Mit der Ausrufung des Katastrophenfalls in Bayern war auch eine klare Vorgabe des Freistaats an die Kliniken verbunden: Durch eine Verschiebung nicht notwendiger Operationen sollen stationäre Kapazitäten geschaffen werden, um auf eine steigende Zahl von Corona-Infektionen vorbereitet zu sein.
Doch was sind nicht notwendige Operationen? Wie lange müssen Patienten auf eine Operation nun warten? Und was ist mit der Notfallversorgung bei anderen lebensbedrohlichen Krankheiten?
Uni-Klinik Würzburg teilt Operationen nach Dringlichkeit in vier Kategorien
Im Münchner Gesundheitsministerium heißt es dazu, der mögliche Aufschub von Operationen gelte bis zum Rückgang der Corona-Infektionen: "Es gilt, einerseits beherzt, andererseits aber auch mit Vernunft und Augenmaß zu handeln". Auf die Frage, welcher Patient zu behandeln ist und welcher nicht, gebe es aber keine pauschalen Antworten, so das Ministerium: "Vielmehr ist von den behandelnden Ärzten in jedem Einzelfall die medizinische Vertretbarkeit zu prüfen". Als Faustregel könne aber gelten: "Je klarer ein Behandlungsaufschub medizinisch vertretbar ist, desto zügiger ist ein Patient zu verlegen bzw. gar nicht erst aufzunehmen."
Die Universitätsklinik Würzburg erklärt auf Nachfrage dieser Redaktion, dass man deshalb die Operationen in vier Kategorien einteile- "je nachdem, in welchem Zeitraum aus medizinischen Gründen der Eingriff zwingend erfolgen muss". So müsse in Kategorie Eins zum Beispiel bei Bauchspeicheldrüsenkrebs auch in Corona-Zeiten eine Operation binnen zwei Wochen erfolgen. Bis zu vier Wochen könne etwa eine Schilddrüsen-OP warten. Die Entfernung von Schrauben oder Platten in der Unfallchirugie könne bis zu zwölf Wochen aufgeschoben werden. Und ein komplikationsloser Leistenbruch könne sogar mehr als zwölf Wochen warten.
Notfall-Versorgung etwa bei Herzinfarkt "in jedem Fall gesichert"
Wann verschobene Eingriffe nachgeholt werden können, hänge vor allem von der Dauer der Corona-Welle ab, so die Uni-Klinik. Es sei aber nicht auszuschließen, dass auch nach der Rückkehr in den Normalbetrieb "in einzelnen Bereichen Wartezeiten auftreten" können.
"In jedem Fall gesichert" sei aber selbst bei einer Corona-Überlastung die Notfallversorgung etwa für Herzinfarkte oder Schlaganfälle, beteuert die Uni-Klinik. Deren Vorstand Prof. Matthias Frosch hatte bereits letzte Woche erklärt, niemand müsse Angst haben, in einem Notfall schlechter behandelt zu werden, als vor der Corona-Krise.
Lapidare Therapie-Absage per Mail für einen Krebspatienten
Belastend bleibt die Situation jedoch etwa für Krebspatienten: Zwar werden laut Uniklinik alle laufenden Therapie-Studien weitergeführt. Neue Teilnehmer sollen allerdings vorerst nicht mehr aufgenommen werden, falls die Studien nicht "zumindest eine langfristige Tumorkontrolle ermöglichen können".
In der Praxis führt aber auch diese Vorgabe zu Härten: So berichtet ein Leser anonym dieser Redaktion, dass ihm von der Uniklinik-Würzburg "lapidar per Mail mitgeteilt wurde, dass ich jetzt nicht an einer zugesagten Krebs-Therapie teilnehmen kann". Dabei handle es sich in seinem Fall um eine schnell fortschreitende Erkrankung: "Und Zeit ist deshalb für mich ein wichtiger Faktor."