Jüdischen Museum München. Der Direktor der Münchner Einrichtung, Bernhard Purin, hat bereits die Herkunft der Objekte klären können. Sie stammen „zum überwiegenden Teil aus den Synagogen von Arnstein, Ebelsbach, Gochsheim, Heidingsfeld, Schweinfurt und Würzburg“. Das Museum für Franken plant, ab November 2018 die wiederentdeckten Ritualobjekte in einer Ausstellung zu präsentieren. Anlass ist der 80. Jahrestag des Novemberpogroms.
Auch das Museum im Kulturspeicher Würzburg gehört zu den geförderten Einrichtungen – zum wiederholten Male. Dort untersucht seit 2014 die Provenienzforscherin Beatrix Piezonka den Bestand der Städtischen Galerie. Vor Monaten hat sie den Antrag auf ein neues Projekt beim Zentrum in Magdeburg eingereicht. Es befasst sich mit den Erwerbungen für die Städtische Galerie nach 1945. Die Werke seien jedoch davor entstanden, deshalb überschneide es sich mit der Erforschung der NS-Raubkunst, sagte Piezonka damals gegenüber dieser Redaktion.
In diesem Zusammenhang taucht laut Piezonka auch wieder der Name des Berliner Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt auf, ein Cousin von Hildebrand Gurlitt, zentrale Figur des „Schwabinger Kunstfunds“. Er lebte zeitweise in Würzburg, war mit Museumsdirektor Heiner Dikreiter befreundet und hat ihm nach 1945 Kunst verkauft.