- Was ist zu sehen? Das Schweinfurter Museum Georg Schäfer zeigt Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafik von Max Slevogt, dazu Fotos, Briefe und Filme, insgesamt 140 Exponate. Slevogt (1868-1932) gilt als einer der drei großen deutschen Impressionisten.
- Was ist das Thema? Die Ausstellung rückt Max Slevogts Liebe zu Musik, Theater und Literatur in den Mittelpunkt. Etwa mit Szenen aus Opern, Bühnenbildentwürfen oder Illustrationen zu Abenteuer-Büchern wie "Lederstrumpf".
- Was ist das besondere? In den Bildern wird Slevogts Begeisterung direkt erfahrbar. Betrachterinnen und Betrachter erleben hautnah, wie er sich eine Verfolgungsjagd in der amerikanischen Steppe oder den Tod der Kleopatra vorstellte.
Selten kommt man einem Künstler in einer Ausstellung so nahe. Das Schweinfurter Museum Georg Schäfer zeigt den Opern-, Theater- und Literaturfan Max Slevogt (1868-1932), und auf jedem der Gemälde, auf jeder Zeichnung und jeder Buchillustration spürt man die Begeisterung für Drama, Emotion und Abenteuer. Der Titel "Les Amusements" bedeutet, frei übersetzt, "die Zerstreuungen" und meint alles, was mit Bühne, Spiel und Unterhaltung zu tun hat.
Slevogt, der seine Schulzeit in Würzburg verbrachte, war schon früh mit Oper und Konzert in Berührung gekommen. In Berlin, wo er ab 1901 lebte, besuchte er Aufführungen aller Art, von Hochkultur bis Varieté, von Faust bis Flamenco. Oft machte er schon während der Vorstellung auf der Besetzungsliste erste Skizzen für spätere Gemälde.
Slevogt ist neben Max Liebermann und Lovis Corinth einer der drei großen deutschen Impressionisten. Während Corinth als der wilde, ungestüme, extreme gilt und Liebermann als der noble, feinsinnige, aristokratische, nimmt Slevogt eine Art Zwischenposition ein. Die zeitgenössische Kritik ordnet ihm immer wieder "Heiterkeit und Schönheit" zu, in der neuen Schweinfurter Ausstellung werden etliche weitere Facetten sichtbar.
Hier wird Slevogts Hang zum Drastischen und zum Mehrdeutigen sichtbar
Slevogts Passion für die Darstellung von Bewegung, zum Beispiel. Und ein Hang zum Drastischen und zur Zwei- beziehungsweise Mehrdeutigkeit, den der ehemalige Karikaturist in seine Gemälde und Buchillustrationen mitnimmt. So zeigt das Gemälde "Totentanz" laut Museumsleiter Wolf Eiermann eigentlich nur eine Bedienung, die einen maskierten Gast mit sich zieht, um ihm seinen Platz zu zeigen. Die rauschhafte Stimmung und die düsteren Farben geben der Szene aber etwas eindeutig Abgründiges.
Kostüm- und Bühnenbildentwürfe sowie Szenenbilder, die direkt von sogenannten Film-Stills, also Standbildern aus Filmen inspiriert scheinen, zeigen Max Slevogts intensive Auseinandersetzung etwa mit den Werken von Mozart ("Zauberflöte", "Don Giovanni"), Wagner ("Ring des Nibelungen"), Goethe ("Faust II") und Shakespeare ("Macbeth"), aber auch mit Märchen und Sagen und nicht zuletzt mit Abenteuerromanen wie "Der Waldläufer" und "Lederstrumpf".
Kuratorin Karin Rhein erzählt, man habe den über 40-Jährigen, seinen Verleger Paul Cassirer und die Schauspielerin Tilla Durieux in den Dünen von Nordwijk beim "Indianer"-Spielen gesichtet. Die Durieux übrigens sorgt für eine kleine Sensation. Vielmehr sie als sterbende Kleopatra auf einem Gemälde von 1907, das als verschollen galt. Im Vorfeld der Ausstellung meldete sich die Besitzerin, eine Berliner Sammlerin, die anonym bleiben möchte, und bot das Bild als Leihgabe an. Nun ist es – frisch wiederentdeckt und noch ungerahmt – ein Starstück der Ausstellung.
Auf historischen Aufnahmen kann man den berühmten Bariton Francisco d’Andrade hören
Operndirektoren und Regisseure wie Max Reinhardt oder Otto Brahm umwarben Slevogt als Bühnenbilder. Tatsächlich stattete er eine Inszenierung des "Don Giovanni" an der Dresdner Semperoper aus, ein Werk, dem er nicht zuletzt durch seine lebenslange Freundschaft mit dem portugiesischen Bariton Francisco d’Andrade verbunden war. D'Andrade feierte damals in der Titelrolle Triumphe. In der Ausstellung ist er auf einer Ölskizze und in historischen Hörproben vertreten.
Nicht zustande kam, trotz Korrespondenz mit Siegfried und Winifred Wagner und Bittschreiben an Dirigent und Freund Arturo Toscanini, eine Zusammenarbeit mit den Bayreuther Festspielen. "Das passte wohl auch politisch nicht", vermutet Karin Rhein in Anspielung auf die Sympathien Winifreds für Hitler und die Nationalsozialisten.
Besondere Erwähnung verdient der üppige Katalog (Sandstein Verlag, 38 Euro). Er ist vor allem bei der Entschlüsselung der Zeichnungen nahezu unerlässliches Hilfsmittel. Die Zeichnungen sind zwar jede für sich Kleinodien an Witz, Spannung und Dynamik, aber erst die Erläuterungen und Einordnungen dazu gewähren den vollen Genuss dieser genussreichen Ausstellung.
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt: "Les Amusements – Max Slevogt, Inspirationen durch Bühne und Literatur", bis 19. Juni. Di 10-20 Uhr, Mi-So 10-17 Uhr. Werke aus dem Bestand und Leihgaben: Landesmuseum Mainz, Saarlandmuseum Saarbrücken, Pfälzische Landesbibliothek Speyer, weitere Museen und private Sammlungen. 140 Exponate: Gemälde und Arbeiten auf Papier, dazu kommen Fotos und Dokumente.