Die Wölfe Würzburg haben ihren freien Fall in der Zweiten Handball-Bundesliga gestoppt. Nach zehn Niederlagen in Serie überrumpelten sie mit einem kaum für möglich gehaltenen Auftritt den ThSV Eisenach. Sie bezwangen den favorisierten Tabellenzweiten aus Thüringen am Abend des ersten Advent vor der Saisonrekordkulisse von 801 Zuschauenden mit 32:28 (14:11).
"Es waren erst mal nur zwei Punkte, wenn auch zwei ganz wichtige", sagte ein erleichterter Wölfe-Trainer Julian Thomann, räumte aber ein: "Dass und wie wir die Eisenacher besiegt und den Negativlauf gestoppt haben, ist sehr gut für unser Selbstvertrauen."
Wölfe müssen auch auf Torhüter Jonas Maier verzichten
Zu Beginn hätte es den Wölfe-Anhängern noch Angst und Bange werden können. Zum einen mussten sie neben ihren drei Langzeitausfällen im Feld auch auf Schlussmann Jonas Maier krankheitsbedingt verzichten. Zum anderen zogen die Gäste gleich mit 4:0 davon. Wölfe-Kapitän Patrick Schmidt verwarf früh einen Siebenmeter. Die knapp 100 mitgereisten Schlachtenbummler aus Eisenach frohlockten.
Doch mit dem Mute der Verzweiflung stemmten sich die Mainfranken gegen die elfte Pleite in Folge. Rechtsaußen Felix Karle markierte den ersten Treffer für die Hausherren (7.). Es war die Initialzündung, auch weil der einzig verbliebene etatmäßige Wölfe-Torwart Andreas Wieser nun mit Glanztaten Fuß oder Arm an den harzigen Ball brachte. Durch ihre flott vorgetragenen zweiten Wellen erzielten die Wölfe nun Tor um Tor. Allen voran Steffen Kaufmann und Rechtsaußen Linus Dürr leisteten sich kaum Fehlwürfe. Am Ende waren es insgesamt nur zehn.
Im Eisenacher Innenblock verrichtete der vormalige Wölfe-Abwehrchef Philipp Meyer seinen Dienst. Doch auch er konnte nicht verhindern, dass die Gäste mit einem Drei-Tore-Rückstand in die Kabine gingen. Kurz vor der Pause war es Wölfe-Kreisläufer Valentin Neagu, der nach einer Zeitstrafe zwei wichtige Treffer beisteuerte. "Wir haben es geschafft, dass die beste Abwehr der Liga sehr früh ihr System umstellte", zeigte sich Thomann mit der Angriffsleistung zufrieden.
Nach der Halbzeit ist die Überraschung erstmals greifbar
Am Anfang des zweiten Durchgangs hatte Julius Rose trotz angezeigten Zeitspiels den Treffer zum 15:12 markiert. Aber auch die wesentlich breiter aufgestellten Thüringer machten nun im Spiel nach vorne ordentlich Tempo, sodass auf beiden Seiten viele Treffer fielen.
Würzburgs Lukas Böhm setzte sich in Unterzahl durch – 18:15 (36.). Auf der Gegenseite hielt Wieser im Eins-gegen-eins und jubelte im Sitzen. Nun schien die Überraschung für Mannschaft und Anhänger erstmals greifbar. Rose und Böhm tankten sich weiter durch die wackelnde Eisenacher Defensive und hielten ihre starken Trefferquoten. Wölfe-Abwehrass Oliver Seidler schaffte es, sich gegen zwei ThSV-Innenblocker durchzusetzen – 24:19 (46.).
Die Rückraumlinken Schmidt und Rose mussten genau wie beide Außen im Angriff der Wölfe praktisch durchspielen. "Doch letztlich sind alle Spieler auf rund 50 Minuten Einsatzzeit gekommen. Unsere drei Kreisläufer konnten sich vorne zwar abwechseln, haben aber hinten über die komplette Spielzeit den Innenblock gestellt", unterstrich Thomann.
Patrick Schmidt erzielt im Fallen die Vorentscheidung
Zu Beginn der Schlussphase kamen die Thüringer noch mal auf 23:25 heran, Thomann nahm eine Auszeit. Kaufmann markierte kurz darauf das 26:23 (52.), Karle nach einer flüssigen Ballstafette das 27:24. Wieser hielt aus kurzer Distanz gegen Eisenachs Kreisläufer Peter Walz – die Halle tobte. Seidler gelang mit einem feinen Heberwurf das 29:25, Schmidt im Fallen aus spitzem Winkel kurz darauf das 30:26. Damit war der erst zweite Saisonsieg endgültig unter Dach und Fach.
Weiter geht's bereits am Freitagabend: Dann gastieren die Wölfe beim Tabellenneunten Bietigheim. In die baden-württembergische Kreisstadt werden sie von einem Fanbus begleitet.