Bei der Landtagswahl hat die CSU in Bayern deutlich mehr Direktmandate gewonnen als ihr nach dem Gesamtstimmen-Anteil von 37,2 Prozent zustehen würden. Deshalb bekommt sie im Parlament zehn sogenannte Überhangmandate. Damit das Stimmen-Verhältnis korrekt abgebildet ist, erhalten andere Parteien Ausgleichsmandate, insgesamt 15. Der Landtag wächst von 180 auf 205 Sitze. Die Überhang- und Ausgleichmandate verteilen sich über ganz Bayern, nur in Unterfranken gibt es keine. „Ein Skandal“, sagt der Kirchenhistoriker Wolfgang Weiß.„Ein Grund, sich mit den Schwächen des Wahlrechts zu beschäftigen“, sagt der Innenexperte der CSU-Landtagsfraktion Manfred Ländner (Kürnach).
Weiß hat sich „als ganz normaler Wähler“ Gedanken gemacht – und nachgerechnet. Demnach hat sich beispielsweise die Zahl der Sitze im Regierungsbezirk (Wahlkreis) Mittelfranken von 24 auf 29 erhöht – „das sind mehr als 20 Prozent“ –, während Unterfranken bei der Mindestgröße von 19 Abgeordneten bleibt. Eine Stimme aus der hiesigen Region sei damit deutlich weniger wert als eine aus Mittelfranken. Für Weiß eine „eklatante Ungleichbehandlung“. Er könne nicht nachvollziehen, so sagt er, „warum Unterfranken dies so lautlos hinnimmt“.
„Mandate neu berechnen“
Um den ursprünglichen Proporz wiederherzustellen schlägt der Theologie-Professor vor, die Gesamtzahl der Landtagsmandate, orientiert am Sitze-Ergebnis für Mittelfranken, noch einmal neu zu berechnen. Weiß ist sich bewusst, dass dies den Landtag weiter aufblähen würde. „Dieses Argument ist aber wohl weniger gewichtig als das des gleichen Stimmengewichts – an sich eine zentrale Prämisse der Demokratie.“ Dies sei auch die Haltung des Bundesverfassungsgerichts.
Die Forderung nach einer Neuberechnung weist Werner Kreuzholz zurück. Der stellvertretende Landeswahlleiter beruft sich auf die Bayerische Verfassung und das Landeswahlgesetz. Diese legten vor allem Wert darauf, dass der Parteienproporz in jedem einzelnen Wahlkreis (Regierungsbezirk) korrekt abgebildet ist. Das ist er in Unterfranken: Hier hat die CSU dank ihres vergleichsweise guten Gesamtstimmenergebnisses (41,4 Prozent) keine Überhangmandate gewonnen, also gibt es auch keine Ausgleichsmandate. Eine Regelung, dass im Falle von Überhang- und Ausgleichsmandaten irgendwo sonst in Bayern landesweit der regionale Proporz angepasst werden müsse, sei vom Gesetzgeber nicht vorgesehen, schreibt Kreuzholz.
- Lesen Sie auch den dazugehörigen Standpunkt: Unterfranken darf nicht unter die Räder geraten
Änderung für kommende Wahlen?
Dass diese Regelung zumindest mit Blick auf kommende Wahlen geändert werden könnte, will CSU-Experte Ländner nicht ausschließen. Er wolle das Thema jedenfalls mit Hinweis auf die Weiß'sche Rechnung in den zuständigen Ausschüssen des Landtags zur Sprache bringen. Ziel des Wahlrechts sollte schließlich, so betont er, die „Gleichwertigkeit von Mandaten“ sein.
Winfried Bausback (CSU), der bayerische Justizminister, sagt, er finde es schade, dass das aktuelle Wahlrecht für Unterfranken nicht mehr Sitze hergibt. Er bitte aber zu bedenken, dass jedes Wahlgesetz Härten mit beinhalte. Im Vergleich zu anderen Regelungen sei das Verhältniswahlrecht in Bayern mit seinen „personifizierenden Elementen“ ein gutes. Werde der Landtag zu groß, sei die Funktionsfähigkeit gefährdet. Professor Bausback ist selbst promovierter Verfassungsjurist. Auf die Frage, ob er Chancen für den Erfolg einer Anfechtungsklage gegen das aktuelle Wahlergebnis sieht, antwortet er: „Darüber möchte ich nicht spekulieren.“
Kläger gesucht
Man könnte die Erfolgsausichten einer Klage prüfen lassen, sagt der Bonner Politologe Frank Decker, ein Mitglied der SPD-Grundwertekommission. Der Wahlrechtsexperte betont zwar, dass es beim Wahlsystem in erster Linie auf den Parteien-Proporz und nicht den föderalen Proporz ankomme. Eine „so starke Verzerrung des föderalen Proporzes als Nebenfolge von Überhang- und Ausgleichsmandaten“ erscheine ihm „aber in der Tat grenzwertig“.
Fragt sich, ob sich ein unterfränkischer Wähler findet, der bereit ist, das Risiko eines Verfahrens vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof einzugehen. Wolfgang Weiß zögert jedenfalls noch.
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Freistaat Bayern, das größte Land der Bundesrepublik Deutschland, gliedert sich heute in 71 Landkreise und 25 kreisfreie Städte, die in ihren Rechten und Aufgaben den Landkreisen gleichgestellt sind.
Dieses Wissen als Hintergrund könnte man für jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt einen (würde den Landtag verschlanken) oder zwei Landtagsabgeordnete entsenden.
Wenn, wie vorgeschlagen jeder Landkreis und kreisfreie Stadt nur einen Abgeordneten entsenden kann, braucht man keine Wahlkreise mehr und jeder, auch der Münchner darf auf seiner Liste den Kandidaten aus Aschaffenburg wählen.
Das wäre gerecht und jeder Wähler darf sich den besten Kandidaten, egal welcher Partei angehörig, aus ganz Bayern auswählen.
Gruß
Was wäre daran gerecht, wenn eine kleine kreisfreie Stadt wie Schwabach im Parlament das gleiche Stimmrecht hat wie eine Metropole?
Auch die kleine kreisfreie Stadt hat die gleichen Pflichtaufgaben wie der große Landkreis.
Pro Kopf gerechnet müsste man erst recht zu diesem Ergebnis kommen.
Gruß
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Freistaat Bayern, das größte Land der Bundesrepublik Deutschland, gliedert sich heute in 71 Landkreise und 25 kreisfreie Städte, die in ihren Rechten und Aufgaben den Landkreisen gleichgestellt sind.
Dieses Wissen als Hintergrund könnte man für jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt einen (würde den Landtag verschlanken) oder zwei Landtagsabgeordnete entsenden.
Der Vorteil liegt auf der Hand und braucht nicht weiter erörtern zu werden.
Gruß
Völlig ungerecht wäre diese von Ihnen vorgeschlagene Lösung und in Widerspruch zu den demokratischen Regeln, dass jede Stimme gleich viel wert sein soll.
Allerhöchstens eine zweite Kammer, aehnlich dem amerikanischen Senat, könnte einen regionalen Ausgleich schaffen. Aber ist die Landespolitik so wichtig, dass man sich das leisten will?
Lebenhan1965,
wie Sie sich doch irren.
Gerade jetzt wird doch schon ein Ausgleich zu Gunsten der Stadt gemacht.
Wenn, wie vorgeschlagen jeder Landkreis und kreisfreie Stadt nur einen Abgeordneten entsenden kann, braucht man keine Wahlkreise mehr und jeder, auch der Münchner darf auf seiner Liste den Kandidaten aus Aschaffenburg wählen.
Das wäre gerecht und jeder Wähler darf sich den besten Kandidaten, egal welcher Partei angehörig, aus ganz Bayern auswählen.
Die Stimmengleichheit wäre gewährleistet.
1:0 für mich! 👏 👍
Gruß
Das wäre eben nicht gerecht, wenn jeder Landkreis oder jede Stadt einen Abgeordneten entsenden würde.
Die kreisfreie Stadt Ansbach hat z.B. ca. 40.000 Einwohner. Sollen diese genauso einen! Abgeordneten haben wie ca. 1 Mio. Menschen in München, ca. 25x so viele.
Zum Glück stehen Sie mit Ihrer Ansicht ziemlich allein, denn wenn das so wäre, wie Sie es wollen, würde eine kleine Minderheit über die Mehrheit bestimmen können. Das wäre der Anfang vom Ende der Demokratie.
Jeder Abgeordnete schwört, manche geloben zum Wohle des Volkes zu Handeln und das Land voranzubringen.
Glauben Sie, dass das die Vertreter nicht können?
Da haben Sie aber eine einsame Vorstellung von Parlamentariern und deren Arbeit.
Sollten Sie aber recht haben, dann muss ja sogar das jetzige Wahlsystem geändert werden, denn Sie behaupten ja, der Münchner Abgeordnete ist nur seinen Münchnern verpflichtet.
Das ist ja grausam.
Gruß
Bei dem Bericht „19 für Unterfranken: Das sind die Neuen im Landtag“
habe ich folgende Frage gestellt.
Das Einzige was mich bei dieser Nachricht verwundert und gleichermaßen sehr bedenklich macht, liebe Wählerinnen und Wähler, ist die Tatsache, dass aus demographischen Gründen nur noch 19 statt 20 uns Unterfranken vertreten.
Warum und mit welchem Recht hat eine Stadt mehr Vertreter als ein ganzer Regierungsbezirk?
Diese Frage zu klären, liebe Leserinnen und Leser und Pressevertreter, müsste Parteiübergreifend unsere größte Sorge sein!!!!
Wann verlieren wir rechnerisch unser nächstes Mandat nach München und ab wann sind wir nicht mehr, dann im Bayerischen „Stadttag“ vertreten?
Ich freue mich, dass es doch noch Menschen gibt, die gleichermaßen denken und nicht wie Arcus nur „Schlaue“ Kommentare schreibt die nichts bringen.
Gruß
München hat aber auch mehr Einwohner als ganz Unterfranken und natürlich Überhangmandate. Wer daran was ändern will muß für mehr Einwohner in UF sorgen. Behördenverlagerungen in größerem Umfang wären eine Maßnahme um dem Einwohnerschwund entgegenzuwirken.
oder der müsste nachdenken ob die Einwohnerzahl tatsächlich das einzige Maß sein darf.
Gruß
Was soll denn sonst der Maßstab bei der parlamentarischen Vertretung sein? Die Fläche pro Einwohner kann es nicht sein, denn dann wären manche Menschen mehr wert als andere und das widerspricht jeglichem Gleichheitsgrundsatz!
In 5 Jahren kämpfen sie wieder mit den 5 % Klauseln in ganz Deutschland!
Für mehr sind sie einfach nicht gut genug, als Protest - Partei kann man mal zugreifen, aber dann ist es wieder gut!
Siehe jetzige Verhandlungen mit der CSU!
"Gescheitert"!
Das wars!
Opposition (bestenfalls Ersatzspieler auf der Reservebank)!
"Außer Spesen nichts gewesen, nur unnötige Kosten für uns Steuerzahler"!
Sehr geehrte Frau Celina,
die Grünen haben sich den „Naturschutz“ ans Revier geheftet sind aber nicht in der Lage andere Konzepte wie das Trittsteinkonzept anzuerkennen.
Ich finde, die Natur hat mehr verdient als einen weiteren NP.
Aber, und das möchte ich Ihnen auf den Weg mitgeben, warum haben die Grünen die meisten Vertreter in den Städten?
Natur ist doch nicht in der Stadt zu finden!
Die Probleme der Stadt werden auf das Land projiziert und die Landbevölkerung soll alles richten!
Finden Sie es richtig, dass die gutverdienenden Stadtmenschen (München) uns Landmenschen bevormunden?
Haben wir denn keine Rechte und dürfen wir unsere Sichtweise nicht darlegen?
Wenn eine Partei dieses Gefälle nicht erkennen will dann muss ich maryan zustimmen.
Gruß
Unser Zeitalter geht genauso einmal zu Ende, ob mit oder ohne Klimaschutz, wie das der Dinos und was es sonst noch so alles gab, was wir gar nicht wissen! Wir haben doch heute eine saubere Welt, alleine was schon die Dreckschleudern von Vulkanen in die Luft geblasen haben, die es nicht mehr gibt, auch da haben die Menschen überlebt! Usw und sofort! Man kann es ja nicht mehr hören diesen Quatsch!