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München
Twitter-Ärger: Söder zitiert Aiwanger nach verbotenem Tweet zum Rapport
Zwischen Bayerns Ministerpräsidenten und seinem Vize kracht es oft. Anlass für den neuesten Regierungszoff: ein Tweet des Freie-Wähler-Chefs am Wahlsonntag. Ein Aufreger!
Zwischen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seinem Vize Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kracht es immer wieder. Jüngster Aufreger: Ein fragwürdiger Aiwanger-Tweet am Wahl-Sonntag.
Foto: Peter Kneffel, dpa | Zwischen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seinem Vize Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kracht es immer wieder. Jüngster Aufreger: Ein fragwürdiger Aiwanger-Tweet am Wahl-Sonntag.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:51 Uhr

Ein möglicherweise folgenschwerer Tweet von Vize-Regierungschef Hubert Aiwanger (Freie Wähler) belastet erneut das Verhältnis in der Koalition in Bayern. "Wir haben auf jeden Fall größeren Diskussionsbedarf", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag in München. Denn Aiwangers "Weg der letzten Wochen" sei zunehmend eine "innere Belastung der Regierung".

Der neueste Aufreger: Am Wahlsonntag hatte der FW-Chef noch vor Schließung der Wahllokale, während der laufenden Stimmabgabe, vorläufige interne Zahlen aus einer Nachwahlbefragung der Forschungsgruppe Wahlen auf Twitter öffentlich verbreitet – verbunden mit der Aufforderung die noch fehlenden "letzten Stimmen" bis zur Fünf-Prozent-Hürde den Freien Wählern zu geben. Letztlich verfehlten die Freien Wähler bundesweit mit 2,4 Prozent diese Hürde klar. In Bayern kam die Aiwanger-Partei auf 7,5 Prozent.

Aiwanger droht Strafe bis zu 50 000 Euro wegen Verstoß gegen das Wahlgesetz 

Die Nachwahlbefragung dient den Meinungsforschungsinstituten als Grundlage für die mit Schließung der Wahllokale verbreiteten ersten Prognosen. Um eine Beeinflussung der Wählerinnen und Wähler während der laufenden Abstimmung zu verhindern, ist laut Bundeswahlgesetz die Veröffentlichung solcher Umfrage-Zahlen jedoch strengstens verboten: "Die Veröffentlichung von Ergebnissen von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe über den Inhalt der Wahlentscheidung ist vor Ablauf der Wahlzeit unzulässig", heißt es in Paragraf 32 Absatz 2.

Obwohl der Tweet schnell wieder gelöscht wurde, droht Aiwanger nun eine saftige Geldstrafe von bis zu 50 000 Euro. Der Bundeswahlleiter kündigte am Montag eine Prüfung an. Die CSU hatte Aiwanger bereits am Sonntag für seinen Tweet scharf kritisiert und dem Freie-Wähler-Chef sogar Wahlmanipulation vorgeworfen.

"Das war ein Missgeschick, Details werden wir klären."
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger zum Umfrage-Tweet

Aiwanger selbst gab sich zu seinem vermeintlichen Twitter-Lapsus wortkarg: "Das war ein Missgeschick, Details werden wir klären. Es war weder böse Absicht noch sonst etwas dahinter." Und, fügte er ungewohnt schmallippig an: "Wir verstoßen doch nicht absichtlich gegen Gesetze." Ob er selbst oder ein Mitarbeiter den Tweet abgesetzt hatte, wollte der FW-Chef nicht sagen.

Aigner fordert von Aiwanger eine öffentliche Entschuldigung

Der CSU jedenfalls stieß die neue Aiwanger-Kapriole sauer auf: Ministerpräsident Söder bezeichnet den Fehler als "unwürdig" für ein bayerisches Regierungsmitglied. Er sei sich auch nicht sicher, ob man hier von einem Missgeschick sprechen könne: "In letzter Zeit häufen sich jedenfalls die so genannten Missgeschicke", kritisierte er – und verwies etwa auf Aiwangers Vergleich der Behandlung Ungeimpfter in Bayern mit der einstigen Apartheid in Südafrika. "Hubert Aiwanger hat großen Schaden angerichtet und sollte sich öffentlich entschuldigen", verlangte gar Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) am Montag.

"Wir haben auf jeden Fall größeren Gesprächsbedarf."
CSU-Chef Markus Söder zu seinem Verhältnis zu Hubert Aiwanger

Es gebe zwischen CSU und Freien Wählern "viele Dinge aufzuarbeiten", gab Aiwanger postwendend zurück. Sein umstrittener Tweet sei nur ein Teil davon. "Es ist nicht unter meiner Würde mich zu entschuldigen, dazu bin ich fähig." Aktuell sei aber nicht der richtige Zeitpunkt für eine Entschuldigung. Zuerst sei eine allgemeine Aufarbeitung der vergangenen Wochen nötig. Zoff in einer Koalition sei gerade im Wahlkampf "politisches Tagesgeschäft". Er habe deshalb "null Bedenken, dass wir in aller Eintracht vernünftig weiterarbeiten können", sagte der stellvertretende Ministerpräsident am Montag.

"So einfach ist es nicht", entgegnete Söder: "Wir haben auf jeden Fall größeren Gesprächsbedarf." Aiwanger könne mit seinen Kapriolen nicht ständig gegen die eigene Regierung arbeiten, schimpfte der Regierungschef: "Das muss besprochen werden, und zwar intensiv und dann auch mit verbindlichen Festlegungen für die Zukunft."

 

 
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  • P. v.
    Scholz ist ja auch nur ein notnagel. war ja nur der letzte Moikaner . wer hätte sonst von der SPD kanditiert.Na ja grüne sü... !
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  • I. F.
    @veritati: Das wird Aiwanger...

    ...(zurücktreten) genauso eifrig tun wie Herr Laschet.
    Dieser fühlt sich ja sogar berufen eine Jamaika-Koalition anzuführen obwohl ihn 2/3 der Bundesbürger als Kanzler ablehnen.
    Es werden große Wahlniederlagen als kleines Stolpern verkauft und man will sich natürlich "gerade jetzt" nicht vor der gewaltigen Herausforderung und Verantwortung "für dieses Land" drücken - haha - Nein... die haben alle nur schreckliche Angst von den Fleischtöpfen verdrängt zu werden!
    Ich weiß auch nicht, ob die Ampel es wirklich besser macht als die bisherigen Koalitionen.
    Nur - wenn man es nicht wenigstens versucht, kann es auch nicht beurteilt werden.
    Ein weiteres Regieren der Union (in einer Jamaika-Koalition) missachtet den Wählerwunsch nach einem Wechsel der Regierung und würde sehr deutlich zeigen, wie die Parteien auf die Menschen eingehen von denen sie gewählt werden.
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  • T. M.
    Wechsel der Regierung? CDU und SPD haben zusammen mehr als 50%! Die absolute Mehrheit will eine große Koalition? Soso …..
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  • I. F.
    @to...33: Wo steht...

    ...was von großer Koalition?
    Haben Sie nicht die Analysen in ARD und ZDF gesehen?
    Der Wechsel wird gewünscht von den Gewinnern der Wahl!
    Und das sind nun mal SPD, Grüne und FDP, ob es jemandem passt oder nicht.
    Die CDU/CSU ist der große Verlierer und eine große Koalition von einer Mehrheit der Wähler (auch aus der Union) nicht gewünscht selbst wenn sie rechnerisch möglich wäre.
    Das ist dann nicht mal ein ordentlicher Notnagel, es würde nur heißen: Weiterwursteln wie bisher...
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  • K. F.
    denke halt, wir werden auch in bayern vor ablauf der wahlzeit noch an die urne müssen, denn die können es genau so wenig, wie die neue regierung in berlin 4 jahre durchhalten wird, warten wirs ab! eines aber haben die fw geschafft, nämlich: dass man im freistaat keine umlagen mehr für die straßenbaumaßnahmen zahlen muss! ohne diese wäre die csu nie darauf gekommen, den bürgern etwas zu schenken!
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  • S. B.
    Geschenkt wurde da nur den Immobilienbesitzern etwas. Und das sind gerade in der aktuellen Situation wirklich nicht die Bedürftigen.
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  • K. K.
    Wieso ist da was den Immobesitzern geschenkt worden, nachdem sie schon für die Erschließung gezahlt haben?
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  • M. W.
    Und wer bezahlt die Straßen dann??? Der Steuerzahler….
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  • T. R.
    Klar, die Straßen werden doch nicht nur von den Anliegern benutzt!
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  • S. S.
    Warum werden die Informationen überhaupt an die Politiker weitergegeben? Entweder es ist geheim oder eben nicht. Geht's am Ende nur um eine vorbereitete Show namens Wahlabend?
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  • F. K.
    Jetzt auch noch zu lügen, ist wirklich der Gipfel der Dreistigkeit. Selbstverständlich hat Aiwanger absichtlich, sprich vorsätzlich gehandelt. Das erschließt sich bereits aus dem Wortlaut seines Tweets, in dem er neben der Veröffentlichung der Umfragen vor Schließung der Wahllokale die Wähler auffordert, den Freien Wählern noch die "letzten Stimmen" zu geben. Wenn ein Regierungsmitglied derart klar und offensichtlich gegen das Wahlgesetz (!), das Aiwanger kennen muss, verstößt, kann es nur eine einzige Antwort geben: Dieser Mann muss zurücktreten. Sofort.
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  • K. K.
    So langsam kann man sich fragen warum man überhaupt noch für so ein Kasperlestheater wählen gehen soll:

    der eine zu d... um einen Wahlzettel richtig zu falten;
    der nächste plautert Umfragen zu früh aus;
    und in Berlin hat man nicht genug Wahlzettel vorrätig;

    vielleicht kommt ja noch mehr ans Licht.
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  • P. K.
    "Das war ein Missgeschick, Details werden wir klären. Es war weder böse Absicht noch sonst etwas dahinter."
    Das könnte passieren wenn man eine Information nur teilen und nicht nicht noch selbst was dazu twittern würde. Dass bei Aiwanger, ausser einer bösen Absicht, nichts dahinter ist glaube ich aber gerne.
    Übrigens schätze ich die Freien Wähler für ihre vernünftige Kommunalpolitik durchaus. Die sollten den Aiwanger in die Wüste schicken, der schadet nur.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Was ist eigentlich aus der Strabsrückzahlung geworden, Herr Oiwanger? Ich warte seit 21 Monaten - nichts passiert! 🤨
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  • S. H.
    Ein Kanzlerkandidat, der seinen Wahlzettel falsch faltet ist aber tragbar - fühlt sich grad vieles an wie in einem Kasperletheater
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  • P. K.
    Für mich ist Laschet untragbar und ich glaube für Söder auch.
    Der Niederbayer Hans-Jürgen Buchner hat ein schönes Lied für Typen wie Laschet und Oiwonger und paar andere gesungen.
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  • J. S.
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  • A. K.
    Söder ist halt nur Chef einer Regionalpartei. Die kleine Schwester in der Union. Dort dürfte es aber viele geben, die auf die Befindlichkeiten eines bayerischen Regionalfürsten keinen Pfifferling geben. In Bayern kommt es den Leuten nur so vor, als ob ein CSU Grande im Bund irgend eine Bedeutung hätte. Wäre Söder als Vorsitzender und dann später als der Stellvertreter des Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit an der Seite von Merkel als Retter vor Corona aufgetreten, würde in außerhalb Bayerns doch niemand kennen. Was Söder von Laschet hält, dürfte sich weitestgehend mit der Meinung Laschets über Söder decken. Beide mögen sich nicht, wobei Laschet Grund genug dazu hat. Söder ist ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den Rücken gefallen, ala Feind, Totfeind, Parteifreund.
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  • A. K.
    Tja, die zum Teil recht ordentlichen Prozentpunkte, welche die Freien Wähler in Bayern eingefahren haben, fehlen der CSU jetzt. So zumindest denkt Söder, denn er meint ja auch, das die FW "Fleisch vom Fleische der CSU" sind. Jetzt stinkt ihm natürlich, dass die undankbaren Wähler das "Angebot" das er und die CSU gemacht haben nicht so angenommen hat, wie er das gerne gewollt hat. Die Bundestagswahl ist nun eine weitere Wahl in der Ägide von Big Söder, in der die CSU weitere Prozentpunkte einbüßen musste. Er hat noch bei jeder Wahl unter seiner Herrschaft Wähler und damit Zuspruch verloren.
    Jetzt will er Aiwanger seinen Groll spüren lassen. Aiwanger hingegen wirds egal sein. Er weiß, dass Söder ihn braucht. Denn Neuwahlen in Bayern, will Söder auf gar keinen Fall riskiren. Wahrscheinlich graut ihm schon vor dem am 14. Oktober startendem Volkbegehren zur Auflösung des Bayerischen Landtages. Sein Stern leuchtet nicht mehr so hell. Vielleicht geht er auch unter.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Hubsi, jetzt führt nur noch ein Weg nach Berlin - dort wird ein Hausmeister gesucht. Den sollte man allerdings verstehen können. Bleib also in deinem Stall, bevor du noch mehr Schaden anrichtest. Aus dem Landtag gehört der Impfverweigerer auch entfernt - untragbar!!!
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