Die Maschinenhalle auf dem Würzburger Bürgerbräugelände war noch nicht oft Ort klassischer Konzerte. Das wird sich jetzt mit dem neuen Festival "Kammermusik!" ändern: Vom 15. bis 17. Oktober wird es hier Konzerte in unterschiedlichsten Besetzungen geben. Es spielen junge Musikerinnen und Musiker die schon viele Erfolge vorzuweisen haben. Dazu gibt es einen Schreibwettbewerb.
Kammermusik als Gemeinschaftserlebnis steht für die Organisatorinnen Theresa Maria Romes und Marie-Thérèse Zahnlecker ganz oben. Seit Februar sind sie am Planen, Organisieren und Vorbereiten. Ihr Ziel: Kammermusik zeitgemäß und mit jungen Ideen auch für diejenigen zugänglich und interessant machen, für die sie Neuland bedeutet.
Kommunikation statt solistische (Selbst-)Darstellung
"Wir möchten die traditionelle Form des Festivals klassischer Musik aufbrechen", sagt die Sopranistin Theresa Maria Romes. Deshalb sei der außergewöhnliche Ort Programm. Er symbolisiere die Entkoppelung des Festivals vom traditionellen Konzertbetrieb. "Uns geht es ums Musikmachen ohne viel Drumherum", ergänzt die Pianistin Marie-Thérèse Zahnlecker und betont damit ganz beiläufig eine der Stärken der Kammermusik: die intime Erfahrung zwischen Hörern und Künstlern, die von der wechselseitigen Kommunikation lebt, bei der solistische (Selbst-)Darstellung in den Hintergrund rückt.
Die Kammermusik führt im etablierten Konzertleben eher ein Schattendasein. Die Tendenz geht zu großen Besetzungen und umjubelter Solo-Performance. Warum also unbedingt Kammermusik? "Kammermusik eröffnet Möglichkeiten, Musik zu erleben, die einmalig sind. Jeder Künstler bringt sich mit jeder Facette seiner Persönlichkeit ein, und der Zuhörer kann unmittelbar Teil dieser Unterhaltung werden", beschreibt Zahnlecker.
Schülerinnen und Schüler waren aufgerufen, selbst ein Märchen zu schreiben
Raum für unerschöpfliche Unterhaltung ist gegeben: vier Konzerte an drei Tagen sind unter verschiedenen Themen geplant und werden von sich immer neu formierenden Besetzungen des großen Ensembles gestaltet. Unter dem Motto "Es war einmal" gibt es etwa im ersten Konzert mit "Gesang des Einhorns II" eine Erstaufführung von Claus Kühnl, Sergej Prokofieffs "Das hässliche Entlein" und "Märchenbilder" von Robert Schumann in Kombination mit einer Märchenlesung.
"Wir holen hier auch die Schülerinnen und Schüler ins Boot", sagt Romes und verweist auf den Schreibwettbewerb des Kammermusikfestivals: Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 12 waren aufgerufen, sich Schumanns "Märchenbilder" op.113 für Viola und Klavier anzuhören und dazu eine eigenes Märschen zu schreiben: "Übersetze die Musik mit deinen Worten und deinem ganz persönlichen Stil", heißt es in der Ausschreibung. Das Märchen, das das Stück am kreativsten in Worte fasst, wird am Konzertabend vorgelesen.
Die Organisatorinnen wollen jährlich vier Konzerte auf die Beine stellen und so das Würzburger Konzert- und Festivalleben bereichern. Die Ensemblemitglieder haben alle ihre künstlerischen Wurzeln an der Würzburger Hochschule und sind sich einig: Würzburgs Kulturleben braucht ein solches Festival – im Angesicht der Pandemie umso mehr.