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BERLIN/MÜNCHEN
Steigende Infektionszahlen: Wird die Notbremse gezogen?
Vor der Sitzung der Länderchefs mit der Kanzlerin gibt es kaum Zweifel am strengen Lockdown, aber weiter Streit um Schulen und Urlaub.
Coronavirus - Tourismus       -  Am Sonntag machten sich deutsche Urlauber, wie hier von Hannover aus, auf den Weg in Richtung Mallorca.
Foto: Moritz Frankenberg, dpa | Am Sonntag machten sich deutsche Urlauber, wie hier von Hannover aus, auf den Weg in Richtung Mallorca.
Christian Grimm
Christian Grimm
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:03 Uhr

Das Corona-Virus treibt die Ministerpräsidenten der Bundesländer und die Bundeskanzlerin erneut zu schmerzhaften Entscheidungen. Vor ihrer Runde am Montag deutet viel daraufhin, dass die Regierungschefs ihren vor drei Wochen beschlossenen Corona-Plan zerreißen müssen. Das Virus hat sie überholt.

Der Plan hatte vorgesehen, dass bei Inzidenzwerten zwischen 50 und 100 die Terrasse von Cafés und der Freisitz von Wirtshäusern für Gäste mit aktuellem Schnelltest öffnen dürfen. Gleiches galt für Kinos, Theater und die Opernhäuser. Doch davon entfernt sich Deutschland mit wenigen Ausnahmen immer stärker. Selbst die Bundesländer, in den die Sieben-Tagen-Inzidenz noch unter dem Wert von 100 Neuangesteckten liegt, sind vorsichtig und wollen den Spielraum nicht voll auskosten, den ihnen das Papier einräumen würde. Denn überall häufen sich die Ausbrüche und es sieht nicht danach aus, dass sich das Virus rasch stoppen lässt.

„Angesichts der durch die Covid-19-Varianten beschleunigten Infektionsdynamik braucht es weiterhin konsequente Maßnahmen“, heißt es in einer ersten Beschlussvorlage für die Beratung. Das Dokument liegt unserer Redaktion vor. Bis wie lange diese konsequenten Maßnahmen fortgeführt werden sollen, lässt das Papier offen. An der Stelle, wo das Datum hingehört, findet sich eine eckige Klammer. Bayerns-Ministerpräsident Markus Söder (CSU) drängt seine Amtskollegen vor dem Treffen, dass die beschlossene Notbremse bei einem Inzidenzwert von 100 auch wirklich in den betroffenen Städten und Landkreisen gezogen wird. Das würde bedeuten, dass Geschäfte wieder schließen müssen und nur noch Treffen mit einer Person, die nicht zum Haushalt gehört, erlaubt sind.

Sachsen-Anhalts Landeschef Reiner Haseloff (CDU) hat sich hingegen öffentlich dagegen positioniert und hält Öffnungsschritte trotz steigender Infektionszahlen für denkbar. Die Nordländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern halten sich Hintertüren offen. An den Küsten haben Hoteliers und Wirte die Osterurlauber noch nicht abgeschrieben. Das Thema Reisen ist ein Knackpunkt der Beratungen.

RKI soll Prognose liefern

Söder verlangte für die Entscheidung eine Prognose über die Infektionszahlen durch das Robert-Koch-Institut. Das RKI soll nach seinem Dafürhalten zugleich abschätzen, wie hoch die Infektionsgefahr in Ferienwohnungen und Ferienhäusern ist. Der CSU-Vorsitzende forderte außerdem verpflichtende Tests und eine obligatorische Quarantäne für Reiserückkehrer aus dem Ausland. Beide Punkte finden sich auch in der Beschlussvorlage für die Ministerpräsidentenkonferenz. Darin angemerkt ist auch ein Sonderprogramm des Bundes für Gastronomie und Tourismus für den Fall, dass Hotels und Gaststätten über Ostern geschlossen bleiben.

Der zweite Knackpunkt der Beratungen liegt bei Schulen und Kindergärten. Zuletzt steckten sich vermehrt Kinder und Jugendliche mit dem Erreger an. In Bayern schließen Kindergärten und Schulen, wenn in einer Region der 100er-Warnwert überschritten ist. Die Erfahrungen aus der zweiten Welle lehren, dass es mehrere Wochen dauert, um den Erreger wieder in den Griff zu bekommen. Familien müssen sich darauf einstellen, dass Kitas und Schulen auch nach den Osterferien geschlossen bleiben. „Wie im Grunde seit einem Jahr haben wir einen Mix von Präsenz-, Wechsel- und Distanzunterricht“, sagte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (FW) unserer Redaktion.

 
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Kommentare
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  • diener
    Kann in keinster Weise verstehen und nachvollziehen das man Urlaub auf Mallorca
    machen kann und darf.
    Wer dies genehmigt hat soll auch die Kosten dafür übernehmen und nicht wieder
    den Staat um Hilfe bitten, und wir Steuerzahler dürfen dies wieder ausbaden.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Ist doch logisch, auf Mallorca liegt die Inzidenz bei etwa 25 (Deutschland über 100). D. h. wenn Sie Urlaub auf Mallorca machen ist die Gefahr das Sie sich anstecken nur 1/4 von Deutschland. Wir sollten alle nach Mallorca.
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  • Lebenhan1965
    @ mainpostl

    Allerdings ist auf Mallorca bereits die in Brasilien entstandene Mutation des Virus unterwegs. Macht es Sinn, auch diese noch nach Deutschland einzuschleppen?
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  • schwabayer
    Die Frage wie hoch die Infektionsgefahr bei Ferienwohnungen ist, kann leicht beantwortet werden: bei Null bzw. genauso hoch wie zuhause, wo man mit Partner/-in oder Familie wohnt. Also was soll der Unsinn mit dem Übernachtungsverbot, auch für Hotels?
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  • dietmar@eberth-privat.de
    "Null Risiko"

    Wenn sich Ihre Ferienwohnung auf der Zugspitze ist und die Anreise mit autonomen Flugtaxi erfolgt und Sie mit Ihrer Familie Verpflegung für 14 Tage mitnehmen, dürfte das stimmen.
    Ist Ihre Ferienwohnung im Vogtland (Inzidenz > 400) und beabsichtigen Ihre Ferienwohnung auch mal zu verlassen, wird's schwieriger.
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  • thomvolkmann@aol.com
    "Raus aus den Kartoffeln, rein in den Kartoffeln"! Blinder Aktionismus nach den "Gieskannenprinzip"! Bin mal gespannt wie lange mein Friseurtermin noch hält den ich gestern gemacht habe!
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  • Markustan
    Nicht das Corona-Virus treibt die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin zu schmerzhaften Entscheidungen.
    Es ist die eigene Inkompetenz der Regierung bei der Imstoffbeschaffung die dieses Dilemma verursacht hat.
    Und blos keine Fehler zugeben. Lieber die Bürger anlügen und weiter rumwurschteln.
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  • radfahrer
    Mit welchem Recht drängt MP M. Söder seine Amtskollegen?

    Hat das unheilvolle "Maskengeschäft" die angedachte Notbremse nicht erst mitverursacht?
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Nein. Nur die Amigos in Bayern haben Problem mit "Maskengeschäft" und drängen zu Notbremse lassen sich die anderen Ministerpräsidenten auch nicht. Schon gar nicht aus Bayern.
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