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München
Piazolo: Mehrarbeit nur für jeden fünften Grundschullehrer
Der Kultusminister verteidigt seine Pläne zur Behebung des Lehrermangels gegen heftige Kritik der Opposition: In der Wirtschaft sei zeitweise Mehrarbeit "ganz normal".
Mitte Januar demonstrierten mehrere hundert Menschen gegen die geplante Mehrarbeit für Grundschullehrer. Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sieht jedoch keine Alternative gegen den Lehrermangel und verteidigte sein Paket erneut im Landtag.
Foto: Patty Varasano | Mitte Januar demonstrierten mehrere hundert Menschen gegen die geplante Mehrarbeit für Grundschullehrer. Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sieht jedoch keine Alternative gegen den Lehrermangel und ...
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:10 Uhr

Die Opposition im Landtag hat von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) die Rücknahme der angekündigten Mehrarbeit für Grundschullehrer und weiterer dienstrechtlicher Maßnahmen gefordert. Damit will der Minister den drohenden Personalmangel von rund 1400 Lehrerstellen decken. "Die Lehrer sollen nun alleine die Zeche zahlen für eine verfehlte Personalpolitik des Kultusministeriums über Jahre hinweg", sagte etwa die SPD-Bildungsexpertin Simone Strohmeyer.

SPD: System Schule in Bayern immer nur "auf Kante genäht"

Trotz der aktuellen Personalprobleme verfolge Piazolo jedoch das falsche Ziel weiter, "das System Schule immer nur auf Kante zu nähen", kritisierte Stohmeyer. Statt immer nur zu beschwichtigen, wäre zudem mehr Demut des Ministers angebracht: "Es wäre an der Zeit einzugestehen, dass sie viel zu spät reagiert haben", hielt die SPD-Politikerin Piazolo vor.

Die Grünen forderten von der CSU/FW-Koalition anstatt auf Mehrarbeit und das Aussetzen von Teilzeit oder Frühpensionierungen zu setzen, zusätzliches Geld in die Hand zu nehmen: So könnten kurzfristig tausend Lehrer anderer Schularten für die Arbeit an der Grundschule nachqualifiziert werden, glaubt der Bildungsexperte Thomas Gehring. Denkbar sei auch, ausgebildete Grundschullehrer, die etwa als Erzieher arbeiten, in den Schuldienst zurückzuholen sowie Absolventen für das Lehramt an Realschulen und Gymnasien sofort in Grundschulen einzusetzen.

Gehring geht für sein Paket von zusätzlichen Kosten von rund vierzig Millionen Euro aus. Damit diese Maßnahmen erfolgreich sind, müsse aber auch das Gehalt der Lehrer an Grund- und Mittelschulen auf das Niveau der Gymnasiallehrer angehoben werden. Vorstellbar sei hier zum Beispiel ein Stufenplan über fünf Jahre.

Piazolo: Nur ein Prozent aller Lehrer von Zwangsmaßnahmen betroffen

Kultusminister Piazolo wies die Kritik zurück: "Wenn wir den Plänen von SPD und Grünen folgen, dann werden uns im kommenden Schuljahr viele Lehrer fehlen", warnte er: "Wir handeln deshalb jetzt, bevor es zu spät ist." Zudem relativierte der Minister die Zusatzbelastung für die Lehrer: Bezogen auf die Gesamtzahl der Pädagogen in Bayern sei nur rund ein Prozent von den Zwangsmaßnahmen betroffen. Selbst an den Grundschulen betrifft laut Piazolo die zeitweise Arbeitszeitverlängerung nur rund jeden fünften Lehrer. 

Die Mehrarbeit werde zudem binnen weniger Jahre zurückgegeben. "In der Wirtschaft ist es doch ganz normal, dass zeitweise mehr gearbeitet wird, wenn es mal mehr Arbeit gibt", verteidigte sich der Minister. Die möglichen Alternativen seien zudem vor allem für die Schüler deutlich schlechter: So könnte die "mobile Reserve" von Ersatz-Lehrern für Krankheitsfälle aufgelöst oder die Klassenstärke vergrößert werden. Auch die Anstellung von Quereinsteigern wie in anderen Bundesländern sei für Bayern "aus Qualitätsgründen keine Option".

Lehrerverband warnt vor Pädagogen-Mangel auch an Gymnasien

Piazolo wies zudem Bedenken des Philologenverbandes vor einem drohenden Lehrermangel auch an den Gymnasien zurück: Durch die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium sind bis 2025 rund 1500 Lehrkräfte zusätzlich nötig. Dafür gebe es derzeit aber zu wenige Studenten und Referendare, warnte Verbands-Chef Michael Schwägerl. Bereits jetzt würden zusätzliche Stellen geschaffen, obwohl viele davon erst ab 2025 notwendig seien, verteidigte sich Piazolo: "Wir bereiten uns auch auf diese Herausforderung vor."

 
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