Vor gut 100 Jahren wurde der Frankenbund gegründet. Genau am 11. Oktober 1920 in Würzburg – im Nebenzimmer des Gasthofs "Franziskaner". Voriges Jahr fiel das Fest aus, die Eröffnung der Jubiläumsausstellung wurde abgesagt. Das Coronavirus war schuld. Heuer wird alles nachgeholt. Der Anlass ist auch Monate später einen Staatsempfang im Herbst wert – und aktuell eine Ausstellung.
Was war der Anlass der Gründung? Wer sollte angesprochen werden? Nicht nur diese Fragen werden in der als Wanderausstellung konzipierten Präsentation "Franken um 1920" beantwortet. Erste Station ist auf der Festung Marienberg – im Museum für Franken. Besucher können dort auch Blicke in die Welt von damals werfen. Museumsschef Jörg Meißner freut sich über diese Kooperation, denn das Museum für Franken sei ja für ganz Franken – wie auch der Frankenbund.
Mehrere aufwändig dreidimensional gestaltete Kasten-Module sowie Texte und Bilder auf zweidimensionalen Litfaß-Säulen informieren über Ereignisse, Bewegungen und Lebenswelten vor gut einem Jahrhundert – in Schlaglichtern. Beleuchtet werden die Themen Kleidung, Theater und Politik, Kunstszene, Nahrungs- und Wohnungsnot sowie Musik und Weltflucht – und natürlich die Gründung des Frankenbundes. "Aus dem Blickwinkel der Kultur Geschichte betrachten", ist die Intention von Ausstellungskuratorin Evelyn Gillmeister-Geisenhof aus Weißenburg, Bezirksvorsitzende des Frankenbundes für Mittelfranken.
1920 sei ein bewegtes Jahr gewesen. "Es war eine Zeit tiefgreifender Verunsicherung", sagte Paul Beinhofer bei der Pressekonferenz im Museum für Franken. Der Bundesvorsitzende des Frankenbundes und ehemalige Regierungspräsident von Unterfranken verweist auf den verlorenen ersten Weltkrieg, die schlechte Versorgungslage der Bevölkerung sowie den Übergang von der Monarchie zur Weimarer Republik.
Mit der Gründung des Frankenbundes sollte den "entwurzelten Menschen wieder Heimat, Sicherheit und Geborgenheit" gegeben werden, so Beinhofer. Ganz Franken wieder zusammenzubringen und Wissen über fränkische Kultur und Geschichte zu vermitteln, war das Ziel, "wissenschaftlich fundiert und allgemeinverständlich formuliert". Der Frankenbund wollte – und will noch heute mit seinen Veranstaltungen und Veröffentlichungen ein breites Publikum ansprechen.
Das betonte bereits der Frankenbund-Gründer, der Gymnasiallehrer Peter Schneider. "Wir Franken müssen uns, den Landes- und Verwaltungsgrenzen zum Trotz, wieder als eine Familie fühlen lernen, die ein gemeinsames Kulturerbe überkommen hat und zu wahren verpflichtet ist", schrieb er in der bereits vor dem Frankenbund ins Leben gerufene Zeitschrift "Frankenland".
Diese Publikation sowie Tageszeitungen waren hauptsächlich die Quellen für den Themenbereich "Gründung" in der Ausstellung. Bundesgeschäftsführerin Christina Bergerhausen informierte, dass das gesamte Archiv des Frankenbundes beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 verbrannt ist. Rekonstruieren war also angesagt.
Wie breit die Themenvielfalt ist, zeigt Evelyn Gillmeister-Geisenhof beispielsweise beim Modul "Kleidung". Sie präsentiert auf jeder Seite des Kastens Einblicke beziehungsweise Momentaufnahmen, etwa eine Modenschau. Sie lässt sich sogar auf einer Drehscheibe bewegen – erwacht sozusagen zum Leben. Die Models von einst hat die Kuratorin mit viel Liebe zum Detail selbst gestaltet.
Zu sehen ist auch Reformkleidung der Nürnberger Werkstätte des Verbandes Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur. "Die Kleider wurden wieder heller, farbiger und ausladender um die Hüften." Die Frauen sollten wieder Kinder gebären, erläutert Gillmeister-Geisenhof den psychologischen Hintergrund. Auch in Würzburg sei 1923 die Idee der Reformkleidung aufgenommen worden.
Düsterer wird es dagegen in anderen Modulen. Etwa im Themenblock "Theater und Politik", in dem die Kuratorin auf das Drama "Masse Mensch" des Kriegsgegners und Revolutionärs Ernst Toller eingeht. Die Uraufführung in Nürnberg löste damals einen Skandal aus - und war ein Publikumserfolg.
Die Ausstellung "Franken um 1920" ist vom 7. August bis 10. Oktober im Museum für Franken in Würzburg zu sehen: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. Nächste Stationen sind Bamberg, Ansbach und Aschaffenburg. Kurze Einführung zur Ausstellung im Internet: www.museum-franken.de; Info über den Frankenbund: www.frankenbund.de