Sind die Würzburger Kickers zurück in der Erfolgsspur? Nicht nur das Resultat sondern auch die Art und Weise des Auftretens konnten man nach dem 3:1-Erfolg der Rothosen beim FC Augsburg II als Schritt nach vorne bezeichnen. Eine Sichtweise, der sich auch Trainer Marco Wildersinn anschließen konnte. "Jetzt gilt es nachzulegen", sagte er nach der Partie im Kabinengang des Rosenaustadions.
Nur auf einer Position hatte der Kickers-Chefcoach seine Startformation im Vergleich zum enttäuschenden 1:1 gegen Illertissen am Ostermontag für die Partie im altehrwürdigen Rosenaustadion verändert. Anstelle von Dardan Karimani rückte diesmal Dominik Meisel bei Spielbeginn in das Mittelfeld. Die entscheidende Veränderung war freilich: die Kickers zeigten an diesem Samstag-Nachmittag vom Start weg ein anderes Gesicht als in den letzten Wochen, in denen dem mit so vielen Erwartungen ins Jahr 2023 gestarteten Team die Verunsicherung und der Frust anzusehen war.
Die vielleicht sogar sinnbildlichste Szene für den Auftritt der Kickers in der ersten Spielhälfte war keine Offensivaktion. Als Würzburgs Ivan Franjic in der 28. Minute im Vollsprint zurückeilte, um eine Kontergelegenheit der Augsburger zu unterbinden, war deutlich zu erkennen, dass da eine Mannschaft auf dem Platz stand, in der der eine auch einmal den Fehler eines anderen ausbügeln wollte. Ein Gefühl, dass man in den letzten Wochen vermisst hatte.
Und so war es denn auch bezeichnend, dass es ausgerechnet Peter Kurzweg war, der die Rothosen in der 11. Minute mit 1:0 in Führung köpfte. Der Spielführer, der zuletzt seinen Unmut über die Leistungen der letzten Wochen deutlich artikuliert und den Finger in die Wunde gelegt hatte, die die enttäuschenden Resultate nach der Winterpause gerissen hatte. "Extrem sauer" sei er, hatte Kurzweg unter der Woche gesagt. Am Samstag jubelte er nach einer Ecke, einer dieser Standardsituation also, die in den vergangenen Spielen nicht gerade eine Stärke der Wildersinn-Elf waren.
Maximilian Zaiser hatte sich diesmal als Eckenschütze versuchen dürfen. Das gab es noch nicht oft in dieser Saison, könnte jetzt aber durchaus immer wieder vorkommen. "Das hatten sich Torwarttrainer Daniel Bernhardt und Co-Trainer Dominik Lang ausgedacht, ihn einmal ran zu lassen", berichtete Chefcoach Wildersinn. Zaiser bereitete nicht nur Kurzwegs Führungstreffer nach einem ruhenden Ball vor. Sondern servierte auch zwei Ecken auf den Kopf von Felix Göttlicher, der jedoch beide Male den FCA-Kasten verfehlte.
Die beste von einigen Kickers-Gelegenheiten vor dem Seitenwechsel auf 2:0 zu erhöhen hatte Kurzweg, der mit einem 13-Meter-Schuss die Latte traf. So souverän der durchaus ansehnliche Würzburger Auftritt in den ersten 45 Minuten auch war, nach der Pause zeigte sich, dass die letzten Wochen doch ihre Spuren hinterlassen hatte. Ein paar kleine Fehler und die Kickers-Defensive geriet plötzlich ins Wanken. "Wir sind nicht gut aus der Pause gekommen. Aber wir haben uns schnell ins Spiel zurückgearbeitet", so Wildersinn. Anders als in den vergangenen Wochen überstand sein Team eine Schwächephase diesmal schadlos und legte vor dem gegnerischen Kasten fast schon wieder so los wie in der Hochzeit vor der Winterpause.
Ein Kopfball des fleißig arbeitenden Saliou Sané fand noch nicht den Weg in den Kasten (59.), dann aber gelang Franjic ein echtes Traumtor. Nicht nur der feine Abschluss aus vollem Lauf war sehenswert sondern vor allem der Trick mit dem sich der Mittelfeldmann zuvor durchgesetzt hatte. Nachdem sie auf 2:0 gestellt hatten (61.), war bei den Kickers spürbar eine Last abgefallen. Nun ließen die Gäste auch ab und an ihre Spielfreude aufblitzen. Bestes Beispiel dafür: der Freistoßtrick den Franjic und Zaiser vor dem 3:0 ausgeheckt hatten. Franjic nahm, nachdem Benjica Caciel direkt an der Strafraumgrenze gefoult worden war, einen langen Anlauf stürmte auf den Ball zu, tippte das Spielgerät nur leicht an und der daneben stehende Zaiser schob den Ball überlegt und unhaltbar für FCA-Keeper Marcel Lubik direkt neben den Pfosten in die Maschen. "Das hatten wir uns spontan in der Situation ausgedacht. Ich habe mit Ivan gesprochen und gedacht, es könnte funktionieren. Das das so aufgeht, ist natürlich gut", berichtete Zaiser später.
Die Partie war entschieden. Umso erstaunlicher mit welcher Vehemenz die Hausherren die Kickers-Abwehr fortan noch forderten und mit welcher Entschlossenheit die Kickers in dieser Partie, die auf den Rängen geprägt war von der Fan-Freundschaft zwischen beiden Klubs, ihr eigenes Tor verteidigten. Einen Schuss von Fabian Wessig lenkte Kickers-Keeper Eric Verstappen an die Latte. Das Ziel ohne Gegentor zu bleiben verpasste er aber, weil Franjo Ivanovic in der 86. Minute noch für die Heimmannschaft von Ex-Schweinfurt-Trainer Tobias Strobl traf. "Wir ärgern uns über jedes Gegentor, aber heute zählen die drei Punkte", so Wildersinn.