AfD-Landeschef Martin Sichert hoffte auf ein "reinigendes Gewitter". Doch nach Monaten des internen Streits, Skandalen und provokativen Auftritten der eigenen Abgeordneten im Landtag rangen die rund 400 teilnehmenden Parteimitglieder auf einem außerordentlichen Landesparteitag im mittelfränkischen Greding erneut stundenlang vor allem Miteinander um die Tagesordnung, die Finanzen und über das zuletzt von interner Zerstrittenheit geprägte Erscheinungsbild der AfD in der Öffentlichkeit. Allein die Festlegung der Tagesordnung nahm rund zwei Stunden in Anspruch.
Eine Neuwahl des Landesvorstandes oder einzelner Mitglieder wie der intern umstrittenen Landtagsfraktionsvorsitzenden Katrin Ebner-Steiner - der eigentliche Grund des von 15 Kreisverbänden beantragten Sonderparteitags - fand dagegen nicht statt. Eine Befassung mit zwei Anträgen, die eine schnelle Neuwahl forderten, wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Die Neuwahl des Gesamtvorstands soll nun Mitte September stattfinden.
Der "Flügel" - eine Partei in der Partei?
Eine sofortige Neuwahl forderten auch Sympathisanten des rechts-nationalen "Flügels", unter anderem der unterfränkische AfD-MdL Richard Graupner. Innerparteiliche Gegenspieler sehen darin den Versuch, den Einfluss des "Flügels" im Landesvorstand auszubauen - auch um mögliche interne Ordnungsmaßnahmen gegen "Flügel"-Leute zu verhindern. Der "Flügel" sei nur eine kleine Gruppe, aber sehr gut organisiert, heißt es. Gar von einer "Partei in der Partei" ist bei den Kritikern die Rede, die über das weitgehend negative Erscheinungsbild der AfD in der Öffentlichkeit präge.
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Parteichef Sichert, in der Partei intern selbst massiv unter Druck steht - versuchte diese Stimmung aufzunehmen, indem er den thüringischen Flügel-Frontmann Björn Höcke massiv attackierte: "Wir brauchen keine schlauen Einmischungen von außen", sagte er - "weder beim Schiedsgericht, noch beim Versuch, Entscheidungen unserer Landtagsfraktion zu beeinflussen". Inhaltlich distanzieren wollte sich Sichert auf Rückfrage von Journalisten allerdings nicht: Er rede den AfD-Kollegen im Osten nicht rein. Höcke solle aber auch anderen Verbänden "nicht reinpfuschen".
"Sind wir jetzt schon bei der Stasi", fragt Ebner-Steiner ihre Parteifreunde
Am Nachmittag kam auch Fraktionschefin Ebner-Steiner schwer unter Druck: Von einem "stalinistischen Herrschaftssystem" rund um die Fraktionschefin war in der Aussprache die Rede, von "Kasperltheater" und "Fremdschämen". Auch das Finanzgebaren Ebner-Steiners in der Fraktion rund um teure Sofas, Kaffeemaschinen und Dienst-BMWs kam zur Sprache. Von Selbstkritik war bei der Kritisierten jedoch nichts zu spüren: Schuld an den schlechten Schlagzeilen seien nicht eigene Fehler, sondern diejenigen in der AfD "die jede Kleinigkeit an die Presse durchstechen". Sogar "Lügen und Unwahrheiten" würden verbreitet - bis hin zu außerehelichen Verhältnissen: "Sind wir jetzt schon bei der Stasi?", schimpfte sie. Bei den Finanzen sei dagegen "alles in bester Ordnung".
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Die lautstarke Zustimmung des Parteitags zu den vielen Kritikern der eigenen Führung, wie auch zur Verteidigung der Fraktionschefin, war geteilt. Von Versöhnlichkeit war auf beiden Seiten wenig zu spüren. Auch Inhalte spielten bis auf einen Antrag, der neue E-Ladestellen in Kommunen verhindern wollte, auf dem Parteitag keine Rolle. "Wenn wir so weiter machen", klagte deshalb ein AfD-Basis-Mitglied am Parteitags-Mikrofon, "dann sind wir bald unter fünf Prozent."
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dass das Basis-Mitglied Recht bekommt.