Trotz anhaltend niedriger Zinserträge wird die Unterfränkische Kulturstiftung auch 2021 wieder 7,1 Millionen Euro an Kulturträger weitergeben. "Die Entwicklung des Kapitalmarkts bereitet mittel- und langfristig erhebliche Sorgen", stellte Kämmerer Andreas Polst im Kulturausschuss des Bezirks fest. Er versicherte aber: "Wir bleiben ein verlässlicher Partner der Kultur."
Deshalb hat der Bezirk einige größere Ausgabeposten in den regulären Bezirkshaushalt verschoben. Dort kommen dafür nun die Umlagezahler auf – Gemeinden, Kreise und kreisfreien Städte. Die Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen und die Bayerische Musikakademie Hammelburg (zusammen 1,2 Millionen) werden schon 2021 aus dem Bezirkshaushalt finanziert, 2022 dann die Meisterschule Ebern für das Schreinerhandwerk (0,4 Millionen), 2023 der Schlosspark Werneck (0,3 Millionen), 2024 das Fränkisches Freilandmuseum Fladungen (1,2 Millionen).
Noch liegen die Zinserträge bei etwas über 3 Prozent
Noch liegen die Zinserträge bei 3,08 Prozent (Vorjahr: 3,35 Prozent). Aber bis 2025 ist knapp die Hälfte des langfristig angelegten Geldes fällig, muss also neu angelegt werden, und zwar höchstwahrscheinlich zu deutlich niedrigeren Erträgen.
Eine überarbeitete Fassung des Eckpunktepapiers bis 2025 soll eine vielfältige Förderung sichern, aber auch Einsparungen ermöglichen. Als Ziele sind neben der Bewahrung des kulturellen Erbes die Eingliederung benachteiligter Menschen, die Kulturvermittlung, der Aufbau von Netzwerken, aber auch "Freiräume für Neues" genannt. Neben der traditionellen Kultur bleiben die Popmusik, soziokulturelle Projekte und das Ehrenamt Förderschwerpunkte. Ausdrücklich angesprochen sind auch die Corona-Pandemie und ihre Folgen für die Kulturszene.
Keine Förderung für "Netzwerk jüdischer Friedhof Rödelsee"
Eine erste Auswirkung des Eckpunktepapiers zeigte sich noch in der Sitzung: Der Kulturausschuss lehnte den Förderantrag der Gemeinde Rödelsee über 25 000 Euro für ein "Netzwerk jüdischer Friedhof Rödelsee" ab. "Insellösungen" und "Doppelstrukturen" würden, so bis 2025 Klaus Reder, nicht mehr unterstützt. Das Eckpunktepapier setzt dagegen auf überregionale Projekte wie eine biografische Datenbank jüdischen Lebens oder den Arbeitskreis Gedenkort Deportation. Zudem habe sich der Freistaat verpflichtet, für den Unterhalt der jüdischen Friedhöfe aufzukommen.
Auch die überarbeiteten Richtlinien zur Denkmalpflege sowie für Museen und Sammlungen sollen kleine Sammlungen und ein Überhandnehmen von Exponaten verhindern. So sollen Bodendenkmäler oft nur noch im Luftbild erfasst werden und die Gegenstände im Boden verbleiben. Schwerpunkte sollen die digitale Erfassung vorhandener Bestände und der Aufbau weniger zentraler Depots bilden.
782 Objekte für 455 Millionen Euro: Die Aufteilung ist abgesegnet
Weiterer Punkt der Tagesordnung: Die Aufteilung der früheren Bestände des Zweckverbandes Mainfränkisches Museum, die der Ausschuss absegnete. Dafür war eine aufwendige Inventarisierung nötig gewesen: Es gab keine Liste, die alle Nachlässe, Schenkungen oder Ankäufe erfasste. Von den 782 Objekten mit einem geschätzten Gesamtwert von 455 Millionen Euro erhält nun die Stadt Würzburg 60 Prozent, die Kulturstiftung 40 Prozent. Die Kulturstiftung wird ihre Sammlung mit einem Wert von 182 Millionen Euro als Leihgabe für das Museum in Franken dem Freistaat übergeben. Das frühere Mainfränkische Museum wurde 2016 verstaatlicht.
Nachtrag: Die Stadt Würzburg und die Kulturstiftung haben ihre gemeinsamen Bestände des aufgelösten Zweckverbandes Mainfränkisches Museum aufgeteilt. Der Gesamtwert beträgt jedoch nicht wie im Artikel vom 1. Februar berichtet um 455 Millionen Euro, sondern nur 455 000 Euro. Dementsprechend haben die Exponate der Kulturstiftung nur einen Wert von geschätzt 182 000 Euro.