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Würzburg
Keine Corona-Hilfe für Künstler vom Bezirk
Für notleidende Kulturschaffende sieht der Bezirk Unterfranken den Freistaat in der Pflicht. Selbst will man aber bereits beantragte Förderungen auszahlen. Doch wie lange noch?
In den Taschen vieler Kulturschaffenden sieht es in Corona-Zeiten mau aus.
Foto: Rolf Vennenbernd, dpa | In den Taschen vieler Kulturschaffenden sieht es in Corona-Zeiten mau aus.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 15.02.2024 09:49 Uhr

Die Künstler gehören zu den größten Verlierern der Corona-Krise. Erst seit kurzem ermöglichen die Lockerungen ein zaghaftes Wiederaufleben des Kulturlebens. Dennoch hat sich nun bei der Sitzung des Kulturausschusses des Bezirks gezeigt, dass sich die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks nicht als zuständig für eine Unterstützung notleidender Künstler oder Veranstalter sieht. Dies sei Aufgabe des Freistaates, hieß es dort.

Der Bezirk möchte sich darauf beschränken, die noch vor der Krise im Haushalt verabschiedeten Anträge abzuarbeiten und Fördergelder nach den geltenden Richtlinien auszuzahlen. "Auch in der Krise werden wir genau so weiter fördern wie bisher", betonte Geschäftsleiter Gernot Janke. Die Stiftung sei auch in Krisenzeiten ein "verlässlicher Partner".

Veranstaltung zurückgezogen oder verschoben

Die Förderung von Kultur und Brauchtum gehört zu den Pflichtaufgaben des Bezirks, der diese in die Kulturstiftung ausgelagert hat. Janke erteilte jedoch einer Ausweitung der Förderung eine klare Absage: "Wir müssen uns an die Anträge halten, die bereits im Haushalt festgehalten sind", erklärte er. Dies betreffe 130 Förderanträge, die allerdings schon im Herbst, also noch vor Pandemie, gestellt worden waren. Voraussichtlich können davon knapp 80 Prozent in der bereits zugesagten Höhe ausgezahlt werden – vor allem auf Dauer angelegte, institutionelle Förderung, von denen meist Theater profitierten.

Schwierig ist die Lage bei den Projekten. Knapp ein Drittel von 90 Antragstellern hat die Veranstaltung zurückgezogen oder auf das kommende Jahr verschoben. Andere finden in einem veränderten, kleineren Rahmen statt. Eine Förderung gibt es in diesen Fällen nur, bis die Kosten gedeckt sind. Oft sei der genaue Stand unklar. Für die Verwaltung, die coronabedingt einige Zeit nicht mit voller Kraft arbeiten konnte, bedeute dies einen großen Aufwand, hieß es: In 95 Prozent aller Fälle müssten Mitarbeiter Nachfragen stellen.

Wie geht es mit der Kulturstiftung weiter?

Ob es Antragsteller gibt, die in Schieflage geraten sind, blieb unklar. Immerhin soll es eine einmalige Hilfe für existenzielle Härtefälle unter den Antragstellern geben. Der Bezirk sieht sich zudem als Brückenbauer zum Freistaat, der derzeit an zielgenaueren Hilfen arbeite als bisher: "Wir kennen natürlich die Szene vor Ort sehr gut und stehen mit vielen Künstlern in Kontakt", stellte Bezirksheimatpfleger Professor Klaus Reder fest.

Von der aktuellen Krise unabhängig sind Überlegungen, die Kulturförderung des Bezirks auf eine neue Grundlage zu stellen. Schon in den vergangenen Jahren hat sich abgezeichnet, dass die sinkenden Erträge der Stiftung aufgrund anhaltend niedriger Zinsen schon bald nicht mehr wie gewohnt die unterfränkische Kultur fördern kann. Die Grünen, die in einem Antrag von "einer Zäsur der Kulturarbeit" des Bezirks sprechen, fordern daher, die Finanzierung auf eine neue Basis zu stellen. Schon im September diskutiert die Strukturkommission des Bezirks die Zukunft der Kulturstiftung. Bis dahin soll eine überarbeitete Fassung der Förderrichtlinien vorliegen. Woher das Geld dafür kommen soll und ob es zu Einsparungen kommt, ist derzeit noch offen.

 
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