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München
Ein Albtraum mit Frankenwein: Wie es das Politiker-Derbleckn auf dem Nockherberg diesmal nach Franken verschlug
Was hat die Salvatorprobe auf dem Münchner Nockherberg mit "Fastnacht in Franken" zu tun? An diesem Mittwochabend mehr als beste Einschaltquoten: Veitshöchheim-Kostüme!
Prost! Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (rechts) stößt am Mittwochabend beim Starkbier-Anstich am Münchner Nockherberg mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner an. 
Foto: Sven Hoppe, dpa | Prost! Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (rechts) stößt am Mittwochabend beim Starkbier-Anstich am Münchner Nockherberg mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner an. 
Henry Stern
 und  Uli Bachmeier
 |  aktualisiert: 15.07.2024 19:56 Uhr

Ein Albtraum kann viele Formen annehmen: Für Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kommt er beim Politiker-Derbleckn auf dem Münchner Nockherberg an diesem Mittwochabend in Form einer Bocksbeutelflasche daher: "Für einen mediterranen Typen wie mich ist Frankenwein Gift", erklärt sein Double Gerhard Wittmann, von Kopfweh geplagt, im Bienenkostüm auf der Singspielbühne: "Und ein saurer Zipfel war auch noch drin." 

Zwar steht die Bühne wie immer im Nockherberg-Wirtshaus in der Münchner Au. Doch das traditionelle Schauspiel findet diesmal irgendwo in einer Horror-Klinik "in Fucking Franken" statt, wie ein als veganer Vampir verkleideter Robert Habeck, gespielt von Thomas Limpinsel, erklärt.

Warum haben die Politiker-Doubles auf der Singspielbühne die Veitshöchheim-Kostüme an?

Denn die Autoren Richard Oehmann und Michael Betz lassen die Münchner und Berliner Polit-Prominenz in diesem Jahr nach einem schweren Unfall bei der Rückfahrt von der "Fastnacht in Franken" in einem schrägen Krankenhaus aufwachen.

Im Krankenhaus in 'Fucking Franken': Stefan Murr als FW-Chef Hubert Aiwanger, Thomas Unger als Ministerpräsident Markus Söder, Roland Schreglmann als CSU-Generalsekretär Martin Huber, Sina Reiß als Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze beim Singspiel.
Foto: Sven Hoppe | Im Krankenhaus in "Fucking Franken": Stefan Murr als FW-Chef Hubert Aiwanger, Thomas Unger als Ministerpräsident Markus Söder, Roland Schreglmann als CSU-Generalsekretär Martin Huber, Sina Reiß als ...

Alle haben sie noch ihre Veitshöchheim-Kostüme an: Ministerpräsident und CSU-Chef  Markus Söder (Thomas Unger) als Bismarck, die Grüne Katharina Schulze (Sina Reiß) als Barbie. CDU-Chef Friedrich Merz (David Zimmerschied) war inkognito als Pippi Langstrumpf beim "Ringelpiez in Franken". Und SPD-Kanzler Olaf Scholz (Nikola Norgauer) reicht ein kleines Papphütchen als Verkleidung.

In der Klinik müssen sich die Politiker ihren schlimmsten Alpträumen stellen: Merz etwa wird endlich Kanzler – aber nur mit FDP-Minister "Chrissie" Lindner (Christian Pfeil) und dem Grünen "Robbie" Harbeck als Koalitionspartner. Zuvor hat das Ampeltrio Lindner, Habeck, Scholz ("Good Cop, Bad Cop, Fischkopp") versucht, Markus Söder bayerisches Geld abzuluchsen. Und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger verliert bei der Sprachtherapie seinen Dialekt: "Kreuz, Birnenbaum und Holunder-Staude", schimpft er deshalb auf Hochdeutsch.

"Da hüpft jedes Schweinderl ganz selber ins Reinderl."
Agrarministerin Michaela Kaniber (Judith Toth) erklärt das bayerische Tierwohl-Prinzip

Doch das Salz in der Nockherberg-Suppe sind auch diesmal die Lieder: Agrarministerin Michaela Kaniber (Judith Toth) erklärt den grünen Wurst-Skeptikern musikalisch das bayerische Tierwohl-Prinzip: "Da hüpft jedes Schweinderl ganz selber ins Reinderl", erklärt die CSU-Ministerin. Markus Söder träumt zur Melodie von "La Boum" mit platzenden Seifenblasen: "Der Weg zur Kanzlerschaft klappt traum- und zauberhaft." Und Hubert Aiwanger (Stefan Murr) als selbst ernanntes "Maggi in der politischen Suppe Bayerns" erklärt seine "Hubertät": "Was in der Jugend gewesen, das weiß kein Mensch heut' mehr."

Der Fastenprediger ist halt auch nur ein Mensch

Ob es gelingt, "die Spirale der verbalen Hochrüstung" in der Politik zu unterbrechen und zurückzufinden zu Anstand und Achtung vor den Mitmenschen? Maximilian Schafroth, Fastenprediger beim Starkbieranstich am Nockherberg, versucht zumindest vor dem Singspiel, die Damen und Herren an den Spitzen von Staat und Parteien auf den Pfad der Tugend zu lotsen. Dass er Erfolg hat, darf bezweifelt werden. 

Maximilian Schafroth, Schauspieler und Kabarettist, beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg am Mittwochabend: Er hielt die Fastenpredigt. 
Foto: Sven Hoppe | Maximilian Schafroth, Schauspieler und Kabarettist, beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg am Mittwochabend: Er hielt die Fastenpredigt. 

Weil: So ein Fastenredner ist auch nur ein Mensch. Die strengen moralischen Maßstäbe, die Schafroth anlegt, reißt er in seiner leidenschaftlichen Rede selbst das eine oder andere Mal. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, eine "wirbellose Existenz"? Das kann dem Schafroth nur sein Bruder, diese "linksgrüne Socke" ins Predigtmanuskript geschrieben haben, oder?

Crash-Kurs für Nicht-Bayern über bayerische Sittsamkeit 

Immerhin, die wenigen Gäste aus dem fernen Berlin – unter ihnen SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert – bekommen von Schafroth einen Crash-Kurs über Bayern. Sie lernen, dass eher Alfons Schuhbeck ein Praktikum im Finanzamt macht, als dass in Bayern gegendert wird. Sie lernen, dass es in Bayern gesitteter zugeht als gedacht: "Erst saufen, dann schlägern und am Schluss auf Latein darüber sinnieren."

Ministerpräsident Markus Söder, Paulaner-Chef Andreas Steinfatt und Braumeister Christian Dahncke beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg. 
Foto: Sven Hoppe, dpa | Ministerpräsident Markus Söder, Paulaner-Chef Andreas Steinfatt und Braumeister Christian Dahncke beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg. 

Und sie lernen sogar ein klein wenig über innerbayerische Befindlichkeiten. Dass der Franke Söder bei den Grünen kein Bayern-Gen erkennt, kommentiert der Fastenredner aus dem Allgäu mit den Worten: "Sich von einem Franken das Bayern-Gen absprechen lassen, das ist, als würde mir der Koch einer brandenburgischen Autobahnraststätte erklären, wie man Allgäuer Kässpatzen macht."

In der Realität helfen nur noch Cannabis-Zäpfchen

Nach dem Singspiel, am Ende des "Albtraum-Workshops", helfen der Polit-Prominenz beim Erwachen in der harten Realität nur noch Cannabis-Zäpfchen. Aber wie meist am Nockherberg macht auch diesmal ein gemeinsames Abschiedslied Hoffnung: "Irgendwann, irgendwo, werden alle wieder froh!"

 
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  • Paul Schüpfer
    Ist der AlBtraum Einzahl und AlPträume Mehrzahl?
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Eine Werbeveranstaltung des bayerischen Staatsalkoholismus'.
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  • Thomas Diener
    Dann frag ich mich , warum die anderen Parteien daran teilgenommen haben !
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  • Thomas Diener
    Das Singspiel war wunderbar erfrischend und auch sehr gut von den Darstellern vorgeführt.
    Beim Fastenprediger waren mir persönlich bei einigen Passagen die Wortwahl zu derb und
    da hat mir die feingeschliffene Klinge gefehlt. Man spricht da über den Umgang der Politiker
    miteinander schlägt da aber in die gleiche Kerbe. Wo bitteschön ist da der Unterschied
    und wo unterscheidet man sich von den Politikern und anderen Populisten ?
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  • Barbara Fersch
    eine gigantische Darstellung der aktuellen Situation und Politik, die Predigt, sowie das Singspiel.
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  • Klaus Fiederling
    singspiel war echt sehr gut. dieter reiter als biene maja! supi
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  • Alfred Holler
    DE GUSTIBUS.....
    Ich fands einen rechten Krampf; Beides, die sog Predigt und auch das Singspiel!
    Das liegt aber haupts. daran, dass ich dieses Format, in dem man un ter dem Vorwand einer angeblichen "Tradition" glaubt, den Oberen alles an den Kopf werfen zu dürfen, was man unter normaler Konvention nicht tun würde. An Fasching mag das noch so durchgehen, aber in der Fastenzeit?? Is aber eh nur eine vom BR geförderte Werbeveranstaltung für eine Brauerei.
    Am kläglichsten finde ich aber das gekünstelte Lachen der Bepredigten, das schlagartig und maskenhaft einsetzt, sobald die Kamera draufhält.
    Genau so kläglichsehe ist aber auch die Erwartung des Volkes, das je nach Präferenz nur darauf wartet, dass die jeweils andere Seite möglichst derb und abgewatscht wird und geradezu erbsenzählerhaft aufsummiert, wer mehr "dran war".
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  • Alfred Holler
    Einen Satz des "Predigers" fand ich aber gut, und zwar den deutlichen Hinwis auf den Unterschied zwischen Zuhöen u d Reden, der augenscheinlich von der angesprochenen Person sogar verstanden worden zu sein scheint, überraschenderweise...
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Da hätte ich dann tatsächlich an Sie die Frage, ob Sie Frau Schulze schon einmal zugehört haben?
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  • Alfred Holler
    Wie kommen Sie jetzt auf die🤣
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