- Was ist das für ein Stück? "Cash - und ewig rauschen die Gelder" ist eine Verwechslungs- und Verwandlungskomödie von Michael Cooney aus dem Jahr 1993.
- Worum geht es? Seit zwei Jahren verheimlich Eric Swan seiner Frau, dass er seinen Job verloren hat. Um sich finanziell über Wasser zu halten, schröpft er den Sozialstaat mit einem dubiosen Geschäftsmodell. Als plötzlich ein Prüfer des Sozialamtes vor der Tür steht, wird das komplette Haus in das Lügenkonstrukt hineingezogen.
- Lohnt der Besuch? Soweit sich bis zum wetterbedingten Abbruch des Stücks sagen lässt: Ja. "Cash" überzeugt mit Wortwitz, Tempo und Situationskomik.
Ein ehemaliger Angestellter, der seinen Jobverlust partout vor seiner Frau verheimlichen möchte, ein geheimes Geschäft mit Perücken, Stützstrümpfen und Korsetts, ein betrunkener Beamter und eine Leiche, die keine ist – mit der Premiere der temporeichen Komödie "Cash – und ewig rauschen die Gelder" wurde am Mittwochabend auf der neuen Spielstätte der Gemündener Scherenburgfestspiele (Lkr. Main-Spessart) die letzte Premiere der diesjährigen Spielzeit gefeiert. Wortspielereien, absurde Verstrickungen und eine Menge Situationskomik sorgten immer wieder für Szenenapplaus und Lacher. Eine Auflösung der turbulenten Verwechslungsjagd blieb den Zuschauerinnen und Zuschauern aber versagt, denn das Wetter hatte andere Pläne.
Fingierte Todesfälle und rasante Rollenwechsel auf der Scherenburg
Als der ehemalige Angestellte der örtlichen Stadtwerke, Eric Swan (Andreas van den Berg), bemerkt, dass das Sozialamt die staatliche Unterstützung für seinen längst nach Kanada ausgewanderten Mieter unbeirrt weiterzahlt, reift in ihm die Idee für ein dubioses Geschäftsmodell. Nach und nach erfindet er eine ganze Reihe invalider Hausbewohnerinnen und -bewohner und allerlei körperliche Gebrechen, um den Sozialstaat zu schröpfen. Mit im Verbrecher-Boot sitzt Onkel George (Gerhard Kolbert), der als Bote im Krankenhaus die gefälschten Belege und Atteste beisteuert.
Mit dem überraschenden Kontrollbesuch von Mr. Jenkins (Yannik Meyer) vom Sozialamt nimmt die Handlung an Fahrt auf. So wird kurzerhand auch Swans Untermieter Norman Basset (Steffen Westenmeier) unfreiwillig in das Lügenkonstrukt hineingezogen. Bald muss er sowohl den eigenen fingierten Tod in Kauf nehmen als auch in zwei weitere Rollen schlüpfen: die der vorgeblichen Vermieterin und die seines eigenen erfundenen Sohnes, der sehr zum Erstaunen des Sozialbeamten nicht so taub zu sein scheint, wie in den Akten vermerkt.
Nach und nach füllt sich so das Haus mit einer Eheberaterin (Rosalie Cella), die mit Erics Frau Linda Swan (Petra Zakrzewski) dessen vermeintliche Neigung zum Crossdressing (das Tragen von für ein anderes Geschlecht als typisch erachteter Kleidung) aufzudecken glaubt, einer hartnäckig emphatischen Sozialarbeiterin (Lisa Rubenbauer) und einem Bestatter, dem das Treiben mit der angeblichen Leiche reichlich komisch vorkommt.
Fallende Bilder und kippende Lampen - Unwetter sorgt für Abbruch
Kurz bevor die resolute Inspektorin vom Sozialamt (Melanie Schelbert) und die betrogen geglaubte Verlobte Normans (Hannah Zänglein) Licht in das Dickicht an Verwechslungen, Verwandlungen und vorgetäuschter Krankheits- und Todesfälle bringen konnten, setzte jedoch das aufziehende Unwetter der Vorstellung ein vorzeitiges Ende. Zwischen zersplitternden Bilderrahmen, umfallenden Lampen und Regen, beendete Geschäftsführer Christoph Michl die Premiere. Doch trotz fehlender großer Auflösung ebbte der Applaus des Publikums kaum ab.
Die Inszenierung unter der Regie von Jens Hajek überzeugt mit einer Verkettung abstruser Situationen und einem bunten Sprachspiel aus uneindeutiger Rede und Wortwitz. Ob das Finale der Komödie dem bis dahin rasanten Verlauf des Stücks gerecht werden kann, werden aber erst die Zuschauenden der kommenden Vorstellungen erfahren.
Bis zur Dernière am Sonntag, 15. August, sind viele weitere Aufführungen geplant. Termine und Karten auf www.scherenburgfestspiele.de