Bayerns Schulen sollen künftig selbst entscheiden, ob und in welchem Rahmen eine private Nutzung von Handys in den Schulgebäuden möglich ist. Dies ist das Ergebnis eines runden Tisches, zu dem Bayerns neuer Kultusminister Bernd Sibler (CSU) rund vierzig Vertreter der Eltern, Lehrer und Schüler sowie externe Experten ins Kultusministerium eingeladen hatte.
„Der einhellige Wille am runden Tisch war, mehr Entscheidungsfreiheit an die Schulen zu delegieren“, sagte Sibler nach dem Treffen. So könnte vor Ort ein „Schulforum“ aus Lehren, Eltern und Schülern an die Schule angepasste pragmatische Lösungen für die Handy-Nutzung außerhalb des Unterrichts finden. Diese könnten dann in einem Schulvertrag festgeschrieben werden.
Viel Ärger an den Schulen
Bislang müssen Handys nicht nur im Unterricht, sondern auf dem gesamten Schulgelände immer ausgeschaltet sein – außer ein Lehrer erlaubt im begründeten Einzelfall eine private Nutzung. Diese Regelung sorgt jedoch an den Schulen immer wieder für Ärger.
So hatte letzten Herbst eine neue Schulleitung am Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) eine zuvor an der Schule beschlossene zeitlich begrenzte Handynutzung in der Mittagspause und im Oberstufenzimmer einkassiert und sich dabei auf die Rechtsmeinung des Ministeriums berufen. Dort hatte man die Regelung als „zu weitgehend“ befunden.
Genau solche Einzelfall-Regelungen sollen nun aber Bayernweit möglich werden – möglicherweise sogar ohne eine Änderung des Schulgesetzes. „Wir müssen noch klären, ob eine Klarstellung im Gesetz nötig ist“, sagte Sibler. Nach seiner Einschätzung räume aber schon die bisherige Formulierung die Möglichkeit individueller Lösungen der Handynutzung als eine Art Selbstverpflichtung der jeweiligen Schulen ein.
Neue Regel schon ab Herbst?
Ohne eine Gesetzesänderung könnten die Schulen bereits im neuen Schuljahr ab Herbst eigene Handy-Regelungen einführen, glaubt Sibler. Wäre dagegen eine Gesetzesänderung notwendig, könnte diese wohl vor der Landtagswahl im Oktober nicht mehr auf den Weg gebracht werden, was eine Lösung des Handy-Streits an den Schulen zumindest um Monate aufschieben würde.
Das Kultusministerium werde den Schulen bei der Suche nach einer eigenen Regelung in jedem Fall weitgehende Gestaltungsfreiheit lassen, kündigte der Minister an: Dies sei „auch ein Schritt zu Demokratisierung und Partizipation“ an den Schulen. Das Ministerium werde den Schulen allerdings einen wissenschaftlichen „Leitfaden“ zur Verfügung stellen, um Eckpunkte für den Umgang mit Handys zu setzen. Dazu zähle auch die Überzeugung, dass es bei aller Offenheit für neue Technik an den Schulen auch „Freiräume für Muße“ geben müsse, so Sibler.
Die CSU-Mehrheit im Landtag hatte bislang Einzel-Lösungen an den Schulen abgelehnt und eine Bayern weit einheitliche Lockerung zum Umgang mit Handys gefordert. „Wir werden die Ergebnisse des runden Tisches nun zunächst im Landtag diskutieren“, sagte Sibler deshalb. Er habe für den nun eingeschlagenen Weg jedoch „viel Sympathie“.
Sehr zufrieden mit der Diskussion zeigte sich derweil der Landesschülerrat Bayern (LSR): „Wir sind sehr dafür, dass jede Schule selbst in den Schulforen entscheiden soll“, sagte LSR-Sprecher Florian Schwegler vom Gymnasium Marktbreit (Lkr. Kitzingen). An vielen Schulen steige zudem die Offenheit für die Digitalisierung und damit auch für den Umgang mit Handys, glaubt der Abiturient: „Wir erhoffen uns deshalb mehr Freiheit an den Schulen.“