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Marktheidenfeld/München
Nach Impfverweigerung: Unmut über Aiwanger auch in den eigenen Reihen
Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger will sich nicht impfen lassen. In Wirtschaft und Politik wächst das Unverständnis. Sogar sein politischer Ziehvater Armin Grein geht auf Distanz.
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger irritiert auch in Unterfranken mit seinen Äußerungen zum Impfen. Das Bild zeigt ihn bei einer Pressekonferenz Ende Juli in Berlin.
Foto: Christophe Gateau, dpa | Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger irritiert auch in Unterfranken mit seinen Äußerungen zum Impfen. Das Bild zeigt ihn bei einer Pressekonferenz Ende Juli in Berlin.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:00 Uhr

Der Unmut über Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger und seine Weigerung, sich gegen Corona impfen zu lassen, nimmt weiter zu. "Nein, ich teile seine Haltung nicht", betont der Ehrenvorsitzende der Freien Wähler in Bayern, Main-Spessart-Altlandrat Armin Grein, im Gespräch mit dieser Redaktion. Unverständnis äußert auch die mainfränkische Wirtschaft.

Vize-Ministerpräsident Aiwanger gilt als politischer Ziehsohn von Grein. Deshalb hat die Mittelstands-Union (MU) der CSU dem 82-Jährigen einen "offenen Brief" geschickt und um eine Stellungnahme gebeten. Man respektiere beim Thema Impfen die Positionierung von Aiwanger "als Privatperson". Auch die CSU-Mittelständler lehnten eine Impflicht ab, schreibt der MU-Landesvorsitzende und frühere bayerische Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer.

Als Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident habe Aiwanger aber eine "Vorbildfunktion", so der CSU-Politiker. Die Corona-Impfungen seien schließlich ganz entscheidend, um wieder "zu einem weitgehend normalen Alltagsleben zurückkehren zu können" und um den Wohlstand am Wirtschaftsstandort Bayern zu sichern.

Mittelstands-Union: Standort Bayern nimmt Schaden

Das Ansehen des Freistaats nehme national und international Schaden, wenn die politische Führung "in einer solch zentralen Frage" nicht mit einer Stimme spreche, sagt Pschierer. Eine hohe Impfquote sei die entscheidende Voraussetzung, um einen erneuten Lockdown im Herbst zu vermeiden. Die Mittelstands-Union vermutet "rein wahltaktische Gründe" hinter der Haltung von Aiwanger. Der FW-Chef setze auf Stimmen aus Reihen der Impfskeptiker, um seinem politischen Ziel, dem Einzug der Freien Wähler in den Bundestag, näher zu kommen. 

Um Armin Grein (Mitte) zum 80. Geburtstag zu gratulieren, kam Hubert Aiwanger im April 2019 nach Marktheidenfeld. Mit im Bild: Helga Schmidt-Neder, die damalige Bürgermeisterin, und der Freie-Wähler-Ortsvorsitzende Holger Seidel.
Foto: Joachim Spies | Um Armin Grein (Mitte) zum 80. Geburtstag zu gratulieren, kam Hubert Aiwanger im April 2019 nach Marktheidenfeld.

Armin Grein glaubt nicht an Wahltaktik. "Dieser Vorwurf zeigt nur, wie groß die Angst der CSU vor Stimmenverlusten ist." Auch Drohungen aus Reihen der Christsozialen, Aiwanger riskiere mit seiner Impf-Verweigerung die schwarz-orangene Koalition, weist der FW-Ehrenvorsitzende zurück: "Wo soll denn die Mehrheit für Markus Söder herkommen?"

Armin Grein spricht von "Eiertanz"

Er nehme Aiwanger ab, sagt Grein, dass es diesem um seine "Persönlichkeitsrechte" gehe und er sich von niemandem  - "und erst recht nicht von Söder" - vorschreiben lassen wolle, ob und wann er sich impfen lasse. Dass diese Haltung angesichts der eindeutigen Positionierung der Staatsregierung einem "Eiertanz" gleichkomme, sieht Grein aber auch. Für ihn persönlich steht fest: "Ich bin für die Corona-Impfung sehr dankbar und freue mich auf die dritte Dosis im Herbst."

Auch Gerald Pittner, der Bezirksvorsitzende der Freien Wähler, äußert sich kritisch zu Aiwanger. "Impfen ist Privatsache", betont der Landtagsabgeordnete aus Bad Neustadt. Niemand müsse sich impfen lassen. Nicht in Ordnung aber sei es, wenn der Wirtschaftsminister, wie kürzlich geschehen, Zweifel an der Wirksamkeit der Vakzine äußere. Pittner: "Uns allen muss klar sein: Impfen ist der einzige Weg aus der Krise."

Ähnlich fällt eine kurze Stellungnahme der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt am Donnerstag aus. "Es ist schon bedenklich, wenn der bayerische Wirtschaftsminister die Impfkampagne der Staatsregierung durch seine bisweilen unklaren Aussagen konterkariert", lässt sich Präsident Klaus D. Mapara gegenüber der Redaktion zitieren. Aiwanger sollte sich "unmissverständlich" hinter die bayerische Impfkampagne stellen. 

 
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  • foli
    https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-08/israel-corona-impfung-delta-variante-steigende-infektionszahlen
    vs
    Pittner: "Uns allen muss klar sein: Impfen ist der einzige Weg aus der Krise."
    Soso Herr MdL Pittner, wo kommt denn diese Weisheit her? Schauen Sie mal über den Tellerrand!
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  • rudi-nenner@online.de
    61 Kommentare aktuell, wow, der Aiwanger hat sein Ziel jetzt schon erreicht.... Und was für Kommentare... Man sieht sofort wer für und wer gegen die Impfung ist. Ich wünsche nur jeden Impfgegner das er sich nicht infiziert, das meine ich wirklich und ohne Häme!!!
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  • radfahrer
    -Feil0055-

    und wo sind wissenschaftliche Beweise, dass Geeimpfte infektionsfrei sind und ihre Mitmenschen nicht mehr infizieren (anstecken) können?
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  • al-holler@t-online.de
    wenn Sie darauf warten, könnte es zu spät sein für Sie
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  • FischersFritz
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  • Arcus
    Hier gehts nicht um Impfen oder nicht impfen. Hier gehts um billigen Wahlkampf. Söder wird die Geister, die er rief, nun nicht mehr los. Die beiden Wahlkampfkasper aus dem bayrischen Kabinett kämpfen um Aufmerksamkeit. Aiwanger ist es sicher gelungen bundesweite Aufmerksamkeit zu erzielen. Das ist nur dann gut, wenn er in Bayern der CSU und im Rest der Republik der CDU soviel Stimmen abnimmt, dass die FW gerade nicht in den Bundestag kommen und die CSU/CSU möglichst stark gerupft wird. Insofern bin ich nicht traurig, wenn der Schuss der beiden Wahlkampfkasper nach hinten los geht.
    Auf der nächsten CoronaMPK werden wir,hoffentlich das letzte Mal vor der Wahl, den um Aufmerksamkeit heischenden Marggus ertragen müssen. Vermutlich wird auch er wieder was raushauen, was uns zwar nicht weiterbringt, aber doch den Blutdruck in die Höhe treibt.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Gegen Corona hilft impfen. Gegen Dummheit und Querdenkerparolen hilft nichts. Gute Besserung!
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  • e.max.s@t-online.de
    Äh, was war nochmal der Anlass für die vielen besch... Meinungen und Bemerkungen?
    Ach ja, Aiwanger's Impfphobie!
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  • arnold.friedrich@t-online.de
    Möchte hier mal nur an das Rauchverbot in geschlossenen öffentlichen Räumen erinnern.
    Damit hat sich jeder engagiert, Rauchen schadet der Gesundheit, auch den Passivrauchern.
    Von einmal in einer Raucherkneipe bekomme ich bestimmt keinen Lungenkrebs.
    Aber einmal mit einem Superspreader in einem geschlossenen Raum kann sehr gefährlich werden. Ich verstehe das ganze rumgeeiere wegen Persönlichkeitsrechte nicht.
    Es geht darum das wir uns schützen und den Virus los werden.
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  • radfahrer
    -dominator-

    weshalb gibt es Schwimmbäder - ich könnte ja ertrinken?

    weshalb gibt es Treppen - ich könnte ja stürzen?

    weshalb gibt es Autos, Kfz - ich könnte ja verunglücken?

    u.s.w.

    zum Rauchverbot in geschlossenen Räumen:

    Weshalb wird es einem Gastwirt nicht freigestellt, wie er z.B. seine Gastwirtschaft mit
    entsprechendem Hinweis wie z.B. "Rauchen erlaubt" oder "Rauchen nicht erlaubt" führt?

    Der Gast könnte in seiner Eigen-Verantwortlichkeit entscheiden, ob er die Gastwirtschaft
    betritt oder nicht.
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  • Lebenhan1965
    @ radfahrer

    Was schreiben Sie immer so schön: "Äpfel-Birnen-Vergleich".
    Hier trifft es mal zu:
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  • radfahrer
    -Lebenhahn1965-

    Anlayse:

    "Äpfel-Birnen-Vergleich"

    "radfahrer": kommentiert seine Referenzbeispiele in der -Möglichkeitsform-(es könnte sein?),
    während Mitkommentator -Einwohner- in der -Hoffnungsform- (er hofft, dass er nicht impfen läßt).
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Ihnen ist auch freigestellt, ob Sie sich jemals impfen lassen. Ein Hotel- oder Restaurantbesitzer hat ein Hausrecht, welches er selbst auslegen kann. Wer nicht geimpft ist bleibt eben draußen. Ist ganz einfach und muss von Impfgegner und Zweiflern akzeptiert werden - und, das ist gut so! Ggf. gibt es auch Gleichgesinnte radfahrer, die lassen dann nur ungeimpfte Glaubensbrüder- und Schwestern hinein. Herzlich Willkommen!🤪
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  • radfahrer
    -gardner-,

    dann dürfte es spannend werden, wie ein "ungeimpfter" Gastronom sein Hotel/Restaurant
    "führt"
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  • dbuettner0815@gmail.com
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Vielleicht lässt er Sie hinein ...
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  • radfahrer
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  • engert.andreas@gmx.de
    Diese Freiheit des Gastwirts wäre nur dann eine realistische Option, wenn er die Kneipe komplett ohne Personal "schmeißen" würde - denn als Angestellter habe ich ein Recht auf einen gesunden - also rauchfreien - Arbeitsplatz!
    Und so ähnlich sehe ich das mit dem Impfen: Als Geimpfter habe ich ein Recht auf meine Gesundheit, die ich mir nicht durch Nicht-Geimpfte kaputt machen lassen möchte. Bzw. - um es nochmal zuzuspitzen: Ich habe als Geimpfter ein Recht auf meine Grundrechte, für Geimpfte müssten die Grundrechtseinschränkungen jetzt, wenn jedem ein Impfwilligen ein Impfangebot gemacht werden kann, damit aufgehoben werden! Da aber zu viele noch nicht geimpft sind, haben wir immer noch zu hohe Infektionszahlen - also werden die Grundrechte weiterhin - und auch rechtmäßig - eingeschränkt! Jeder Ungeimpfte (Querdenker lassen da grüßen) darf nicht über die Einschränkungen meckern, denn er/sie ist durch entsprechendes Handeln (nicht-impfen) dafür verantwortlich!
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  • dbuettner0815@gmail.com
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  • rainer.mahler@web.de
    In welchem Land leben wir?
    Sind das nicht Anzeichen einer Apartheitsgesellschaft, die Menschen versucht in 2 Klassen einzuteilen? In Geimpfte (die "Guten") und Ungeimpfte (die "Bösen") und die "Bösen" auch noch öffentlich an den Pranger stellt?

    In Artikel 2 Grundgesetz steht klar und unmissverständlich: Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Auch ein Herr Aiwanger.
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