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UNTERFRANKEN
Brunner: „Jeder Betrieb hat Zukunft“
Die Preise für Milch, Getreide und Schweinefleich sind im Keller. Jetzt will der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner die Bauern aus der Krise führen.
Brunner: „Jeder Betrieb hat Zukunft“       -  Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU).
Foto: dpa | Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU).
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 07.11.2019 22:41 Uhr

Am Sonntag, 22. Mai, kommt der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) zum „Tag des offenen Bauernhofs“ nach Unterfranken, genauer gesagt in den Spessart. Doch den Landwirten geht es derzeit gar nicht gut. Die Erzeugerpreise sind so tief gefallen, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Zudem kommt Druck von den Lebensmittelriesen.

Die Bauern stecken in der Krise – vor allem die Milchbauern. Für den Agrarstandort Bayern ist die Milch von zentraler Bedeutung: Mit rund 32 000 Milchbauern und einer Jahresproduktion von 7,9 Millionen Tonnen Milch ist Bayern eine der bedeutendsten Milchregionen in Europa.

Frage: Laut dem Konjunkturbarometer Agrar ist die Stimmung unter den deutschen Landwirten so schlecht wie nie. Was tun Sie, um die Bauern aus dem Tief zu führen?

Helmut Brunner: Die Stimmung ist schlecht, weil unsere Landwirte in einer anhaltenden Preiskrise stecken, die selbst Experten in dieser Schärfe nicht erwartet haben. Hinzu kommt eine ausufernde Regelungswut Brüssels, die die Bauern mit immer mehr Bürokratie überfrachtet und fast schon resignieren lässt. Es gibt dagegen kein Patentrezept.

Deshalb setze ich mich auf allen Ebenen für ein Bündel an Hilfsmaßnahmen ein: für ein zweites EU-Hilfspaket, für spontane Aktionen Brüssels zur Entlastung des Milchmarkts, für die Prüfung von Versicherungslösungen zur Stabilisierung der Betriebseinkommen. Oder für Hilfsmaßnahmen des Bundes, wie zusätzliche Mittel für Liquiditätshilfeprogramme, höhere Zuschüsse zur landwirtschaftlichen Sozialversicherung und für steuerliche Erleichterungen.

Können Sie schon erste Erfolge vermelden?

Brunner: Die Agrarminister von Bund und Ländern haben sich Mitte April einmütig all diesen Vorschlägen und Forderungen Bayerns angeschlossen. Dass der Bund jetzt in der Folge ein Hilfsprogramm für die Bauern angekündigt hat, begrüße ich sehr. Aber auch der Bürokratie habe ich den Kampf angesagt: Ich werde in Kürze eine Filterstelle einrichten, die jede einzelne Regelung einer Kosten-Nutzen-Analyse unterzieht.

Der Milchpreis ist im Keller. Kann der Milchgipfel, den Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) für den 30. Mai angekündigt hat, noch helfen?

Brunner: Das hoffe ich. Es ist der Versuch, Vertreter aller beteiligten Branchen – Erzeuger, Verarbeiter, Handel und zudem die Politik – an einen Tisch zu bringen und zum Handeln zu bewegen. Denn wir können die Preisspirale nach unten nur durchbrechen, wenn alle Wertschöpfungsstufen ihren Beitrag leisten.

Die Verbraucher wollen anscheinend immer weniger für landwirtschaftliche Produkte wie Milch, Eier oder Fleisch bezahlen. Wie kann die Landwirtschaft trotzdem überleben?

Brunner: Eine solche Entwicklung sehe ich nicht. Ganz im Gegenteil sind immer mehr Verbraucher durchaus bereit, für Qualität, Frische, Regionalität oder Bioprodukte einen angemessenen Preis zu zahlen. Deshalb müssen wir alle Chancen nutzen, um Bayern zu einem Premiumland für Agrarprodukte zu machen.

Wie könnte die Lösung aussehen?

Brunner: Qualität statt Masse muss die Devise sein. Wir müssen bestehende Wachstumsmärkte weiter ausbauen. Für Bioprodukte etwa bekommen die Erzeuger deutlich mehr Geld. Dennoch sind wir nicht in der Lage, die steigende Nachfrage aus heimischer Erzeugung zu decken. Chancen bestehen auch bei Heumilchprodukten, in der Direkt- und Regionalvermarktung hochwertiger Produkte und in der Zusammenarbeit mit Gastronomen, Betriebskantinen und dem Ernährungshandwerk.

Wie wollen Sie die Landwirtschaft in die Zukunft führen?

Brunner: Indem ich den eigenständigen Weg, den Bayern in der Agrarpolitik eingeschlagen hat, weitergehe. Ich will unsere bäuerlichen Strukturen wettbewerbsfähig, unsere Kulturlandschaften attraktiv und unsere ländlichen Räume vital erhalten. Dazu brauchen wir eine flächendeckende und nachhaltige Landwirtschaft – auch in schwieriger zu bewirtschaftenden Regionen. Jeder Betrieb soll Zukunftschancen haben, ein „Wachsen oder Weichen“ wie in anderen Ländern soll es in Bayern nicht geben. Um erfolgreich zu sein, müssen wir weiter auf unsere Stärken setzen: auf Qualität, Vielfalt, Regionalität und Innovationskraft. Dem werde ich auch künftig mit gezielten Weichenstellungen Rechnung tragen.

Sie versuchen gerade Asylbewerber für Grüne Berufe zu gewinnen. Wie gelingt das?

Brunner: Eine Ausbildung im Agrarbereich ist gerade für praktisch oder technisch begabte Asylsuchende der optimale Start ins Arbeitsleben. Die an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beschäftigten staatlichen Agrarbildungsberater sollen künftig in den Integrationsklassen der Berufsschulen gezielt über die Grünen Berufe informieren und Praktika vermitteln. Um den sprachlichen Zugang zu erleichtern, werden die gängigen Infobroschüren über die Agrarberufe gerade in die wichtigsten Herkunftssprachen übersetzt.

Warum brauchen wir einen „Tag des offenen Bauernhofs“?

Brunner: Weil davon Bürger und Landwirte profitieren. Für die Verbraucher ist dieser Tag eine Gelegenheit, mit den Landwirten ins Gespräch zu kommen und sich aus erster Hand über die Produktion heimischer Lebensmittel zu informieren. Die Sensibilität für Fragen des Tierwohls, der Gesundheit und des Umweltschutzes nimmt ja beständig zu. Die Landwirte haben die Chance, ihre Arbeit zu erklären, Vertrauen zu wecken und den Menschen vor Augen zu führen, dass hochwertige, regional erzeugte Lebensmittel ihren Preis haben müssen.

Unabhängig davon ist ein Tag auf dem Bauernhof gerade für Familien mit Kindern ein einzigartiges Erlebnis.

 
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    wenn man von Viehbauern redet, muss einem von vorneherein klar sein, dass das für einen Familienbetrieb (zumindest zeitweise) "annähernd 7x24" bedeuten kann, je nach Jahreszeit und sonstigem Arbeitsanfall. Und dann für die ganze Arbeit "nichts" zu kriegen frustriert natürlich unheimlich. Tolle Reden der Politiker, tolle Versprechen - dann geht es eine Zeitlang besser, um hinterher nur schlimmer als vorher zu werden.

    Das Allmende-Problem schlägt voll zu.

    Wenn es einen Markt für irgendwas gibt, wird jeder der kann versuchen sich ein klein bisschen mehr (auf Kosten der anderen) vom Kuchen abzuschneiden.

    Im Prinzip gibt es zwei Lösungen:
    entweder man quotiert jedem einzelnen seinen Anteil verbindlich(!) oder
    man lässt die Sache laufen und "Darwin entscheiden".

    Irgendwas dazwischen ist nicht (dauerhaft) praktikabel.

    Die Entscheidung "was wir wollen" liegt bei Gesellschaft und Politik. Ein Ausweg könnte es sein, Qualität höher zu bezahlen als Quantität - aber auch das müsste man wollen!
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  • manfred1249
    Die CSU hat es immer noch nicht aufgegeben die Landwirte für dumm zu verkaufen. Die Sprüche erinnern mich an die 50er und 60er Jahre. Da hieß es auch wer Bauer bleiben will kann Bauer bleiben. Die Wirklichkeit war anders. Die Entwicklung ist ungebremst bis Heute weiter gegangen. Wer die Landwirte erst nimmt sollte solche Sprüche lassen.
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  • al-holler@t-online.de
    war ja auch nicht alle schlecht, da stand ein landw. Betrieb auf mehreren Beinen und wenn der eine Zweig mals nichts abwarf, konnte es der andere ausgleichen oder er konnte auf andere Feldfrüchte ausweichen. Hat man sich aber an seine 100 Kühe gebunden und sehenden Auges überproduziert, gehts halt nicht mehr so einfach - und die Landschaft verarmt auch noch!
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