Kräuter und viele einheimische Pflanzen haben eine besondere Bedeutung bei Eheschließungen: Sie symbolisieren Treue, Liebe, Fruchtbarkeit oder Glück. Und sie sollen das Brautpaar auf dem Weg in das eheliche Leben geleiten. Schon vor Jahrhunderten zierten sie den hochzeitlichen Blumenschmuck - und sind auch heute wieder angesagt.
Gerade bei naturnahen Wald- und Wiesenhochzeiten mit schlichten Kleidern und fließenden Texturen sind sie sehr gefragt wegen ihres Duftes, der meist guten Haltbarkeit und ihrer tollen Bewegung, sagt Floristmeisterin Katharina Schumm aus Bamberg.
Kräuter mit hoher Symbolkraft
Bestimmte Pflanzen waren schon in der Antike bei Hochzeiten Brauch. Die Gemeine Myrte ist daher beispielsweise auch unter dem Namen Brautmyrte bekannt. «Die Myrte war das Symbol der Liebesgöttin Venus. Sie steht für ewige Liebe, Jungfräulichkeit und Fruchtbarkeit», erklärt Jens-Uwe Winkler vom Fachverband Deutscher Floristen in Essen. Thymian wiederum symbolisiert Kraft und Mut. Basilikum steht für Heiligkeit und Schutz.
Auch Rosmarin ist eine klassische Hochzeitspflanze. «Rosmarin steht für Treue, Fruchtbarkeit und Glück und wurde bis ins Mittelalter hinein in den Brautkranz gebunden», sagt Floristmeister Björn Kroner-Salié aus Berlin. Die aromatischen Pflanzen standen aber nicht nur für gute Wünsche: «Kräuter sollten durch ihren Duft böse Geister abhalten. Sie wurden daher auch für Girlanden und Blütenkränze verwendet, als einzelne Zweige oder gebunden», so Winkler.
Brauchtum weniger interessant
Dass traditionelle und einheimische Gewächse in den vergangenen Jahren wieder in den Fokus rücken, hängt nicht zuletzt auch mit königlichen Trendsettern zusammen. «Nach der Heirat von Prinz William und Kate Middleton waren einheimische Pflanzen plötzlich wieder sehr gefragt», berichtet Kroner-Salié. Die heutige Herzogin von Cambridge trug bei der Hochzeit im April 2011 ein Bouquet aus Efeu, Hyazinthen, Myrte, Maiglöckchen und Bartnelken.
Anders als in der Antike oder im Mittelalter spielt die Symbolik der Pflanzen heutzutage aber kaum noch ein Rolle. «Die Brautpaare fragen nicht danach, was die Pflanzen bedeuten. Ihnen sind Optik und Duft viel wichtiger», sagt Kroner-Salié.
Diese Erfahrung hat auch Floristmeisterin Schumm gemacht. In den vergangenen Jahren hatte sie gerade mal ein Brautpaar als Kunden, bei dem sich der Bräutigam mit der Symbolik intensiv beschaftigt hat. «Die Pflanze soll vor allem schön aussehen und in das Stilkonzept und die Komposition passen», erklärt Schumm. «Myrte zum Beispiel ist eher unscheinbar und wird daher kaum verarbeitet. Es sind eher Krauter wie Salbei, Lavendel oder auch Olive und Eukalyptus, die wegen des blaugrunen Blattwerkes sehr beliebt sind.»
Die Mischung macht's
Die filigranen Blüten von Lavendel, Majoran und Oregano können die natürliche Wirkung unterstreichen und sind ein feines Detail. Dennoch bleiben Kräuter in der Regel nur Beiwerk im Brautstrauß. «Kräuter sind vor allem Grün und haben – wenn überhaupt – nur kleine Blüten. Ein reiner Kräuterstrauß wirkt daher verwaschen, hat keine Tiefe und bietet keinen Ruhepol für das Auge», erklärt Schumm.
Die Hochzeitsfloristin kombiniert deswegen die Blätter mit unterschiedlichen Formen und Grüntönen mit den in der jeweiligen Jahreszeit blühenden Pflanzen. Für Hochzeiten im Frühjahr bieten sich beispielsweise Papageien- und andere gefüllte Tulpensorten sowie Ranunkeln und Anemonen an.
Im Sommer und Herbst kombiniert Schumm Kräuter mit Jungfer im Grünen, Nelken, Phlox, Hortensien, Dahlien, Freilandrosen mit ihren unterschiedlichen Farben und Blütengrößen. Für winterliche Hochzeiten empfiehlt sie wiederum Christrosen als Hingucker. Kroner-Salié verwendet darüber hinaus gerne Beeren wie kleine Erdbeeren, Brombeeren oder grüne Johannisbeeren. «Sie können dem Strauß eine fruchtige Komponente geben. Im unreifen Zustand hat man hier auch keine Gefahr, dass das Kleid beschmutzt oder zerstört wird.»
Kräuter sind überall einsetzbar
Kräuter können aber nicht nur im Brautstrauß eingesetzt werden. «Blumenkränze und Blutenkranze für Braut, Brautjungfern sind gerade sehr gefragt», sagt Schumm. «Krauter sind dafür super, weil sie ohne Wasser meist gut halten, wenn sie fachgerecht verarbeitet sind.»
Auch als Tischdekoration machen sie einiges her – sei es in Arrangements mit Blüten, als kleine, aromatische Kräutertöpfchen, die Zweige zu Serviettenringen gebunden, als Zierde für die Platzkarte oder als Gastgeschenk. «In kleinen Reagenzgläsern kann man so sein Glück mit den Gästen teilen und diese den Duft als Erinnerung mitnehmen lassen», sagt Winkler vom Fachverband Deutscher Floristen.
Er empfiehlt jedoch, Kräuter grundsätzlich nur sehr reduziert einzusetzen. «Gerade im Sommer können frische Kräuter einen intensiven Duft verbreiten und nicht nur Allergiker reizen, sondern auch den Geschmack von Speisen beeinflussen.»
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