zurück
Maßbach
Die Kunst des misslungenen Seitensprungs: Vergnügliche Sommerkomödie im Theater Schloss Maßbach
Premiere von Neil Simons Komödie "Der Letzte der feurigen Liebhaber", mit der das Theater Schloss Maßbach am 25. Mai auch die Freiluftsaison eröffnet
Fast könnte man glauben, dass selbst Barney-Darsteller Ingo Pfeiffer (hier mit Anna Katharina Fleck) nicht mit so viel geballter Weiblichkeit gerechnet hat.
Foto: Sebastian Worch | Fast könnte man glauben, dass selbst Barney-Darsteller Ingo Pfeiffer (hier mit Anna Katharina Fleck) nicht mit so viel geballter Weiblichkeit gerechnet hat.
Siggi Seuß
 |  aktualisiert: 22.07.2024 02:32 Uhr

Männer in 27-jähriger Ehepartnerschaft (plus/minus X) aufgepasst! Studiert bitte aufmerksam die Eroberungsstrategien von Barney Cashman in Neil Simons Komödie "Der Letzte der feurigen Liebhaber", die im Theater Schloss Maßbach zu sehen ist und ab 25. Mai auf der Freilichtbühne für reichlich Gelächter sorgen wird. Seht, wie man es nicht machen sollte.

Hintersinn und gewitzte Dialoge prägen das Stück des erfolgreichen amerikanischen Boulevardautors, dessen Stücke schon mehrfach in Maßbach inszeniert wurden ("Barfuß im Park", "Die beiden Draufgänger", "Ein seltsames Paar"). Es spielt mit einem beliebten Komödienthema, mit den Ausbruchsversuchen von Ehepartnern aus selbstgewählter Unfreiheit.

Die Geschichte hat auch 55 Jahre nach der Uraufführung noch eine gewisse Allgemeingültigkeit

Die von Susanne Pfeifer inszenierte Geschichte (Bühne: Patrick Schmidt, Kostüme: Daniela Zepper) hat auch 55 Jahre nach der Uraufführung am Broadway noch eine gewisse Allgemeingültigkeit. Aus gesicherten Verhältnissen heraus fasst der Mann Operationen zur Optimierung seines sexuellen Selbstwertgefühls ins Auge: den Seitensprung. Man lernt also den akkuraten, leicht neurotischen Mr. Cashman kennen, Besitzer eines Fischrestaurants, der Frauen – einzeln - zu einem lustvollen Nachmittag ins Apartment seiner Mutter einlädt, immer zu jener Zeit, in der er Mama außer Haus weiß.

Jeanette (Silvia Steger) bringt in Barney (Ingo Pfeiffer) etwas zum Klingen, das seine Begierden entschärft.
Foto: Sebastian Worch | Jeanette (Silvia Steger) bringt in Barney (Ingo Pfeiffer) etwas zum Klingen, das seine Begierden entschärft.

Damit sind Überraschungen programmiert. Nicht etwa die, dass Mutter plötzlich im Zimmer stünde oder aus einer von mindestens fünf Türen Überraschungsgäste auftauchten. Nein, Barney muss nur eine Tür im Auge behalten, nämlich die, durch die gleich die Angebetete seiner Wahl tritt. Und schon wird die Sache heikel und vergnüglich.

Fast könnte man glauben, dass selbst Barney-Darsteller Ingo Pfeiffer nicht mit so viel geballter Weiblichkeit gerechnet hat. Es erscheinen nacheinander Anna Katharina Fleck als Elaine, Anna Schindlbeck als Bobby und Silvia Steger als Jeanette (die drei mimen zudem noch drei skurrile Servicemitarbeiterinnen). Elaine, Bobby und Jeanette erteilen dem Möchtegern-Liebhaber mit der Feurigkeit eines irritierten Pandabären Lektionen in der Kunst des Scheiterns, und das mit höchst unterschiedlichen Mitteln und Temperamenten.

Es ist ein Vergnügen, wie sich Ingo Pfeiffer von den drei Diven des Theaters an die Wand spielen lässt

Elaine nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie will Sex, und er eiert, eingeklemmt in Anzug, Krawatte und Versagensangst, unbeholfen zwischen Tür und Bettcouch. Anna Katharina Fleck spielt lasziv, dominant und rhetorisch schlagfertig. Bobby – das glatte Gegenteil: hippelig, naiv, traumverloren, Gitarre unterm Arm, Gold in der Kehle und eine Menge Karriereflausen im Kopf, aber auch ein bisschen borderlinig wie Marilyn Monroe. Anna Schindlbeck gibt ihr den richtigen Drive. Wiederum ganz anders die Dritte, Jeanette, die Frau von Barneys bestem Freund. Von Leben und Ehe gezeichnet, zugeknöpft und zutiefst melancholisch, bringt sie in Barney etwas zum Klingen, das seine Begierden entschärft. Silvia Steger verleiht ihr die richtige Dosis Glaubwürdigkeit.

Es ist ein Vergnügen, zu sehen, wie sich Ingo Pfeiffer von den drei Diven des Theaters an die Wand beziehungsweise auf die Bettcouch spielen lässt. Wie Barney immer wieder vergeblich versucht, Feuer zu entfachen und sich am Ende mit der wahren Wärme des Ehestands begnügt. Das ist das Versöhnliche, das Paartherapeuten gerne ihren fortgeschrittenen Klienten empfehlen: "Muntern Sie doch mal wieder Ihre Ehe auf!" Auch in Komödien, sofern sie nicht schwarz sind, setzt man auf Happy End. Das Maßbacher Freilichtpublikum wird das im Juni sicherlich goutieren. Im richtigen Leben wird Barney mit seinen Gelüsten wohl weiterhin sprungbereit sein.

Vorstellungen im Intimen Theater und auf Gastspielen bis 17. Mai. Ab 25. Mai auf der Freilichtbühne. Kartentelefon (09735) 235. www.theater-massbach.de

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Maßbach
Siggi Seuß
Ehepartner
Komödie
Krawatten
Marilyn Monroe
Mütter
Theater Schloss Maßbach
Theater Schweinfurt
Vergnügen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen