Gut eineinhalb Stunden nach Spielende, als sich der Tross des Würzburger FV am Freitagabend wieder im Bus und auf der 160 Kilometer langen Heimfahrt befand, hatte WFV-Trainer Berthold Göbel zuerst ein Lob für den Gegner parat: "Ammerthal hat eine überragende erste Halbzeit gespielt", fand der 52-Jährige. "Die haben eine richtig gute Truppe."
Und die hatte dem Würzburger FV beim 1:2 (0:2) zum Saisonstart in der Fußball-Bayernliga Nord eine Halbzeit lang ordentlich zugesetzt. Vor allem Mergin Bajrami, der 26-Jährige, der im Sommer vom Ligakonkurrenten Seligenporten gekommen war und auch schon 79 Regionalliga-Spiele absolviert hatte.
Für Göbel war der Deutsch-Kosovare "der stärkste Mann auf dem Platz", der zudem die beiden Tore für den Gegner erzielte. Das erste war vor allem in Würzburger Reihen umstritten: "Den Elfmeter kann man pfeifen, muss aber nicht", fand der Gäste-Trainer.
Leichtfertige Ballverluste
Was war passiert? Torhüter André Koob stellte sich dem von Bajrami frei gespielten Dennis Weidner in den Weg, traf den Ammerthaler wohl, aber genauso den Ball. Der Schiedsrichter ließ sich auch von Koobs Beteuerungen, er habe den Ball gespielt, nicht umstimmen. Göbel störte jedoch weit mehr die Situation vor dem mutmaßlichen Foul: "Entscheidend war, dass wir schlecht in den Zweikampf gegangen sind und der Gegner mit einem Pass zwei Mann ausgespielt hat."
Dass Bajrami mit einem feinen Schüsschen aus der zweiten Reihe die Führung der DJK erhöhte: kann passieren. Göbels Fazit des Würzburgers Auftretens bis zum Seitenwechsel: "Wir haben das Mittelfeld nicht in den Griff bekommen und sind kaum nach vorne gekommen." Nach vielen "leichtfertigen Ballverlusten" seien die Seinen "zu träge" gewesen.
Er reagierte mit Wechseln: Philipp Hausmann für Steffen Barthel und Hermann Ngankwe Tchokouaha für Erik-Schnell-Kretschmer zur Pause, Jayson Tuda für Dennie Michel kurz danach. "Wir haben unser zentrales Mittelfeld neu besetzt, danach haben wir mehr nach vorne gespielt." Das hätte eigentlich auch die Herangehensweise von Anfang an sein sollen. Simon Schäffers Anschlusstor war die Folge des forscheren Auftretens.
Kaum Chancen trotz Überzahl
Der Platzverweis gegen die Hausherren nach einer Stunde spielte den Gästen dabei in die Karten: Ammerthals Torhüter Christopher Sommerer fing einen vom FV lang nach vorne geschlagenen Ball, doch stand dabei gut einen Meter außerhalb des Strafraums. Der 30-Jährige wusste sofort, was ihm blühte und verließ den Platz.
"Wir waren ein Mann mehr, aber der Gegner hat seine Führung mit Mann und Maus am eigenen Sechzehner verteidigt", resümierte Göbel. Eine Chance bekamen die Würzburger aber noch: "Den kannst du eigentlich gar nicht vergeben, der muss reingehen", kommentierte er den Lupfer Fabio Bozesans aufs leere Tor, den ein Verteidiger von der Linie schlug.
"Mit der zweiten Halbzeit bin ich zufrieden, darauf können wir aufbauen", fand Göbel und bat: "Wir haben eine ganz junge Mannschaft und brauchen Geduld, Geduld, Geduld." Freilich soll es am Mittwochabend in Aschaffenburg gegen Aufsteiger Vatan Spor, der am Samstag in Abtswind mit 0:1 unterlag, besser laufen. Heißt: Der FV will dann die ersten Punkte der Saison holen.