Zwei von drei Deutschen kennen die Höhe ihrer zukünftigen Rente nicht. Das ergab eine Studie des Vereins Deutsche Renteninformation und der Frankfurter Goethe Universität im Jahr 2017. Viel hat sich seitdem nicht getan. Laut der Jugendstudie der Versicherungsgesellschaft Metallrente gaben 68 Prozent der jungen Generation an, ihr Wissen um die Altersvorsorge sei lückenhaft. Nur weniger als ein Drittel der Befragten kennen sich in dem Bereich aus. 62 Prozent aller Jugendlichen wünschen sich ab dem Berufseinstieg Informationen zu sämtlichen Rentenansprüchen.
Selbst wer seine Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung kennt, bekommt nur schwer einen Überblick, wie es um sein gesamtes Alterseinkommen steht. Gibt es eine betriebliche Altersvorsorge? Hat man privat für seinen Ruhestand vorgesorgt? Kann man mit Mieteinnahmen rechnen? Welche Steuern und Abgaben sind zu bezahlen? Die Verbraucherzentralen und der VerbraucherService Bayern fordern daher schon lange ein digitales, online einsehbares Rentenkonto, das alle Säulen der Altersvorsorge berücksichtigt. Das soll jetzt kommen. SPD und Union haben das digitale Rentenkonto in den Koalitionsvertrag geschrieben und dazu eine Studie in Auftrag gegeben.
Studie rät stufenweise zu beginnen
Das Fazit der Studie: Der Weg dorthin ist nicht einfach, aber machbar. Experten des Beratungsunternehmen Aon und der Universität Ulm empfehlen, stufenweise zu beginnen, um schnell starten zu können. In einer ersten Stufe sollen Informationen der Vorsorgeeinrichtungen zusammengefasst werden, die schon regelmäßig sogenannte Standmitteilungen versenden. Das sind neben der gesetzlichen Rentenversicherung und Versicherungsunternehmen vor allem große Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung. Andere Leistungen, zum Beispiel aus der Beamtenversorgung, berufsständischen Versorgungswerken und der privaten Vorsorge, könnten nach und nach ergänzt werden.
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Wie viel gesetzliche Rente man zu erwarten hat, steht in der Renteninformation, die alle Arbeitnehmer ab 27 Jahren von der Rentenversicherung einmal im Jahr zugeschickt bekommen. Das Tückische daran: An dieser Stelle wird die Rente hochgerechnet. Es wird unterstellt, dass man bis zum Beginn der Regelaltersrente Beiträge wie im Schnitt der letzten fünf Kalenderjahre einzahlt. Wird man allerdings arbeitslos oder krank, kann sich der dort genannte Betrag natürlich noch verändern. Die Prognose gilt also nur bei gleichbleibendem Einkommen.
Die gesetzliche Rente alleine wird kaum jemandem reichen: "Jeder, der in der gesetzlichen Rentenversicherung ist, wird eine Rentenlücke haben", sagt Judit Maertsch, Finanzexpertin beim VerbraucherService Bayern in Würzburg. Selbst Gutverdiener. Auf die Brutto-Rente werden Krankenversicherungs- und Pflegeversicherung fällig – und seit 2009 bei vielen Krankenkassen ein Zusatzbeitrag. Besonders Menschen, die im sogenannten Niedriglohnsektor arbeiten, müssen privat vorsorgen. "Wichtig ist es, schon früh mit dem Sparen anzufangen und nicht überstürzt irgendwelche Verträge abzuschließen", rät die Finanzfachfrau.
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Wie diese Renteninformation aussehen wird, ist noch unklar. "Ein staatlicher Träger wird die Daten verwalten müssen", sagt Maertsch. Auch die Inflation und zukünftige Steuersätze müssten in diesen Daten abgebildet werden, um ein realistisches Bild der Altersvorsorge abzugeben. Werden die gesetzlichen Voraussetzungen zum Umgang mit den sensiblen Daten zügig geschaffen, kann aus Sicht der Studienautoren in den nächsten zwei Jahren ein Pilotprojekt starten. "Ziel ist es, bis zum Herbst 2019 die Rahmenbedingungen für die Einführung einer säulenübergreifenden Altersvorsorgeinformation festzulegen", sagt ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums.