
"Weniger Theater! Mehr Kickers!" Das Spruchband, das die Fans schon vor Anpfiff im leeren Stadion angebracht hatten, formulierte bereits den Wunsch für die Zukunft. Auf dem Rasen wurde indes die alte Saison bereits am drittletzten Spieltag abgewickelt. Am Schluss einer traurigen Vorstellung mit dem traumhaft schönen Freistoßtreffer von Frank Ronstadt als einsamen Höhepunkt, verloren die Würzburger Kickers mit 1:3 (0:0) gegen den VfL Osnabrück. Das Ende jeder noch so kleinen und theoretischen Chance in der Zweiten Fußball-Bundesliga zu bleiben.
Die Partie gegen den Vorletzten, der in den vorangegangen 17 Spielen nur einmal gewonnen hatte, war gerade vorbei, da war es der Vorstand Sport der Kickers, Sebastian Schuppan, der formulierte, was so ein Abstieg für den Einzelnen bedeutet: "Das steht jetzt für immer in den Büchern. Das bleibt. Damit muss jeder nun klarkommen." Eine persönliche Niederlage für alle Beteiligten also. Dass nicht jeder den Eindruck vermittelte, dass er sich bis zur letzten Sekunde mit aller Kraft gegen diese Schmach gestemmt hatte, enttäuschte Schuppan. "Das war nicht das, was ich sehen wollte", sagte er über den bisweilen blutleer wirkenden Auftritt der Rothosen.
Natürlich wird bei der Kaderbesetzung in den letzten beiden Saisonspielen in Braunschweig und zu Hause gegen Paderborn auch eine Rolle spielen, welche Spieler bei einem Neuaufbau in der nächsten Saison dabei sein sollen. Was war, zählt nicht mehr. Stefan Maierhofer, der österreichische Sturm-Oldie, der nach seinem Wechsel in der Winterpause kaum zum Einsatz kam, saß am Samstag noch nicht einmal mehr auf der Tribüne.
Zwei Spieler, die im Juli 2020 am Dallenberg den Aufstieg gefeiert hatten, verließen am Samstag als Letzte den Platz. Das Spiel war eine knappe Viertelstunde Geschichte, da hockten Patrick Sontheimer und Dominic Baumann noch immer alleine im Mittelkreis. Ob sie in der kommenden Saison noch dabei sind, ist fraglich. Die Träume vom vergangenen Jahr sind zerplatzt. Als die beiden sich schließlich aufrafften und in Richtung Kabine gingen, war es Fabian Giefer, der sie tröstete. Der Ersatztorhüter trug zivil. Auch er hatte sich sein Engagement in Würzburg ganz anders vorgestellt. Dieser Abstieg hat tatsächlich viele Gesichter.