
Wer ein Smartphone besitzt, der soll am Donnerstag, 8. Dezember, eine bislang unbekannte Warnmeldung auf seinen Bildschirm bekommen: "Cell Broadcast" heißt die in Ländern wie Japan schon seit vielen Jahren genutzte Technik, die künftig auch in Deutschland vor Katastrophen warnen soll.
Eine Test-Warnung soll am 8. Dezember auf vielen Handys erscheinen
Am 8. Dezember sollen im Zuge eines überregionalen "Warntages" nicht nur in vielen Kommunen Sirenen getestet werden: Um 11 Uhr soll begleitet von einem Warnton auch auf vielen Handys eine Test-Warnung angezeigt werden. Ziel der Übung ist es, vor der geplanten Freischaltung des neuen Warnsystems im Februar 2023 mögliche Schwachstellen zu entdecken.
Die Warn-Meldungen werden bei "Cell Broadcast" automatisch an alle kompatiblen Handys geschickt, die in einer bestimmten Funkzelle eingeloggt sind. Ein Internetzugang ist dabei ebenso wenig notwendig, wie das vorherige Herunterladen eine App wie etwa bei den Warnsystemen NINA oder Katwarn. Anders, als beim Versenden einer SMS muss das System nicht einmal die Mobilfunknummer kennen. Die Meldung geht einfach an alle eingeschalteten Handys – sofern sie "Cell Broadcast" verarbeiten können.
Bei manchen Handys müssen die Warn-Meldungen manuell freigeschaltet werden
Doch obwohl es die Technik seit über 20 Jahren gibt, sind längst nicht alle modernen Handys kompatibel: Apple-Geräte sollten mindestens das Betriebssystem iOS 15.6.1 besitzen. Geräte, die mit Android laufen, mindestens die Version 11. Allein rund ein Drittel der Android-Geräte könnte deshalb wegen älterer Versionen von den Warn-Meldungen ausgeschlossen bleiben. Bei vielen Apple-Geräten muss "Cell Broadcast" zudem unter "Einstellungen" und "Mitteilungen" zuerst manuell freigeschaltet werden.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hält "Cell Broadcast" deshalb zwar für "eine deutliche Verbesserung der Warninfrastruktur" auch in Unterfranken: "Wir erreichen durch diese 'Warn-SMS' jetzt deutlich mehr Personen", erklärt er auf Nachfrage dieser Redaktion. Allerdings könne das neue Warn-System den bestehenden "Mix aus Warnmitteln" wie Sirenen und Rundfunk-Mitteilungen nur ergänzen.
Wie werden Menschen gewarnt, die kein Smartphone haben?
Vor allem der Sirenenausbau bleibe weiterhin wichtig, findet Herrmann: "Sirenen haben den Vorteil, dass auch schlafende Personen geweckt und auf die Gefahrenlage aufmerksam gemacht werden", glaubt er. Weitere Handlungsempfehlungen könnten die Betroffenen dann auch über die Warn-Meldungen auf dem Handy erreichen. Wer kein kompatibles Handy hat, soll zudem weiterhin auch via Radio oder TV über Notfall-Maßnahmen informiert werden.
Allerdings sind laut Herrmann in Bayern bis zu 200 Millionen Euro nötig, um wieder flächendeckend in allen Kommunen funktionierende Sirenen zu haben. Auch in Unterfranken gibt es beim Zivilschutz massive Lücken. Diese waren ab 1990 nach und nach entstanden, weil man die Sirenen nach dem Ende des Kalten Krieges für verzichtbar hielt. Spätestens die Flutkatastrophen, die im Sommer 2021 auch Bayern hart trafen, bewirkten in Sachen Warn-Systeme jedoch ein Umdenken.
Verzögert wurde der Start von "Cell Broadcast" allerdings wohl auch durch komplizierte Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern, Mobilfunkbetreibern und Handy-Herstellern. Nun aber soll es mit dem Test-Alarm am 8. Dezember endlich losgehen: "Das ist eine gute Sache", findet der unterfränkische CSU-Innenexperte im Landtag Manfred Ländner. Denn das System verspreche zusätzliche Sicherheit.
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