
Am 116. Verhandlungstag fiel in Frankfurt das Urteil: Achteinhalb Jahre Knast für Stephan S. und Jonas K., die unterfränkischen Gründer von S & K. Die vier Jahre Untersuchungshaft werden angerechnet, sie kamen nach dem Urteil frei.
Nach einem Deal (Geständnis gegen Zusicherung einer Haft-Obergrenze) wurden die zwei Protzmanager nicht wegen Betruges verurteilt, sondern „nur“ wegen Unterschlagung. Zwei mitangeklagte Komplizen erhielten sechs und viereinhalb Jahre Haft.
"Schneller als jeder Lamborghini"
Im Urteil lobte der Vorsitzende Alexander El Duweik ausdrücklich die Bereitschaft aller Prozessbeteiligten um eine Lösung des Falles, der monatelang auf der Stelle trat. Dadurch habe in den vergangenen Wochen "der Wagen der Justiz Fahrt aufgenommen hat - mutmaßlich schneller als jeder Lamborghini." Das war eine Anspielung auf die Verurteilten, die in Prosepkten mehrfach vor teuren Sportwagen posiert hatten, um zu demonstrieren, wie gut ihre Geschäfte liefen.
Das Gericht setzte auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Angeklagten zunächst auf freien Fuß. S. und K. müssen ihre Reststrafen später antreten. Über eine mögliche Aussetzung der Haft nach der Hälfte oder zwei Dritteln der Zeit entscheidet später ein anderes Gericht.
Keine gute Entscheidung für die Anleger
Schon im Vorfeld des Urteils war sich selbst Verteidiger Michael Simon sicher: „Das wird keine gute Entscheidung für die Anleger!“ Im „Urteil des Jahres“ (so ein Boulevard-Blatt) ging es zwar um das Strafmaß für die vier Gauner, die das Geld ihrer Anleger verjubelt hatten. Weil sie aber „nur“ wegen Unterschlagung statt Betruges verurteilt wurden, haben es die 11.000 Geschädigten viel schwerer, in Zivilprozessen zu einer Entschädigung zu kommen. Bisher sind 200 Millionen Euro Schaden bekannt.
Stephan Schäfer und Jonas Köller nahmen das Urteil ohne sichtbare Regung entgegen. Sie hatten nach einem Deal mit der Staatsanwaltschaft etwa diesen Strafrahmen erwartet.
Fünf Jahre Ermittlungen und eineinhalb Jahre Prozess
Vielen der 11.000 Anleger mag das zu wenig sein. Doch die Justiz ist froh, dass nach fünfjähriger Ermittlung und eineinhalb Jahren Prozess endlich ein Urteil fällt. Lange trat der Prozess fast auf der Stelle. Am Ende ging es flott: S&K-Gründer Stephan S. (37) ließ nach Vorgesprächen mit Staatsanwaltschaft und Gericht vorige Woche über seinen Verteidiger erklären, dass er „die volle Verantwortung“ für die ihm zur Last gelegten Taten übernehme. Sein Mitbegründer, der 35-jährige Jonas K. (ebenfalls aus Unterfranken) bezeichnete das S&K-Geschäftsmodell als „schäbig und einfallslos“ und sich selbst als „dumm und gierig“ und entschuldigte sich bei den Geschädigten.
Das Geld ist weg
"Die vier Jahre in Untersuchungshaft nimmt denen keiner mehr" grollt Holger P., einer von Tausenden geprellter S & K-Kunden. Fast 50.000 Euro hatte er bei Jonas K. und Stephan S. investiert, die er aus Jugendtagen in Erlenbach (Lkr. Miltenberg) kannte. Das Geld ist weg - nicht in versprochene Projekte investiert, sondern in Nutten, schnelle Autos, wilde Partys der Protzmanager.
Nach einer bundesweiten Razzia im Frühjahr 2013 waren Bilder des Hollywood-reifen Partylebens der S & K-Gründer aufgetaucht, die es sich vom Geld ihrer Anleger gut gehen ließen: Villen, schnelle Autos, teure Frauen, Pool-Partys mit Elefant oder Badenixe im überdimensionalen Sektkelch, prominente Gäste wie Mark Reisen nach Las Vegas oder Gambia – auf Kosten der Anleger. Sie sollen sogar buchstäblich im Geld gebadet haben wie Dagobert Duck. Säcke voller Bargeld hatten Polizisten nach der Razzia im Frühjahr 2013 aus der Villa eines der S & K-Chefs abtransportiert.
Mit hohen Zinsen gelockt
Kritiker hatten von Anfang an bezweifelt, ob die angepriesenen Renditen möglich waren, mit denen zinsgeile Investoren gelockt wurden. Ab 2008 hatte S&K Immobilien aus Zwangsversteigerungen gekauft und teurer weiterverkauft. In Selbstporträts bezeichnete sich S&K bald als Marktführer in der Immobilienbranche und versprach bei einem „konservativen“ Geschäftsmodell Renditen von 20 Prozent und mehr „trotz überschaubar geringem Risiko“.
Zu den Vorzeige-Immobilien, die S&K billig kaufte, gehörte die Sachs-Villa in Schweinfurt: Das Anwesen des verstorbenen Industriellenerben, Fotografen und Playboys Gunter Sachs erwarb die S&K-Gruppe Ende 2011 per Zwangsversteigerung für 1,7 Millionen Euro. In ihren Hochglanz-Prospekten tauchte das Haus des namhaften Vorbesitzers dann aber mit einem Wert von 6,7 Millionen Euro auf, was Kunden täuschte. Ihnen wurde ein völlig überzogener Eindruck vom Wert der S&K-Investitionen in Immobilien vermittelt, um sie dazu zu bringen, ihr Geld hier anzulegen.