
Mit Richard Wagner ist nicht zu spaßen: Kaum haben sich die Filmemacher des Bayerischen Rundfunks (BR) erfrecht, den Grünen Hügel durch schnöden Mord zu entweihen, schon trifft sie der Zorn des Komponisten: Der Dreh für den fünften Franken-„Tatort“ erlebt am Pressetag seine Götterdämmerung: Blitz, Donner und Wolkenbruch scheuchen die Crew von der grünen Wiese ins Festspielhaus.
Beim Film ist alles auf die Minute geplant und getaktet, auch für die Journalisten gibt es ein Drehbuch. Das legt fest, wo die Fotografen und wo die „Tatort“-Stars – und in welche Richtung zu fotografieren ist. Es gibt viel zu lachen und viel Lob für Franken und die Filmkulisse Bayreuth.
Wetter hält sich nicht ans Drehbuch
Nur das Wetter hält sich nicht ans Drehbuch: Am Morgen hat das Produktionsteam begonnen, eine Außenaufnahme vor dem Festspielhaus zu drehen. „Sonnig, warm und trocken, ganz wunderbar, weil unser Film ja zur Festspielzeit im Sommer spielt“, sagt BR-Redakteurin Stephanie Heckner. Mittags sollen die Dreharbeiten weiter gehen, doch da setzt ein filmreifes Gewitter Bayreuth unter Wasser.
Wären die Leute beim Film ein bisschen spontaner, sie hätten dramatische Wetter-Bilder in den Krimi einbauen können. So aber wird improvisiert und der Dreh ins Festspielhaus verlegt – und statt der Fotos vom Set gibt es für die Presse nur Gruppenbilder und Gruppeninterviews mit der Filmcrew auf improvisierten Sitzgruppen im Foyer.
Wäre das Donnerwetter inszeniert gewesen, dann hätte es die perfekte Ouvertüre für den Film „Ein Tag wie jeder andere“ abgegeben, der 2019 in der ARD laufen wird. Denn Regisseur Sebastian Marka und Drehbuchautor Erol Yesilkaya stehen nicht für sozial und politisch ambitionierte Filmkunst, die der Franken-„Tatort“ zuletzt geliefert hat. Diesmal wird der Krimi völlig anders.
Marka hat bereits etliche „Tatort“-Folgen mit unterschiedlichen Teams gedreht, aber immer war der blutrote Faden unverkennbar: Markas Metier ist der Thriller, der das Publikum fordert, hart, schnell, brutal. Zusammen mit Yesilkaya inszenierte Marka 2016 den Münchner „Tatort: Die Wahrheit“, dessen Plot an das erinnert, was jetzt in Bayreuth gespielt wird: Die Kommissare jagen einen Serienkiller.
Jede Stunde ein Mord
Auch wenn Schauspieler Fabian Hinrichs (Kommissar Felix Voss) nach eigenem Bekunden „kein Freund von Opern“ ist, wird der fränkische „Tatort“ wegen des Schauplatzes Bayreuth große Oper bieten. Der Film beginnt, so viel war bereits zu erfahren, im Gerichtssaal, wo ein Anwalt unvermittelt eine Waffe zieht und einen Richter erschießt. Exakt eine Stunde später passiert der zweite Mord in der Universität, und die Zusammenhänge führen die Ermittler ins Festspielhaus, wo sie das dritte Opfer vermuten. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die nächste Stunde vergeht schnell.
Weitere Details wollen die Filmemacher noch nicht sagen. Bleibt es bei zwei Leichen, gibt es einen dritten Mord oder gar noch mehr? Matthias Egersdörfer, der den Chef der Spurensicherung spielt, macht es fränkisch vielsagend spannend: „Es gibt scho etliche Dode.“ Donnerwetter!