Am vergangenen Spieltag war Dominic Baumann schon ganz nah dran. Beim 3:1-Sieg der Drittliga-Fußballer der Würzburger Kickers gegen Viktoria Köln durfte sich der Angreifer am Spielfeldrand mit ein paar Übungen aufwärmen, die Atmosphäre aufsaugen, den Rasen riechen, einfach dabei sein. "Es ist ein ganz neues Gefühl, wieder Fußball spielen zu dürfen," sagt der 24-Jährige. Bisher darf er das im Training. Aber vielleicht reicht es ja schon an diesem Samstag beim Vorrunden-Abschluss beim Halleschen FC (14 Uhr, Liveticker auf mainpost.de) zu einem Kurzeinsatz. "Für 90 Minuten reicht es noch nicht", sagt der Angreifer.
Es war am sechsten Spieltag, am 24. August: bei der Auswärtspartie in Braunschweig hatte sich Baumann bei einer zunächst harmlos aussehenden Szene verletzt. Die Diagnose war ein Schock: Bruch des Außenknöchels im Sprunggelenk. "Alle haben gesagt, dass es in diesem Jahr wohl nichts mehr wird mit Fußball," erinnert sich Baumann.
Es sei die erste schwerere Verletzung seiner Karriere gewesen, berichtet er. "Es gibt bessere Nachrichten, aber auch deutlich schlimmere Verletzungen", sagt er. Bei Dynamo Dresden wurde der Sachse ausgebildet, für den 1. FC Nürnberg absolvierte er einige Kurzeinsätze in der zweiten Bundesliga, ehe er 2017 am Dallenberg landete. Zehn Tore gelangen ihm in der vergangenen Saison, Baumann hat seinen Vertrag bis 2021 bei den Kickers verlängert, so lange wie er gehört aus dem aktuellen Team nur noch Kapitän Sebastian Schuppan zum Würzburger Drittliga-Kader. Schon alleine deshalb ist Baumann eine Identifikationsfigur. "Ein Mentalitätssspieler", wie Trainer Schiele sagt.
Nach der Verletzung im August brauchte es viel Eigenmotivation. Bis Baumann operiert werden konnte dauerte es eine Weile. "Aber vom Zeitpunkt der Operation an ging es stetig bergauf", berichtet Baumann. Während der Reha in Bad Endorf in Oberbayern arbeitete er hart, um möglichst schnell wieder fit zu werden. "Jeder war am Ende erstaunt, wie gut alles ging", so der Angreifer, der es danach genoss wieder die Gemeinschaft mit den Teamkameraden in der Kabine zu erleben. "Ich war immer beim Training, auch wenn ich nicht auf dem Rasen stehen konnte. Ich habe dann Kraft- oder Ausdauertraining gemacht. Es war ein gutes Gefühl wieder bei der Mannschaft zu sein." Der Teamsportler Baumann musste noch eine ganze Weile alleine an seinem Comeback arbeiten.
Nun aber ist der Knöchel wieder belastbar. Baumann wirft sich im Training schon wieder mit Freude in die Zweikämpfe. "Im Hinterkopf darf von der Verletzung nichts mehr sein, sonst wird es gefährlich. Dann passieren die schlimmsten Dinge. Umso mehr Trainingseinheiten ich absolviert habe, umso sicherer fühle ich mich." Bereits am vergangenen Wochenende gab Baumann dann grünes Licht. Er ist bereit für die Rückkehr.
"Alles was in diesem Jahr passiert, ist ein Bonus. Nach der Winterpause fängt dann die Saison für mich neu an," sagt der Angreifer. Insgeheim werde er sich für den Rest dieser Spielzeit ein Ziel setzten. Wie viele Tore es bis Saisonende noch werden sollen, das will Baumann öffentlich nicht verraten. Dafür aber berichtet er von seinen Gesprächen mit den drei Ex-Würzburgern Björn Jopek, Dennis Mast und Patrick Göbel beim Halleschen FC in den vergangenen Tagen. "Da gibt es immer wieder mal Kontakt", erzählt er: "Jeder hat geschaut, dass er fit wird und auf dem Platz steht oder im Kader steht. Das hat wohl geklappt." Göbel hat seine Leistenbeschwerden überwunden und Baumann sitzt immerhin wieder auf der Bank. "Er wird der Mannschaft helfen, ob schon an diesem Wochenende oder später, das werden wir sehen", so Kickers-Coach Schiele über den Stürmer.