
Immerhin die Besucherzahlen stimmen noch: Rund 1,8 Millionen Menschen besuchten 2018 das Deutsche Museum - trotz Großbaustelle und reduzierter Ausstellung. Selbst das Ludwig-Schloss Neuschwanstein kann da nicht mithalten. Der weltweite Ruf des maroden Münchner Museums-Dinos ist offenbar unerschütterlich.
Das Museum sei eben "ein Leuchtturm für uns alle", findet die Grünen-MdL Verena Osgyan. Allerdings sei das Haus und seine Ausstellung arg "in die Jahre gekommen". Zur Fertigstellung der seit 2015 laufenden Generalsanierung gebe es deshalb schlichtweg keine Alternative.
Doch das Projekt, für das bereits im Jahr 2010 von Bund, Land und privaten Spendern insgesamt 400 Millionen Euro bereit gestellt worden waren, droht finanziell und zeitlich aus dem Ruder zu laufen: 150 Millionen Euro extra sind nach aktuellen Schätzungen nötig, um die Bauarbeiten zumindest zu beenden. Und ob die für 2025 geplante Neu-Eröffnung eingehalten werden kann, steht in den Sternen.
Natürlich gibt es Erklärungen für dieses Desaster: Der Altbau, 1925 fertiggestellt und nach dem Krieg nur notdürftig geflickt, habe sich trotz intensiver Vorprüfung als deutlich maroder erwiesen, als ursprünglich gedacht. Dazu die überhitzte Baukonjunktur, die Bauaufträge deutlich teurer macht. Welche Folgen die kürzliche Insolvenz des für die Planung zuständigen Architekturbüros hat, ist zudem noch unklar.
Kostenprobleme nicht nur höhere Gewalt
Doch ist es offensichtlich nicht nur höhere Gewalt, die das Millionen-Projekt aus dem Ruder laufen lässt: Interne Controlling-Berichte verwiesen "auf große Defizite in der Führung", warnt etwa Osgyan. So seien die Kostensteigerungen auch auf späte Umplanungen zurückzuführen. Neu ist solche Kritik nicht: Bereits 2015 warnte das zuständige Wissenschaftsministeriumvor "Überforderung und Schwachstellen" in der Bau-Organisation und deutlich höheren Kosten. Die Oberste Baubehörde wies zudem bereits im Oktober 2014 darauf hin, dass die 400 Millionen Euro bestenfalls für eine Teilsanierung "mit einfachem Standard" reichen werden.
"Mit 400 Millionen Euro hätte man das Projekt wohl gar nicht erst anpacken dürfen", findet heute der CSU-Abgeordnete Robert Brannekämper. Bevor man nun aber den gleichen Fehler macht und erneut willkürliche Kostendeckel setzt, will der gelernte Architekt erstmal Klarheit "über den Umfang der notwendigen Sanierung" sowie kreative Einspar-Vorschläge. Zudem müssten sich neben dem Freistaat auch der Bund und die Privatwirtschaft an den Mehrkosten beteiligen: "Schließlich ist es kein bayerisches, sondern ein Deutsches Museum", zürnt Brannenkämper.
Nur bauen, was man auch bezahlen kann
"Risikofreie Aussagen zu den Mehrkosten sind derzeit nicht möglich", warnt jedoch der erst seit letzten Dezember für das Projekt zuständige neue Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU). Denn im Münchner Isar-Sand wird zwar Steuergeld verbaut, das Museum ist aber formal unabhängig und saniert deshalb in eigener Verantwortung. "Dass wir nicht Bauherr sind, macht es schwierig", räumt Sibler ein. Seine Vorgabe an das Museum sei aber klar: "Nur bauen, was man auch bezahlen kann." Die 150 Millionen Euro extra seien dabei "die äußerste Obergrenze".
Doch ob es wirklich dabei bleibt? Anfang Juli soll Museumschef Wolfgang Heckl im Landtag Rede und Antwort stehen. Das Projekt sei mit einer "Kostenlüge" begonnen worden, schimpft der SPD-MdL Volkmar Halbleib aus Ochsenfurt. Und niemand wisse, ob wenigstens jetzt die Wahrheit gesagt werde. In jedem Fall müsse der Freistaat die Zügel kräftig anziehen, fordert Halbleib: "Denn ich bin in großer Sorge, dass die Probleme längst noch nicht vorbei sind."
Wenn Wähler mit solchen dreisten Lügen dazu gebracht werden für absolut hirnrissige Projekte wie S21 zu stimmen müssen die dafür Verantwortlichen vor Gericht.
Dabei ist das deutsche Museum eines der ganz wenigen Projekte die die Bezeichnung „alternativlos“ verdient. Umso wichtige ist Planung und Kontrolle professionell und transparent zu durchzuführen.