TV Hüttenberg - DJK Rimpar Wölfe 32:26 (18:14)
Matthias Obinger sortierte nach dem Abpfiff erst mal seine Magnete auf der Taktiktafel. Dann tigerte er wortlos in die Kabine. Erst ein paar Minuten später, als längst Bierbänke und eine Ausschanktheke im Sportzentrum des TV Hüttenberg für das anschließende Fanfest aufgebaut waren, wollte sich der 39-Jährige zu seinem Abschiedsspiel als Trainer der DJK Rimpar Wölfe äußern. Das hatten die Unterfranken zuvor mit 26:32 (14:18) verloren und damit ihre sechste Saison in der zweiten Bundesliga auf Rang neun beendet.
"Ich bin ein bisschen traurig und ärgere mich auch darüber, dass wir in den letzten drei Partien unser Potenzial nicht mehr abgerufen haben", sagte er nach der dritten recht hohen Niederlage nacheinander. "Dieser Eindruck bleibt haften, obwohl es unserer Saison insgesamt nicht gerecht wird."
Sportlich war der 38. und letzte Spieltag für alle Klubs in der Liga bedeutungslos, da die Auf- und Absteiger bereits feststanden. Balingen-Weilstetten als Meister und Nordhorn-Lingen kehren in die erste Liga zurück, den Weg in die Dritte Liga müssen Wilhelmshaven, Großwallstadt, Dessau-Roßlau, Hagen und Schlusslicht Rhein Vikings aus Düsseldorf antreten.
Temporeiche Partie
Vor 1200 Zuschauern, darunter ein Fanbus voll aus Rimpar, und bei gefühlten 40 Grad in der stimmungsvollen Halle des Handkäsedorfs, hatte sich ein erstaunlich temporeiches Duell entwickelt. Bei den Gastgebern fehlte die schwedisch-isländische Rückraumachse Markus Stegefeldt (links) und Ragnar Johansson (rechts), doch Johannes Klein und der Tscheche Dieudonne Mubenzem als deren Vertreter in der Startsieben machten ihre Sache gut und nutzten die einladenden Lücken in der DJK-Deckung eiskalt. Im Gegensatz zu den Gästen, die sich auf der anderen Seite genau damit schwer taten. Während der TVH in seiner agilen Abwehr die Wege des Rimparer Rückraums geschickt zustellte, kamen die Wölfe am leichtesten über ihre Flügel zu Torerfolgen. So netzte Rechtsaußen Max Bauer in seinem ebenfalls letzten Spiel im DJK-Trikot in der ersten Halbzeit dreimal ein.
Hüttenberg mit mehr Gier
Doch die schnelleren und einfacheren Treffer gelangen Hüttenberg - oft ohne richtige Gegenwehr. Nach fünf Minuten gingen sie erstmals in Führung (2:1), diese bauten sie bis auf 16:11 (25.) aus. Zwar kamen die Unterfranken, bei denen Andreas Wieser nach 18 Minuten Max Brustmann zwischen den Pfosten ablöste, zwischenzeitlich noch mal bis auf 7:8 (13.) und 11:13 (21.) heran, doch die Mittelhessen spielten mit mehr Gier, Freude und Witz - nicht nur mehrere Dreher zeugten davon. "Anfangs war es auch mental ein Unterschied", räumte Obinger ein. Zudem parierte TVH-Schlussmann Fabian Schomburg bereits vor der Pause jeweils einen Strafwurf von Benjamin Herth und Dominik Schömig, später auch noch einen von Kapitän Patrick Schmidt bei dessen Wiedersehen mit seinem Ex-Verein und noch weitere von Herth und Schömig. Insgesamt also fünf. Der Siebenmeterkiller wurde zum "Man of the Match" gekürt.
Siebter Feldspieler bringt Rimpar zurück
Nach dem Seitenwechsel beim Stand von 18:14 - Obinger hatte kurz davor schon den siebten Feldspieler gebracht - verkürzten Bauer, der starke Kreisläufer Michael Schulz mit seinem bereits dritten verwandelten Gegenstoß und Rimpars bester Werfer Benedikt Brielmeier aus dem Rückraum zum 18:19 (34.). Die neue Taktik spielte den Rimparern in die Karten, auch die Umstellung in der Defensive half. Doch weil die Hüttenberger ihre Chancen effektiver verwerteten und weniger Fehler machten, setzten sie sich ab Mitte der zweiten Halbzeit wieder auf fünf Tore ab (28:23, 46.).
"Immer, wenn wir dran waren, haben wir es versäumt, nachzulegen", sagte Obinger und haderte mit den verworfenen Siebenmetern, ausgelassenen Möglichkeiten und "dusseligen Zweiminutenstrafen. Letztlich sind wir daran und an der nur punktuell vorhandenen Abwehr gescheitert." Geschäftsführer Roland Sauer meinte hinterher: "Da hätten wir auch die A-Jugend spielen lassen können."
Zukunft von Fin Backs noch nicht geklärt
Im rechten Rückraum gab noch Youngster Felix Karle sein Positionsdebüt bei den Grün-Weißen; er legte einmal mustergültig für Fin Backs auf Linksaußen auf und traf einmal selbst, produzierte allerdings auch einen Fehlpass. Rechtsaußen Julian Sauer hatte sich nach dem Aufwärmen mit einer Blessur am Sprunggelenk abgemeldet, Lukas Böhm sich vor der Halbzeit die Leiste gezerrt. Davon profitierte Karle. Der vom Erstligisten MT Melsungen ausgeliehene Backs verriet auf Anfrage, dass noch nicht geklärt sei, ob er auch nächste Saison für die Wölfe auflaufe.
Jedenfalls ließ sich der TVH den Sieg im letzten Spiel seines Trainers Emir Kurtagic, der zum Ligakonkurrenten TuS N-Lübbecke wechselt, nicht mehr nehmen. "Er war verdient, auch wenn er vielleicht etwas zu hoch ausgefallen ist", erkannte Obinger an.
Mit Sommerfrisuren nach Mallorca
Die Rimparer ließen den Abend bei einem gemeinsamen Pizzaessen in Hüttenberg ausklingen. Für die Spieler, die unter der Woche offenbar noch mal kollektiv beim Frisör waren, um sich Sommerhaarschnitte verpassen zu lassen, geht es am Sonntag zur traditionellen Abschlussfahrt nach Mallorca, für Obinger in einen neuen Lebensabschnitt.
Die Statistik des Spiels
Hüttenberg: Schomburg (1.- 57.), Lorenz (58.-60.) - Uth 2, Sklenak, Belter, Lambrecht 4, Wernig 6/2, Lauer, Rompf 2, Mubenzem 8, Hahn 4/2, Zintel 2, Klein 4.
Rimpar: Brustmann (1.- 17., 48.-60.), Wieser (18.- 47.) - Schömig 1, Böhm, Karle 1, Gempp, Schmidt 3/1, Kaufmann 2, Meyer, Bauer 4, Schulz 4, Backs 3, Brielmeier 5, Herth 3/1, Sauer (n.e.).
Spielfilm: 2:2 (6.), 4:2 (7.), 6:3 (10.), 6:5 (11.), 12:8 (17.), 13:11 (21.), 16:11 (25.), 18:14 (Halbzeit), 1816 (32.), 19:18 34.), 21:18 (39.), 21:20 (40.), 23:22 (44.), 26:22 (46.), 28:23 (49.), 32:26 (Endstand).
Siebenmeter: 4/4 : 2/7.
Zeitstrafen: 3:5.
Schiedsrichterinnen: Katharina Heinz/Sonja Lenhardt (Neuhausen/Stuttgart).
Zuschauer: 1208.