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WÜRZBURG
Die Welt ist im Pokémon-Fieber
Smartphone-Spiel: Pokémon Go ist seit Mittwoch auch in Deutschland verfügbar. Die App verbindet Spielinhalte mit dem echten Leben zu einer virtuellen Schnitzeljagd.
Pokemon Go game in Melbourne, Victoria       -  _
Foto: A2800/_Julian Smith (AAP)
Lukas Will
Lukas Will
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:51 Uhr

Naweed Mohiuddin ist 21 Jahre alt, macht eine Ausbildung zum Einzelhändler und hat derzeit Level 14. Wie viele andere ist auch er dem weltweiten Hype um die Smartphone-App Pokémon Go verfallen. Die schon jetzt millionenfach heruntergeladene App ist offiziell erst seit Mittwoch in Deutschland erhältlich, doch konnten findige Smartphone-Nutzer bereits seit einigen Tagen spielen. Mohiuddin gehörte zu diesen und sammelt seit vergangener Woche fleißig die Fantasiewesen, auch Pokémon oder Pokémonster genannt. „Man spielt das nicht nur auf dem Display, sondern auch mit der Umgebung“, erklärt der Würzburger das Prinzip der kostenlosen App. Um Pokémon zu finden, muss der Spieler nämlich vor allem eines: viel laufen.

Bewegt sich der Handyspieler, taucht früher oder später eines dieser Monster in der Nähe auf. Durch die Kamerafunktion des Handys sieht man das in das Livebild hineinprojizierte Tierchen beispielsweise auf dem Boden vor sich sitzen. Mit einem geschickten Fingerwisch auf dem Display wirft der Spieler einen sogenannten Pokéball auf das Wesen, fängt es so ein und fügt es seiner Sammlung hinzu. Am Montag hat Mohiuddin die Facebook-Gruppe „Pokemon GO | Würzburg“ für Spieler aus der Domstadt gegründet.

Der Gruppe sind zwei Tage später bereits knapp 200 Interessierte beigetreten. Sie soll dazu dienen, sich gegenseitig aussichtsreiche Jagdgründe zu verraten und anderen Spielern zu helfen.

Die App verbindet die virtuelle mit der realen Welt, indem sie Daten von Landkarten, die Ortungs- und die Kamerafunktion des Handys für das Spielerlebnis nutzt. Dieses Prinzip lautet „Augmented Reality“ (zu deutsch: erweiterte Realität). Das Spiel „Ingress“ nutzte diese Möglichkeit vor einigen Jahren bereits geschickt. Spieler mussten Portale, die in Städten und Landschaften verteilt waren, erobern und miteinander verbinden. Mehrere Fraktionen versuchten so, ganze Landstriche unter ihre Kontrolle zu bringen, was vor allem durch Abstimmung untereinander möglich wurde.

Bei Pokémon Go funktioniert das ähnlich. Hier gilt es aber keine Portale zu erobern, sondern sogenannte Arenen für eine von drei Fraktionen. In Städten wie Würzburg findet man alle paar Hundert Meter solch eine Arena, oft sind sie an prägnanten Orten wie Denkmälern oder Sehenswürdigkeiten angebracht. „Man lässt dort eines seiner zuvor gefangenen Pokémon gegen dasjenige antreten, das zuvor die Arena erobert hat“, erklärt Mohiuddin.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Wer die Arena unter seine Kontrolle bringt, erhält Vorteile – beispielsweise in Form von Erfahrungspunkten. Mohiuddin erzählt, dass er an solchen Arena-Orten schon mit Leuten ins Gespräch gekommen sei, die ebenfalls gerade mit der App spielten. Abgesehen von Arenen sind auch „Pokéstops“ in der Landschaft verteilt. Dort können die Spieler Verbrauchsgegenstände sammeln wie etwa die zum Monstereinfangen benötigten Pokébälle oder Köder, die die Tierchen anlocken. Diese Aufladstationen sind deutlich häufiger als Arenen zu finden.

„Vergangenen Sonntag bin ich durch fünf Stadtteile in Würzburg gelaufen“, sagt Mohiuddin. Ohne die App hätte er sich an diesem Tag wohl nicht so viel bewegt. Genau dieser Aspekt an dem Spiel gefalle ihm gut, erzählt der Auszubildende. Durch das spielerische Element habe man Spaß an Bewegung. Mindestens 30 Kilometer habe er so schon zurückgelegt, teilweise gemeinschaftlich mit Freunden, die ebenfalls Pokémon spielen. Je nach Umgebung gebe es andere Pokémon zu entdecken. So seien an der Festung Marienberg etwa häufig Drachen-Pokémon zu finden, am Main hingegen solche, die im Wasser leben, sagt Mohiuddin.

Doch nicht nur das Ausleben der Sammelleidenschaft begeistert den 21-Jährigen an der App. „Es ist toll, Kindheitserinnerungen so wieder aufleben zu lassen“, sagt Mohiuddin. Pokémon ist ein Franchise des japanischen Computerspieleentwicklers Nintendo. Neben zahlreichen Videospielen gibt es auch eine Zeichentrickserie, die in Deutschland um die Jahrtausendwende insbesondere unter Grundschülern recht populär war. „Was man früher als Kind im Fernsehen gesehen hat, kann man jetzt in der echten Welt nachspielen“, sagt Mohiuddin. Er glaubt, dass dies neben dem innovativen Spielprinzip ein Hauptgrund für die derzeitige Aufmerksamkeit um die App ist.

  • "Pokémon Go": Irre Monsterjagd mit Suchtpotenzial

In den USA, Australien und Neuseeland konnten Spieler bereits vergangene Woche offiziell Pokémonster fangen. Schon bald zeigte sich, dass solch ein realitätsbasiertes Spiel auch Schattenseiten hat oder zumindest einige Kuriositäten auslösen kann. So sollen laut Medienberichten in den USA schon Räuberbanden Spielern an Pokéstops aufgelauert haben, um deren wertvolle Smartphones zu erbeuten. In Australien sollen gar Hunderte Spielverrückte mitten in der Nacht auf der Suche nach virtuellen Pokémon in einem Vorort Sydneys so viel Krach gemacht haben, dass die Polizei anrücken musste.

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Foto: GLENN CHAPMAN (AFP)
People playing the new game Pokemon Go       -  _
Foto: A2800/_Piroschka Van De Wouw (ANP)
 
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