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Würzburg
Dorian Brunz – Autor und Stipendiat am Mainfranken Theater
Der 27-Jährige ist der neue Leonhard-Frank-Stipendiat. Was macht den jungen Autor so besonders, und wie sehen seine Pläne für die Zusammenarbeit mit dem Theater aus?
Dorian Brunz im Foyer des Mainfranken Theaters 
Foto: Silvia Gralla | Dorian Brunz im Foyer des Mainfranken Theaters 
Alexandra Lyttwin
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:03 Uhr

Er hat es geschafft: Dorian Brunz ist der neue Leonhard-Frank-Stipendiat des Mainfranken Theaters. Der junge Autor aus Berlin konnte sich gegen rund 30 Bewerber durchsetzen und wird nun ein Jahr lang vom Mainfranken Theater gefördert. Neben einer finanziellen Unterstützung von 500 Euro im Monat erwartet den Nachwuchsautor in diesem Jahr eine enge Zusammenarbeit mit der Dramaturgie des Theaters: Gemeinsam soll ein bühnenreifer Theatertext entstehen, der abschließend in Form einer Lesung oder Uraufführung am Theater präsentiert wird.

Erstes Kennenlernen mit den Dramaturgen 

Wir treffen den neuen Stipendiaten bei seinem ersten Besuch in Würzburg. Gerade kommt er von seinem Kennenlernen mit den Dramaturgen des Mainfranken Theaters. "Die ersten Gespräche waren sehr inspirierend und schön", sagt er. "Ich fühle mich schon ein bisschen wohl hier, muss ich sagen."

Der 27-Jährige, der gerade sein Studium im Fach Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin beendet hat, weiß an der bevorstehenden Zusammenarbeit vor allem eines zu schätzen: "Wenn man nach dem Studium auf der freien Wildbahn angekommen ist, verliert man erst einmal ein Stück weit die Ansprechpartner für seine Texte", so Brunz. "Die Dramaturgie am Mainfranken Theater ist natürlich der perfekte Ansprechpartner für solche Meinungs- und Verständnisfragen." Natürlich sei auch die finanzielle Unterstützung für ihn von Vorteil: "Gerade wenn man vom Schreiben auch seine Miete zahlen will."

Der Intendant lobt Brunz' eigene Handschrift

Vor allem seine "originelle, dichte und frische Sprache" hat die Jury des Mainfranken Theaters überzeugt, dem jungen Dramatiker aus Berlin die enge Kooperation anzubieten. Intendant Markus Trabusch lobt: "Brunz‘ eigene Handschrift ist schon jetzt sehr ausgeprägt."

Auch die Liste seiner bisherigen Erfolge kann sich sehen lassen: 2018 war er mit seinem ersten Bühnenstück "Das Kind malt" auf dem Interplay Europe Festival in Lettland vertreten. 2019 wurde sein Stück "Dumbo oder Vielleicht einer der letzten schönen Tage des Jahres" am Theater Koblenz uraufgeführt. Im Sommer ist Brunz auf die Autorentheatertage 2020 in Berlin eingeladen – im gleichen Zug feiert im Juni sein Werk "beach house" Uraufführung am Deutschen Theater. Alle seine Stücke sind im Rowohlt Theater Verlag erschienen.

"Der erste und einfachste Weg für mich, dieser Welt ein Stück näherzukommen, war damals das Schauspielen."
Dorian Brunz, Autor, über erste Theatererfahrungen

Doch wie kommt ein so junger Mensch überhaupt dazu, Bühnentexte zu schreiben? Brunz gibt zu: An die Vorstellung, Autor zu sein, muss er sich erst noch gewöhnen. "Aber irgendwie hat es mich schon immer zu dieser Welt hingezogen." Bereits als Kind sei er regelrecht "theaterverrückt" gewesen, schmunzelt er.

"Der erste und einfachste Weg für mich, dieser Welt ein Stück näherzukommen, war damals  das Schauspielen." Angefangen habe er "ganz klassisch" mit der Theater-AG in der Schule, später folgte das Musiktheater, am Ende stand er sogar vor der Kamera. Auch wenn sich Brunz mit der Schauspielerei heute nicht mehr identifiziert, seine Zeit auf der Bühne war durchaus erfolgreich: So stand er für das Musical "Les Miserables" auf der Bühne des Theaters des Westens und spielte ein Jahr lang in der beliebten Kinder-TV-Serie "Schloss Einstein" mit.

Seine Leidenschaft für das Schreiben entdeckte er dann während eines Jugendclubs am Deutschen Theater: "Neben dem Schauspielen haben wir dort angefangen, auch unsere ersten eigenen Stücke zu entwickeln", so Brunz. "Am Ende habe ich gefühlt nur noch geschrieben und kaum mehr gespielt." Seine Texte kamen gut an. Ihm wurde klar: "Eigentlich ist es das, wo ich meine Energie noch mehr reinstecken möchte." Kurzerhand steigt er nach der letzten Runde des Vorsprechens an der Hochschule für Schauspiel Ernst Busch in Berlin aus und entschied sich stattdessen für den Studiengang Szenisches Schreiben an der Universität der Künste.

Ein Autor, der vor harten Themen nicht zurückschreckt

Im ersten Jahr an der Uni schrieb er dann seinen "ersten richtigen Bühnentext" – "Das Kind malt". Ein Stück von besonderer Bedeutung für den jungen Dramatiker: "Dieser Text war der erste, bei dem ich mir dachte: Das ist es – das ist die Richtung, in die ich gehen möchte." Er handelt von einem erfolgreichen Paar, das plötzlich mit der Frage konfrontiert wird: Sind wir bereit ein Kind aufzunehmen, dessen Mutter im Sterben liegt – obwohl dies all unseren Zukunftsplänen widerspricht? Prioritäten im eigenen Leben, Fürsorge und soziale Verantwortung – Themen, die "Das Kind malt" dominieren. Und von da an auch Brunz' Arbeiten prägten.

Mit seinen Texten will der Autor vor allem eines schaffen: "Eine Übersetzung von unserer jetzigen Zeit mit all ihren Widersprüchen, ihrem Irrsinn und all ihren seltsamen Idealen." Dabei geht es ihm nicht darum, "einfach nur etwas auf der Bühne abzubilden", sagt er. Vielmehr wolle er die unterschwelligen Konflikte der heutigen Zeit zum Vorschein bringen: "Wir alle sind irgendwie verwoben in sozialen Beziehungen, jeder kann sie nachvollziehen. Aber genau da eben etwas aufzudecken, was wir vielleicht oft verschleiern – das ist es, was ich gerne auf der Bühne sehen würde."

Möglicherweise rollt er seinen ersten Bühnentext nochmal neu auf

"Das Kind malt" könnte für Brunz auch während seiner Zeit am Mainfranken Theater noch einmal eine wichtige Rolle spielen, lässt er während des Gesprächs durchblicken: "Seit längerem kreist der Gedanke in mir, meinen ersten Bühnentext noch einmal neu aufzurollen und zu überarbeiten." Dies sei jedoch erst einmal nur eine Idee. Konkrete Pläne für seine Arbeit hier gebe es bisher noch nicht.

Bevor diese Pläne geschmiedet werden, stehe nun erst einmal eine Entdeckungstour durch Würzburg auf dem Programm. Die neue Arbeit soll schließlich am Ende einen Bezug zur Stadt haben. "Derzeit kann ich leider noch nicht viel zu Würzburg sagen, das wird sich aber hoffentlich bald ändern. Ich werde in nächster Zeit immer mal wieder länger hier sein." Er freue sich auf die Zeit am Mainfranken Theater. "Und darauf, die Stadt und die Menschen hier ein bisschen näher kennen zu lernen."

In eigener Sache: Das Treffen mit Dorian Brunz fand bereits am 5. März statt, also fünf Tage, bevor im Zuge der Corona-Krise das Mainfranken Theater den Betrieb einstellte, und fast zehn Tage vor Ausrufung des Katastrophenfalls in Bayern. Die Redaktion beschränkt inzwischen selbstverständlich alle Außenkontake auf ein unvermeidliches Minimum.

 
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