
Julian Thomann hatte eben noch gestrahlt wie ein kleines Kind, das Süßigkeiten geschenkt bekommen hat. Da knipste eine Frage das Lachen in seinem Gesicht aus. Es erlosch wie Licht in einem Zimmer.
Der Trainer des Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe stand in seinem grünen Trikot auf dem Spielfeld der tectake Arena in Würzburg, auf dem seine Mannschaft kurz zuvor einen souveränen 31:22-Sieg über den TSV Bayer Dormagen eingefahren hatte, und seine Miene wurde schlagartig ernst. Es war eine Frage nach dem Krieg Russlands gegen die Ukraine, über den Thomann sagt: "Ich verurteile diesen Krieg zutiefst."
Ob er es in diesen Tagen als Privileg empfinde, an einem Samstagabend in Deutschland seiner Arbeit im Sport nachgehen zu dürfen, wurde er konkret gefragt. Julian Thomann holte tief Luft. "Es ist ganz surreal. Ich hatte in der Quarantäne viel Zeit, mich mit dem Thema zu beschäftigen, und bin ein sehr empathiefähiger Mensch", rang er erst um Worte. Dann sprudelten sie nur so aus ihm heraus.
"Ich studiere Geografie, beschäftige mich viel mit geopolitischen Interessen, mein Bruder studiert Geschichte." Mit Gregor Thomann, Handballprofi beim Erstligisten HBW Balingen-Weilstetten, Heimatverein der Zwillinge, tausche er sich viel aus. Am Freitag habe er an einer Diskussionsrunde seiner Uni teilgenommen. Dort seien auch direkt vom Krieg betroffene ukrainische und russische Menschen zu Wort gekommen. "Das war so emotional. Wenn man von diesen Schicksalen hört, und wenn man sich bewusst macht, wie nahe bei uns dieser Krieg passiert, dann kann man es nur als Privileg empfinden, sich heute mit Handball beschäftigen zu dürfen."
Der 29-Jährige wirkte angefasst, mehr noch, sehr betroffen. Er gab einen Einblick in seine Gefühlswelt. "Mir ging es richtig schlecht die letzten Tage, ohne soziale Kontakte in der Isolation, aber auch wegen dem, was in der Ukraine passiert. Für unsere Generation, die Krieg nicht kennt, ist der Gedanke an einen Krieg in Europa ein unmöglicher Gedanke."
Kurz bevor an diesem Faschingssamstag Partymusik aus der Rimparer Kabine erklang, schloss Julian Thomann mit den Worten: "Wir gehen in die Halle und haben Spaß und trinken jetzt ein Bierchen auf unseren Sieg - und anderswo ist Krieg. Das ist eigentlich ein unerträglicher Zustand."