Wie fühlt man sich, wenn man gleichzeitig mit Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm oder Ski-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg im Landtag den Verfassungsorden verliehen bekommt? "Da fühlt man sich sehr gut", sagt der Schweinfurter Wetterexperte Hans Jürgen Dörnhöfer.
Auch vier Unterfranken unter der illustren Runde der Ausgezeichneten
Angela Merkel nahm – anders als Dörnhöfer, Bedford-Strohm oder Rebensburg – an der Ordensverleihung nicht persönlich teil. Dennoch war es eine illustre Runde, die im Senatssaal des Maximilianeums ausgezeichnet wurde: Prof. Alena Buyx etwa war darunter, in der Corona-Krise bekanntgewordene Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. Oder Hans Well, einst Teil der CSU-kritischen "Biermösl Blosn".
Er freue sich sehr über die Auszeichnung, sagte Well auf offener Bühne: "Vor allem weil die Bayerische Verfassung eine sehr gute ist." Einer gewissen Ironie entbehre es aber nicht, dass ausgerechnet er den Verfassungsorden bekomme: Schließlich sei die "Biermösl Blosn" einst sogar vom Bayerischen Verfassungsschutz beobachtet worden.
Hans Jürgen Dörnhöfer sammelt seit 1952 in Schweinfurt Wetterdaten
Insgesamt 50 Preisträger wurden mit dem Orden ausgezeichnet – Künstler, Wissenschaftler, ein paar Politiker, vor allem aber sozial oder gesellschaftlich engagierte Bürger.
So wie Dörnhöfer, der seit 1952 in Schweinfurt Wetterdaten sammelt. 67 Jahre berichtete er auch in der Zeitung über aktuelle Wetterentwicklungen. Weil diese Arbeit 2020 recht abrupt endete, sei mit der Auszeichnung "auch eine gewisse Genugtuung" verbunden, gestand er ein.
Mehr als nur die Pflicht getan: Ilse Aigner lobt Grünen-MdL Paul Knoblach
"Demütig aber auch ein bisschen stolz" nahm Paul Knoblach aus Bergrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) den Verfassungsorden entgegen. "Gesellschaft lebt von Menschen, die mehr tun, als ihre Pflicht", lobte ihn Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU): "Und Sie sind so ein Mensch." Von der Krankenpflege über den ökologischen Landbau bis hin zum Ehrenamt in der Kirche oder bei der Feuerwehr habe sich Knoblach, der seit 2018 für die Grünen im Landtag sitzt, um Bayern verdient gemacht.
Den Orden nicht persönlich entgegennehmen konnte Eberhard Schellenberger, langjähriger Studioleiter des Bayerischen Rundfunks in Würzburg. Als "Stimme Mainfrankens" bekannt geworden, habe er sich etwa auch als Organisator des Würzburger Kinderfestes verdient gemacht, so Aigner. Ebenfalls ausgezeichnet für sein soziales Engagement wurde Klaus Fertig aus Amorbach (Lkr. Miltenberg).
Aigner: Ordensträger leben, wofür die Bayerische Verfassung steht
Die große Bandbreite der Ausgezeichneten sei ganz bewusst gewollt, erklärte die Landtagspräsidentin. Denn alle Ordensträger lebten auf ihre Weise, wofür die Bayerische Verfassung stehe: "Sie machen das Leben in unserer Heimat Bayern besser." Demokratie und Freiheit stünden zudem wie selten zuvor "unter Feuer", warnte Aigner. Umso wichtiger sei es, "dass Menschen wie Sie die Werte der Verfassung hochhalten".
Der Verfassungsorden ist die höchste Auszeichnung des Landtags und ersetzt in diesem Jahr erstmals die seit 1961 verliehene Verfassungsmedaille. Eine Änderung, die laut Aigner vor allem praktische Gründe hat: Denn während man die Medaille nur in die Schublade legen kann, könne man sich den Orden auch mit Stolz ans Revers heften.