zurück
WÜRZBURG
Bekommt Unterfranken 25 Polizeipferde?
Bayern München - Hamburger SV       -  In München gibt es bereits eine Reiterstaffel. Die Landeshauptstadt soll eine zweite dazu bekommen.
Foto: Sven Hoppe, dpa | In München gibt es bereits eine Reiterstaffel. Die Landeshauptstadt soll eine zweite dazu bekommen.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:36 Uhr

In der aufgeregten Debatte um die Kreuz-Pflicht in bayerischen Behörden gingen einige Ankündigungen von Neu-Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unter. Darunter eine ziemlich teuere Maßnahme, deren Nutzen nun infrage gestellt wird: der Aufbau einer „bayerischen Kavallerie“. So hatte Söder in seiner Regierungserklärung Mitte April für jede Großstadt im Freistaat den Aufbau einer Reiterstaffel der Polizei angekündigt.Über insgesamt 200 Dienstpferde soll die bayerische Polizei im Endausbau verfügen. Doch begeistert sind die Ordnungshüter nicht.

Zu den Großstädten in Bayern – also Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern – zählen München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Ingolstadt, Würzburg, Fürth und Erlangen. In Würzburg sind nach Informationen dieser Redaktion 20 bis 25 Pferde eingeplant, die dann unterfrankenweit eingesetzt werden könnten. Das bayerische Innenministerium wollte diese Zahl auf Nachfrage „weder bestätigen, noch dementieren“. Das Konzept werde derzeit noch erarbeitet, hieß es.

„Eher wenig Nutzen“ für die Region

In Polizeikreisen sorgt das Vorhaben für Reaktionen von Schmunzeln bis Kopfschütteln. So beschreibt es unter anderem Christian Schulz, in der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Vorsitzender der Kreisgruppe Würzburg und stellvertretender Vorsitzender der Bezirksgruppe Unterfranken: „Zuerst haben wir geschmunzelt. Nach weiteren Überlegungen ist die Meinung in der Polizei dazu aber grundsätzlich eher ablehnend“, so der Gewerkschafter.

Die GdP verwehre sich nicht komplett gegen die Pferde. Sie seien „ein gutes Einsatzmittel bei Demos oder Großveranstaltungen“, so Schulz. „In Würzburg sehe ich da aber eher wenig Nutzen.“ Zumal der Aufbau der Reiterstaffeln nicht billig ist. Abgesehen davon, dass es laut Schulz nicht einfach werden dürfte, innerhalb eines kurzen Zeitraums 200 geeignete Pferde zu finden, kostet nicht nur deren Anschaffung Geld. Hinzu kämen der Unterhalt der Tiere, Tierarztkosten, Stallungen und Spezialfahrzeuge zum Transport der Pferde. Und „ein großes Personalpaket“: neben Reitern auch Pfleger und Verwaltungsmitarbeiter.

Oberbayerns Polizeipferde kosten 400 000 Euro pro Jahr

Wie teuer die „bayerische Kavallerie“ werden könnte, zeigt ein Blick Richtung Süden: In München gibt es bereits eine Reiterstaffel mit 35 Pferden, außerdem einen Reitertrupp mit fünf Tieren im benachbarten Rosenheim. Wie das Innenministerium vorrechnet, lässt sich der Freistaat die beiden Einheiten pro Jahr durchschnittlich 400 000 Euro kosten, wobei sich die Unterkunft und die Stallungen in München bereits im staatseigenen Besitz befinden.

Die GdP Unterfranken hätte sich gewünscht, dass die notwendigen Mittel für den Aufbau und Unterhalt von Reiterstaffeln an anderen Stellen bereitgestellt werden: „Vor der Kür kommt die Pflicht“, so Schulz. „Wir haben in ganz Unterfranken eine zu niedrige Personaldeckungsquote. Wir brauchen mehr Beamte an der Basis“, fordert er – gerade im Hinblick auf die von Söder angekündigte Neugründung einer bayerischen Grenzpolizei, für die weitere Personalkapazitäten gebraucht werden.

Umfrage
Ted wird geladen, bitte warten...

Die Baustellen der unterfränkischen Polizei

Auch die Arbeitsbedingungen unterfränkischer Beamter sieht Schulz ausbaufähig. „Bevor wir Ställe für Pferde bezahlen, sollten unsere Beamten adäquate Arbeitsplätze haben“, findet er. Das Dienstgebäude in der Würzburger Weißenburgstraße bedürfe einer Generalsanierung, für die Inspektion Kitzingen stehe ein Neubau an, die Dienststelle der Autobahnpolizei Würzburg-Biebelried sei ein Provisorium.

Immerhin: Die Ausbildung zum Reiter sei nicht langwierig, so Schulz. Und es gebe „viele pferdeaffine Kolleginnen und Kollegen“, die bereits Interesse signalisiert hätten. „Grundsätzlich begrüßen wir es, wenn der Ministerpräsident für eine höhere Polizeipräsenz sorgen will“, erklärt der Gewerkschafter weiter. „Aber für die Bürger ist es einfacher, einen Streifenpolizisten auf Augenhöhe anzusprechen, als einen Reiter in drei Meter Höhe.“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Kitzingen
Biebelried
Benjamin Stahl
CSU
Kavallerie
Markus Söder
Pferde
Polizeigewerkschaften
Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • mppthi
    Söder Bär und MURKS ARCUS auf den Mond Schiessen. Auf Pferde verzichten und ROT-GRÜNE Schnecken für Pferde ????
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Ich bin ja dafür den Söder schnellstens auf den Mond zu schiessen, bevor er noch weitere Schnapsideen präsendiert. Die Doro Bär kann er dann gleich mitnehmen. Da oben können sie dann gemeinsam ihr Flugtaxi ausprobieren, falls es bei der geballten CSU Intelligenz jemals in Betrieb gehen sollte.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • k.emmerling@freenet.de
    vielleicht müssen wir bald mit einem aufgenähten bayrischen Löwen auf den Kleidern rumlaufen...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Wie war das denn nochmal - den sticht der Hafer - oder so?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    Wieder mal eine absolut geniale Idee von diesem Wunderministerpräsent!
    Wie wär`s denn, vielleicht mal Leute zu fragen, die eine Ahnung davon haben, ob so etwas überhaupt Sinn macht in unserer Region? Nee nee, Söder macht das schon richtig, weil er einfach alles kann und sich nicht belehren lässt. Kreuze aufhängen, Pferde anschaffen - mal sehen wie es weitergeht ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Wie es weiter geht? Vielleicht sammelt Söder den Pferdemist von den Strassen. Nicht persönlich natürlich, eher virtuell mit einer von Dor Bär entwickelten App.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten