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Würzburg
Schnellen Reichtum versprochen: Viereinhalb Jahre Haft für Internet-Betrüger
Vermeintlicher Reichtum lockte viele Menschen. Kunden aus Unterfranken glaubten märchenhafte Versprechen. Stattdessen zockte sie ein 39-Jähriger ab.
Börsengeschäfte im Internet vorgetäuscht: Viereinhalb Jahre muss ein Betrüger jetzt in Würzburg hinter Gitter, der mit Cybertrading auch bei Kunden in Unterfranken Kasse gemacht hat. Allein er erbeutete binnen zwei Jahren über eine Million Euro.
Foto: SymbolPeter Steffen, dpa | Börsengeschäfte im Internet vorgetäuscht: Viereinhalb Jahre muss ein Betrüger jetzt in Würzburg hinter Gitter, der mit Cybertrading auch bei Kunden in Unterfranken Kasse gemacht hat.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 10.02.2024 11:54 Uhr

Seine falschen Versprechen vom schnellen Reichtum bringen einen 39-jährigen Internet-Betrüger viereinhalb Jahre hinter Gitter. Der Mann, den das Landgericht Würzburg jetzt nach kurzem Prozess verurteilte, soll Teil eines internationalen Netzwerkes sein, das mit Cybertrading, der modernen Form des Internet-Betruges., bei Tausenden von Opfern Kasse machte.

Erst Gewinne, dann Verluste vorgetäuscht

Der Angeklagte war Mitarbeiter eines Callcenters in Sofia, das Investoren beim Thema Gewinne mit Devisen, Wertpapieren und Kryptowährung das Blaue vom Himmel herunterlog. 90 Fälle wurden dem Mann zur Last gelegt. Eine seiner Kundinnen aus Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) ließ sich überreden, einen sechsstelligen Betrag zur Verfügung zu stellen. Das Geld wurde aber nie investiert, sondern unter den Gaunern verteilt, die Kunden lockten und dann in Callcentern von "Berater" zu "Berater" weiterreichten. Am Ende täuschte der jetzt Verurteilte mit seinen Komplizen sinkende Kurse bis zum Totalverlust vor – und erbeutete über eine Million Euro.

Nach Erkenntnissen der Internet-Ermittler beim Generalstaatsanwalt in Bamberg war der Mann zwischen 2016 und 2019 Teil einer Bande, die über Cybertrading-Plattformen mehrere tausend Anleger betrog. Kunden wurden überredet, auf digitalen Plattformen wie "XTraderFX" oder "OptionStarsGlobal" Konten zu eröffnen, zunächst mit kleinen Beträgen. Mit angeblichen Gewinnen wurden sie verlockt, immer größere Beträge zu investieren, die zur Beute der Bande wurden. Tatsächlich sah kein Kunde sein Geld wieder, von den angeblichen Gewinnen gar nicht zu reden.

Hintermänner aus Osteuropa

Hunderte von Millionen Euro haben allein zwei solche Banden mit der naiven Gier ihrer Kunden in Europa gemacht, ermittelten fränkische Internet-Fahnder. Sie entlarvten im vorigen Jahr die Hintermänner in Georgien, Bosnien und im Kosovo, wo 18 Personen festgenommen wurden. Spezialisten mit Sprachkenntnissen in Deutsch, Spanisch und Englisch hatten dort in Callcentern ihre Kunden in deren Muttersprache abgezockt.

Die Werbung für Cybertrading ist inzwischen von trauriger Berühmtheit: „Mach dich reich in sieben Tagen“ heißt es schwärmend in großen Zeitungs-Anzeigen, und mit vollmundigem Verweis auf eine prominente deutsche Fernseh-Sendung zur Förderung von cleveren Ideen: „Der größte Deal in ‚Die Höhle der Löwen‘“. Auch mit prominenten Namen wie Günther Jauch, Dieter Bohlen oder Boris Becker wird Werbung gemacht – obwohl die gar nichts davon wissen.

Zeuge gegen Hintermänner

Allein in Unterfranken sind mehrere weitere Opfer bekannt geworden. Am Landgericht Würzburg sind oder waren laut Pressesprecher Michael Schaller schon drei Verfahren anhängig.

Der jetzt Verurteilte hat wohl demnächst weitere Auftritte vor Gericht. Die vergleichsweise milde Strafe – möglich wären zehn Jahre Haft gewesen – ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass er als Zeuge in Prozessen gegen die Hintermänner aussagen soll, heißt es in Justizkreisen.

Schaden in Milliardenhöhe

Diese Form der Wirtschaftskriminalität nehmen Internetfahnder wegen des hohen Schadens immer stärker ins Visier. Allein in den letzten zwölf Monaten gab es fast ein halbes Dutzend internationale Razzien gegen die Organisatoren, die häufig in Osteuropa beheimatet sind. In Sofia, wo der in Würzburg Verurteilte arbeitete, "konnte umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden", hatte ein Sprecher der Zentralstelle Cybercrime im März versichert.

Die Spezialisten in Bamberg gehen davon aus, dass viele Geschädigte aus Scham nicht zur Polizei gehen und es weit mehr Opfer gibt als bekannt wird. Die Wiener Opferschutz-Organisation Efri schätzte kürzlich den Gesamtschaden quer durch Europa auf zwölf Milliarden Euro pro Jahr.

 
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