
So spannend wie diesmal war der Franken-"Tatort" noch nie. Die fünfte Folge "Ein Tag wie jeder andere" ist ein Thriller, bei dem der Zuschauer bis zum Ende den Atem anhält. Das Erste strahlt den Film von Regisseur Sebastian Marka an diesem Sonntag aus. Beginn ist um 20.15 Uhr.
Showdown auf dem Grünen Hügel
Der Krimi startet in einem Bayreuther Gerichtssaal. Während einer Verhandlung erschießt Anwalt Thomas Peters (Thorsten Merten) zur vollen Stunde den Richter. Dann flüchtet er. Exakt eine Stunde später ermordet er eine Chemikerin der Universität, ebenfalls per Kopfschuss. Scheinbar ohne Motiv. Gerade alarmiert, fürchten die Hauptkommissare Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs) einen dritten Mord - wieder zur vollen Stunde. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Die Kommissare finden eine Verbindung zwischen den Opfern und dem mutmaßlichen Killer. Kurz darauf kommt es zum Showdown – im Richard-Wagner-Festspielhaus auf dem Grünen Hügel.

Da ist der Franken-"Tatort" nicht einmal zur Hälfte vorüber. Und er nimmt weiter Fahrt auf. Eine rasante Fahrt – nach einer dramatischen Wendung. Schade, dass man an dieser Stelle nicht mehr verraten darf. Aber dann wäre es mit der Spannung vorbei. Nur soviel: Ein Skandal um vergiftete Milch in einer lokalen Molkerei wirkt Jahre später nach, der "Tatort" erzählt die tragische Vorgeschichte in Rückblenden. Trotz schneller Schnitte: Der Zuschauer findet sich leicht zurecht, weiß die verschiedenen Zeit-Ebenen gut zu sortieren. Parallel zur komplexen Handlung verschmelzen Opfer- und Täter-Kategorien.
Es geht um Vertrauen und Verlässlichkeit
Auch die Kommissare sind alles andere als Helden. Nie war das Zusammenspiel zwischen Ringelhahn und Voss so spannungsreich wie diesmal. "Deine Ego-Emo-Scheiße reicht mir", schreit Voss seine total verunsicherte Kollegin an. Was dürfen Ermittler im Rechtsstaat? Es geht um Vertrauen und Verlässlichkeit, um Mitgefühl und Moral. Beeindruckend, wie Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs ihre inneren wie äußeren Konflikte hier spielen. Für die fränkischen Kollegen Eli Wasserscheid (Kommissarin Goldwasser), Andreas Leopold Schadt (Kommissar Fleischer) und Matthias Egersdörfer (Spurensicherer Schatz) bleibt diesmal nicht viel Raum. Dafür überzeugen Stephan Grossmann (Martin Kessler) und Jürgen Tarrach (Rolf Koch) in ihren Rollen.
Der Krimi stammt von einem erfahrenen "Tatort"-Team. Bereits zum sechsten Mal arbeiten Regisseur Marka und Drehbuchautor Erol Yesilkaya zusammen. Sie sind bekannt dafür, Krimis mit viel Nervenkitzel am Rande der Realität zu inszenieren. Anspielungen wie auf den Horror-Klassiker "Das Schweigen der Lämmer" sind nicht zufällig.
Stolz auf die Drehgenehmigung am Grünen Hügel

Seine fränkische Note bekommt dieser "Tatort" vor allem durch die Drehorte. Beim Bayerischen Rundfunk (BR) ist man stolz darauf, eine Drehgenehmigung für das Festspielhaus in Bayreuth bekommen zu haben. Der Franken-"Tatort" sei erst der dritte Spielfilm, dem diese "Ehre" zuteil werde. Zuletzt standen Vanessa Redgrave und Richard Burton hier 1983 bei " Wagner" vor der Kamera, einer internationalen Produktion mit Regisseur Tony Palmer. Nun also Dagmar Manzel, Fabian Hinrichs und Co..
Produzent Jakob Claussen zeigt sich beeindruckt von Atmosphäre und Akustik im Festspielhaus. Das Vorspiel der "Walküre" hat man eigens für ein paar "Tatort"-Sekunden mit Sängern und Statisten neu inszeniert –inklusive eines futuristischen Bühnenbilds, das sich vor allem Wagner-Freaks erschließen dürfte. Das Publikum auf den berühmten Holzsitzen sind Komparsen aus Franken.
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