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Würzburg
Amelie Fried: Warum der Kontakt zum Publikum für Autoren so wichtig ist
20 Bücher hat sie geschrieben, alles Bestseller. In Würzburg las sie an einem besonderen Abend aus ihrem neuesten Buch "Die Spur des Schweigens". Wie der Abend mit Amelie Fried verlief?
Ausverkaufter Abend beim MainLit Festival am Freitagabend bei der Lesung der Autorin Amelie Fried aus 'Die Spur des Schweigens' im Gut Wöllried in Rottendorf.
Foto: Silvia Gralla | Ausverkaufter Abend beim MainLit Festival am Freitagabend bei der Lesung der Autorin Amelie Fried aus "Die Spur des Schweigens" im Gut Wöllried in Rottendorf.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:14 Uhr

"Wir sind alle schockiert über das, was heute in Würzburg passiert ist", beginnt Amelie Fried am Freitagabend ihre Lesung beim MainLit Literaturfestival (MainLit) im Gut Wöllried bei Würzburg. Knapp drei Stunden vorher war es in der Stadt zu einer brutalen Messerstecherei mit drei Toten gekommen. Der Schock war dem Publikum anzumerken. "Was ich nun tun will ist, Sie abzulenken und zu unterhalten", sagt Fried, die vielen als TV-Moderatorin bekannt ist. In den 1980er Jahren moderierte sie die BR-Sendung "Live aus dem Alabama", unter anderem mit Giovanni di Lorenzo, mit dem sie später von 1998 bis 2009 die Sendung "3 nach 9" präsentierte.

Vielleicht kam es einem deshalb so vor, als würde man eine alte Bekannte auf der Bühne sehen. Das hatte an diesem besonderen Abend durchaus etwas Beruhigendes. Die Bestseller-Autorin beginnt aus ihrem neuesten Buch "Die Spur des Schweigens" (Heyne Verlag, 22 Euro) zu lesen. Es geht darin um die Journalistin Julia, die sich von einem schlechten Auftrag zum nächsten hangeln muss. Doch dann stößt sie bei ihrer Recherche über mögliche sexuelle Übergriffe in einem Forschungsinstitut auf ein gefährliches Gemisch aus Machtmissbrauch, Schweigen und Vertuschung. Spannend.

Mitten in der Lesung von Bestsellerautorin Amelie Fried am Freitag im Gut Wöllried in Rottendorf bei Würzburg setzte der Regen ein.
Foto: Silvia Gralla | Mitten in der Lesung von Bestsellerautorin Amelie Fried am Freitag im Gut Wöllried in Rottendorf bei Würzburg setzte der Regen ein.

"Mein Interesse am 'MeToo'-Thema wurde speziell durch eine Auseinandersetzung mit einer Facebook-Freundin ausgelöst", erzählt Fried, die ihre Lesung immer wieder für Erklärungen unterbricht. Besagte Frau hatte einen Post zum Weinstein-Skandal so kommentiert: "Männer sind eben so. Man muss sich als Frau nicht so haben. Man kann doch auch ‚nein‘ sagen." Fried sei zwar keine militante Feministin, aber "ich weiß dass es massiven Machtmissbrauch innerhalb von Institutionen gibt, wo Frauen keine Chance haben, sich zu wehren, ohne sich ihre Karriere und ihr Leben kaputt zu machen". Sie selbst habe glücklicherweise nie solche Erfahrungen gemacht.

Julia ist der allgemeinen Berichterstattung zum Thema sexuelle Belästigung und "Me too" zunächst ein wenig überdrüssig und hat kein übermäßiges Interesse an der Recherche. "Aber ich lasse meine Heldin einen Bewusstwerdungsprozess durchlaufen, von der Skeptikerin hin zur Anwältin der Frauen", so Fried, die mittlerweile über 20 Bücher geschrieben hat. Ihre Romane "Traumfrau mit Nebenwirkungen", "Am Anfang war der Seitensprung", "Der Mann von nebenan", "Glücksspieler", "Liebes Leid und Lust", "Rosannas Tochter" und "Die Findelfrau" wurden Bestseller. Vier der Romane wurden verfilmt.

Auch Hauptfiguren müssen Schwächen haben

Die neugierige, impulsive Julia bringt mit ihren taffen Sprüchen das Publikum immer wieder zum Schmunzeln. "Hauptfiguren sind nur spannend, wenn sie gute und schlechte Eigenschaften haben", erklärt die Autorin.  Es mache ihr Spaß sich Figuren auszudenken, die Brüche haben und nicht aalglatt sind. "Julia ist nicht so weit von mir entfernt", gibt die 62-Jährige zu. Mittlerweile fängt es zu regnen an. Das Publikum bekommt Regenponchos ausgehändigt, andere verkriechen sich unter Regenschirmen. Amelie Fried zieht sich einen Pullover über.

Mit den Fällen sexueller Belästigung verwebt die Autorin noch einen zweiten Handlungsstrang: das Mysterium um Julias Bruder, der vor Jahren plötzlich verschwand und der zuvor in dem Forschungsinstitut gearbeitet hat. Alle vorgelesenen Passagen sind mit viel Wortwitz geschrieben, sind spannend und machen Lust auf mehr. "Manchmal kommt beim Schreiben etwas an die Oberfläche, das einen selbst überrascht", sagt sie.

Fotoserie

Der Kontakt zum Publikum sei für Autoren so wichtig, erklärt Fried. "Lesungen sind für mich die Belohnung für das lange, einsame Schreiben", sagt sie. Durch Corona seien alle Veranstaltungen ausgefallen. Es sei schön zu sehen, für wen man die Bücher schreibt. 

 
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