zurück
München
Klimaschutz in Bayern: Söder will keine Neuregelung für Windräder
Der CSU-Chef erklärt die Klimapolitik in Bayern "zur Top-Priorität", setzt aber weiter auf Freiwilligkeit - und eine starke Wirtschaft. Auch die 10-H-Regel soll bleiben.
Ministerpräsident Markus Söder will die Klimapolitik zur 'Top-Priorität' machen. Für die Opposition im Landtag bleibt Bayern mit Söders CSU aber 'der Bremsklotz beim Klimaschutz'
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Ministerpräsident Markus Söder will die Klimapolitik zur "Top-Priorität" machen. Für die Opposition im Landtag bleibt Bayern mit Söders CSU aber "der Bremsklotz beim Klimaschutz"
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:46 Uhr

CSU-Chef Markus Söder will beim Klimaschutz in Bayern weiter Freiwilligkeit anstelle von  staatlichen Vorgaben: "Wir setzen auf Anreize statt auf Verbote", sagte er nach einer Klausur der CSU-Landtagsfraktion in München. So sollen etwa über steuerliche Anreize für Unternehmen "Klima-Investitionen" gefördert werden. Die Wirtschaft dürfe zudem nicht belastet werden, so der CSU-Chef: "Wir wollen deshalb die Energiekosten senken, dafür erhöhen wir aber den CO2-Preis."

Söder beteuerte, die CSU werde sich "ab jetzt" und "aus tiefer Überzeugung" voll dem Klimaschutz widmen. Die Partei müsse hier auch auf den tiefen Wunsch in der Bevölkerung reagieren und "das Thema zur Top-Priorität machen". Klima-Politik sei für ihn aber "keine Modeerscheinung und kein taktischer Winkelzug".

Söder: Wohlstand und Nachhaltigkeit auf Augenhöhe verbinden

Insgesamt sei die Herausforderung des Klimawandels nur mit einer starken Wirtschaft zu bewältigen, findet Söder: "Unser Ansatz ist ein Anspruch: auf Augenhöhe Wohlstand und Nachhaltigkeit zu verbinden." CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer warf den Grünen nach der Klausur vor, mit dem Klimaschutz "nur auf ein Ziel konzentriert" zu sein. Damit gefährde man aber den wirtschaftlichen Erfolg in Deutschland und Bayern.

Als Reaktion auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das konkrete staatliche Vorgaben für die Reduktion von Treibhausgasen einfordert, will Söder nun das noch junge bayerische Klimaschutzgesetz überarbeiten: Zielpunkt für ein klimaneutrales Bayern soll nun das Jahr 2040 anstatt 2050 sein. Bis 2030 sollen zudem die CO2-Emmisionen "um mindestens 65 Prozent" gesenkt werden.  

Ab 2022: Photovoltaikpflicht für alle Neubauten in Bayern

Wie genau diese Ziele in Bayern erreicht werden sollen, ließ Söder aber weitgehend offen. Konkret kündigte der Ministerpräsident etwa eine "Photovoltaikpflicht für alle Neubauten in Bayern ab 2022" an. Bis 2040 werde der Freistaat zudem "alle Moore sanieren und schützen". Eine neue "Wasserstrategie" soll unter dem Motto "Sparen, Speichern und Steuern" stehen: "Wasser kann nicht mehr verschwendet werden, es ist die wertvollste Ressource, die Bayern hat."

Söder: Mehrheit der Bürger will an 10-H-Regel festhalten

An der umstrittenen 10-H-Regel für Windräder in Bayern will Söder dagegen festhalten: Eine Mehrheit der Bürger sei weiter gegen eine Lockerung der Abstandsregeln für neue Windkraftanlagen, außerdem gelte es, den Tierschutz zu berücksichtigen. Die seit 2014 in Bayern geltende 10-H-Regel besagt, dass ein Windrad mindestens das Zehnfache seiner Höhe von Wohnbebauung entfernt sein muss. Um davon abweichen zu können, muss ein Gemeinderat einen ausdrücklichen Beschluss fassen. Kritiker beklagen, seither sei der Windkraftausbau in Bayern praktisch zum Erliegen gekommen.

Erst letzte Woche hatte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler)  die 10-H-Vorgabe öffentlich in Frage gestellt. Auch Grüne und SPD drängen schon lange auf mehr Windkraft in Bayern. "Dass sich der Ministerpräsident hier bockig an seiner 10-H-Regel festhält, macht wirklich sprachlos", kritisiert die SPD-Umweltexpertin Annette Karl. Ohne mehr Windkraft sei die Energiewende in Bayern nicht zu schaffen.

Grünen-Abgeordneter Friedl: Söders Bayern bleibt Bremsklotz beim Klimaschutz

Söders vermeintlich neue Klimapolitik sei nur "alter Wein in alten Schläuchen", kritisierte der Würzburger Grünen-Abgeordnete Patrick Friedl. Eine zögerliche Umsetzung der EU-Klima-Ziele, nach zehn Monaten Untätigkeit nun die erneute Ankündigung einer Solarpflicht für Neubauten sowie viele Forderungen an den Bund: "Wenn das Top-Priorität heißt, dann bleibt Bayern mit der CSU Bremsklotz beim Klimaschutz", warnt Friedl. "So steuert Söder das selbsternannte Wohlfühlland Bayern weiter in die drohende Klimakatastrophe."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Henry Stern
Annette Karl
Bürger
CSU
CSU-Landtagsfraktion
Energiewende
Freie Wähler
Klimakatastrophe
Klimapolitik
Klimaschutz
Klimaschutzgesetze
Klimawandel
Markus Söder
Patrick Friedl
SPD
Thomas Kreuzer
Thorsten Glauber
Treibhausgase
Umweltminister
Windenergie
Windkraftwerke
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • giacomo
    Ist "hentinger" eigentlich ein Sponsor der Kommentarfunktion?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jhuller@gmx.de
    Söder hat offensichtlich irgendwo einen Doppelgänger. Während der eine vorprescht und Deutschland bis 2040 klimaneutral machen will, verhindert der andere massiv den Ausbau der Windkraft. CSU: was ist da los? Ist der Söder jetzt auch linksgrünversifft? Oder sein Doppelgänger? Oder hängt das vom Wochentag ab? Heute so, morgen so...

    Oder meint er, dass er ab 2040 anfangen möchte, klimaneutral zu werden? Nur so macht das Sinn, was er sagt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jhuller@gmx.de
    Wer sagt denn, dass Söder mein Feind ist? Ihre Behauptung.

    Ich halte Söder aus verschiedenen Gründen für den Falschen, eine Führungsrolle ein zu nehmen, wie z.B. Kanzler. Deswegen ist er nicht mein Feind.

    Extremisten denken so. Bist Du nicht für mich, bist Du gegen mich. Vielleicht hat er an anderen Stellen Qualitäten. Weshalb also sollte er mein Feind sein.

    Sind Sie ein Extremist, dass Sie so von sich auf andere schließen? Oder wollen Sie nur einfach mal wieder alles zerreden, was nicht zu Ihrem Weltbild passt?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Littlejoe
    Windräder braucht kein Mensch. Stromerzeugung auf die Dächer, Stromleitungen von Norden nach Süden direkt entlang der A7 im Boden versenkt. Im Norden stehen tausende Windräder still weil der Strom nicht weg kann. Die Flächen entlang der Autobahnen gehören dem Staat, also keine Probleme mit Eigentümern und direkt an der Autobahn wohnt in der Regel auch keiner.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jhuller@gmx.de
    Ihre Zahlen sind von 2019. Schon im 1. Halbjahr 2020 zeichnet sich langsam ein anderes Bild.

    https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2020/nettostromerzeugung-im-ersten-halbjahr-2020-rekordanteil-erneuerbarer-energien.html

    Da ist Bayern unter dem Durchschnitt bezgl. Erneuerbare. Und der Trend geht weiter nach unten. Bayern verliert den Anschluß. Eher Lederhose wie Laptop bei der CSU. Für was steht doch gleich das "C"? Mit Bewahrung der Schöpfung haben's die schwarzen Brüder wohl eher nicht so. Dachte immer, das wäre auch ein hoher christlicher Wert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jhuller@gmx.de
    Es gibt natürlich neuere Zahlen. Die helfen nur nicht ihrer Argumentation. Deswegen nehmen sie die nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Andre010675
    ....nicht SEINE Idee, von daher wenig Begeisterung. Vermutlich konstruiert er schon EIN großes Windrad im Orbit; sozusagen die Bavaria-One Version. Hoffentlich ist das bald um....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jhuller@gmx.de
    Eine pauschale 10H Regelung macht mehr kaputt als dass sie nützt. Statt wie in Anfangszeiten auf offenen Feldern, befinden sich wegen dieser unsinnigen Regel mögliche Plätze mitten in Wäldern. Statt also auf einem bewirtschafteten Acker ein Stück abzuzweigen, wo nicht viel kaputt gemacht wird, muss wieder Wald abgeholzt werden. Das wiederum treibt natürlich die Naturschützer auf den Plan. Meiner Meinung nach völlig zurecht. 10H muss weg!

    Den Nörglern hier im Forum sei gesagt: nicht jeder Naturschützer ist ein Grüner. Hier zu behaupten, die Grünen würden den Ausbau von Windrädern verhindern, entspricht nicht der Wahrheit. Das Gegenteil ist der Fall.

    Was Söder betrifft: der malt sich gerade grün an, um Wählerstimmen zu gewinnen. Einerseits wegen der Umfragen, anderseits wegen des Tritts in den Allerwertesten, den die unionsgeführte Groko vom Bundesverfassungsgericht erhalten hat. Ernst meinte er das nicht. Nach der Wahl geht es weiter wie bisher. Unglaubwürdig!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Mit der Klappe ist Söder immer schnell. Wenn’s Ernst wird zieht er den Schwanz ein. Klimaschutz ist nur dann wichtig, wenn’s Wählerstimmen bringt. Ein Grundgerüst an politischer Überzeugung hat Söder nicht. Keiner weiß für was er steht. Heute Asyltourist, morgen Bäumeumarmer. Versucht er übermorgen wieder die AfD rechts zu überholen?
    Jeder hat mittlerweile begriffen, wie wichtig der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft ist. Wir brauchen beides. Wind und Sonne, da sich beide ein großes Stück weit ergänzen. Scheint die Sonne nicht,weht häufig der Wind stärker.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • simonhard
    Ist Ihnen der Begriff "Nacht", "bewölkt" " Nebel" "Windstille bzw Orkan" geläufig und was haben die mit erneuerbaren Energien zu tun?
    Über ihren letzten Satz ihres Kommentars muss ich gerade laut lachen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • johnenw@t-online.de
    Genau so ist es......
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dietmar@eberth-privat.de
    "Wir setzen auf Anreize statt auf Verbote"

    Der ist wirklich gut, wenn man sich an die ständig überbiedenden Corona-Maßnahmen der letzten 15 Monate denkt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • arnold.friedrich@t-online.de
    Es gibt noch so viele viele ungenutzte dachflächen die für PV geeignet wären. Ich verstehe die Hausbesitzer nicht die immer noch zögern. Kleine Anlagen unter 10 KWh kosten nicht die Welt und sind in 10 Jahren in der Gewinnzone. Ich habe 2012 selber 2 kleine unter 10kwh PV Anlagen installiert, und dann auch Verwandtschaft und Arbeitskollegen dazu motivieren können das gleiche zu tun. Die sind mir heute noch alle dankbar , sie damals dazu überzeugt zu haben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • siegfried.metz@t-online.de
    Es gab Überlegungen einer Klima-Arbeitsgruppe der Bundesregierung, zu denen ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen zählte. Die Ablehnung des Verkehrsministers Scheuer (CSU) wird in der Main-Post (vom 27.01.2019) mit den Worten, derartige Vorschläge seien „gegen jeden Menschenverstand” zitiert.

    Dieses Argument und das Festhalten an der 10-H-Regelung beschreiben nach meinem Eindruck die mangelnde Ernsthaftigkeit der Klima und Umweltpolitik der CSU.

    Alles andere, was die CSU zum Thema „Klima und Umwelt“ verkündet halte ich für „Greenwashing“ das den aktuellen Werten der Demoskopie geschuldet sein dürfte.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • simonhard
    ......und ich freue mich, dass es die 10H - Regelung gibt. Dank an die Staatsregierung. Man kann leicht mit dem Totschlagsargument des Klimawandels diese Entscheidung kritisieren. Aber wer möchte schon 500 Meter neben einem Windradmonster mit 170 Meter Nabenhöhe wohnen?
    Sie haben wahrscheinlich ein schönes Häuschen im Grünen ohne Blick auf ein Windrad und ohne einer riesigen PV-Anlage in ihrer Nachbarschaft. Glückwunsch.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten