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Tischtennis: 3. Bundesliga
Einer der besten Tischtennis-Spieler seines Landes spielt für den SB Versbach: Das ist der Peruaner Rodrigo Hidalgo
Durch einen Zufall in der Schule wechselt er die Sportart, die ihn aus der Millionenstadt Lima nach Deutschland und über Grünwettersbach bei Karlsruhe nach Würzburg führt.
Der Peruaner Rodrigo Hidalgo García Pacheco spielt in der Saison 2024/25 für den SB Versbach in der Dritten Tischtennis-Bundesliga Süd. Er trainiert im internationalen Trainingszentrum des ASC Grünwettersbach, dem Karlsruhe Institute of Table Tennis (KITT).
Foto: Jan Zibrat, ASC Grünwettersbach | Der Peruaner Rodrigo Hidalgo García Pacheco spielt in der Saison 2024/25 für den SB Versbach in der Dritten Tischtennis-Bundesliga Süd.
Jürgen Sterzbach
 |  aktualisiert: 07.03.2025 02:38 Uhr

Was man für gewöhnlich mit Peru verbindet: die Inka-Ruinen von Machu Picchu, den Titicacasee, die Amazonasgebiete, typische Gerichte wie Lomo saltado oder Ceviche, die Fußballer Claudio Pizarro und Paolo Guerrero, und, natürlich, supersüß-flauschige Alpakas.

Tischtennis kommt da nicht vor. "Zu Hause ist es kein besonders bekannter Sport. Als ich klein war, habe ich auch Fußball gespielt, wie die meisten Jungs in Peru", erzählt Rodrigo Hidalgo García Pacheco auf Spanisch. Er kommt, wie fast jeder dritte Peruaner, aus der Hauptstadt Lima, in dessen Großraum mehr als zehn Millionen Menschen leben.

Zweiter im Einzel bei der Südamerika-Meisterschaft

Als es in der Schule mal keinen Ball zum Kicken gab, habe er sich beim Tischtennis versucht. "Alle haben gegen mich gewonnen, es hat mir aber gefallen. Später bin ich in einen Klub gegangen, wo ich begonnen habe, richtig zu trainieren. Mit elf, zwölf Jahren habe ich daher eigentlich erst recht spät mit dieser Sportart begonnen", sagt der 24-Jährige.

Durch den Sport ist Deutschland zu seiner zweiten Heimat geworden, genauer gesagt, Karlsruhe. Seit 2021 arbeitet er beim Bundesligisten ASC Grünwettersbach, der ein internationales Trainingszentrum, das Karlsruhe Institute of Table Tennis (KITT), betreibt, an seiner Karriere. Der peruanische Tischtennis-Verband unterstützt ihn dabei.

Das Alpaka ist eine aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kamelart. In Peru gibt es circa 3,5 Millionen Tiere, was circa 80 Prozent des weltweiten Bestands entspricht.
Foto: Manfred Wagner (Archivbild) | Das Alpaka ist eine aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kamelart. In Peru gibt es circa 3,5 Millionen Tiere, was circa 80 Prozent des weltweiten Bestands entspricht.

Hidalgo nahm 2024 für Peru am südamerikanischen Qualifikationsturnier zu den Olympischen Sommerspielen in Paris teil. Den zweiten Platz im Einzel bei der kontinentalen Meisterschaft der U21-Junioren 2019 in Buenos Aires zählt er als seinen größten sportlichen Erfolg auf. Zudem wurde er 2022 in Pereira, Kolumbien, Dritter im Doppel. Aktuell steht der Rechtshänder als zweitbester Spieler seines Landes auf Platz 253 der Weltrangliste.

Tischtennis in Versbach, Betriebswirtschaft in Lima

Im Karlsruher Stadtteil ist er nicht der einzige Südamerikaner. Ein weiterer Peruaner, ein Chilene und drei Brasilianer trainieren ebenfalls in Grünwettersbach. Sie absolvieren dort zwei Einheiten am Tag und leben in einer WG zusammen. Zum Konzept gehört es, dass sie bei Vereinen in den ersten drei deutschen Spielklassen unter Vertrag kommen und Spielpraxis sammeln. So spielte Hidalgo bereits für den MTV Bledeln (Landkreis Hildesheim), den TTC Wöschbach (Lkr. Karlsruhe) und den TSV Kuppingen (Lkr. Böblingen).

Im vergangenen Sommer schloss er sich dem SB Versbach in der Dritten Bundesliga Süd an: "Ich bin sehr zufrieden hier. Die Stimmung ist gut, die Menschen sind freundlich, helfen und unterstützen unsere Mannschaft", sagt Hidalgo. Auch sportlich gefalle ihm die Herausforderung: "Das Niveau der Liga ist sehr hoch, es sind schwierige Partien."

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Er verbringt sein viertes Jahr in Deutschland und gewöhne sich "nach und nach" auch an den hierzulande kälteren Winter – in Lima schwankt die Temperatur im Jahresverlauf zwischen 15 und 25 Grad. Für zweimal je drei Monate ist er hier, ebenso studiert er Betriebswirtschaft an der Universität in Lima und möchte in zwei Jahren seinen Abschluss machen. Sich sportliche Ziele zu setzen, sei dagegen nicht sein Ding: "Ich denke kurzfristig und versuche, nicht zu weit in die Zukunft zu planen, sondern mich auf das Jetzt zu konzentrieren."

Rückenverletzung bremst ihn in dieser Saison aus

Sein Bestreben, sich während der Zeit im Grünwettersbacher Trainingszentrum stetig zu verbessern, treibe ihn an, lasse ihm aber auch kaum freie Zeit, in der er sich gerne mit Filmen und Serien ablenkt und auch mal eine Pizza schmecken lässt.

"Wegen einer Rückenverletzung ist es leider nicht meine beste Saison", räumt er mit Blick auf seine Einzelbilanz (5:13) als Nummer eins ein. In elf der bisherigen 13 Spiele trat er an. Besser lief es für ihn dagegen im Doppel (7:4). "Ich spüre, dass mich der Klub sehr unterstützt. Das ganze Team hält zusammen, will sich verbessern, und so kämpft jeder für den anderen", sagt Hidalgo, der sich mit seinen Versbacher Kollegen auf Englisch unterhält.

Rodrigo Hidalgo (Zweiter von rechts) mit seinen Kollegen beim SB Versbach (von links): Abteilungsleiter Hubert Uhl, Konrad Haase, Nico Christ, Pavol Mego und Daniel Geist. Es fehlt Petr Husnik.
Foto: Stefan Liebing, SB Versbach | Rodrigo Hidalgo (Zweiter von rechts) mit seinen Kollegen beim SB Versbach (von links): Abteilungsleiter Hubert Uhl, Konrad Haase, Nico Christ, Pavol Mego und Daniel Geist. Es fehlt Petr Husnik.

"Ich möchte zu 100 Prozent fit werden, denn von meiner Gesundheit hängt meine Karriere als Spieler ab", weiß der Peruaner. "Es geht mir inzwischen auch jeden Tag besser. Ich arbeite dafür mit Ärzten, Physiologen und Physiotherapeuten zusammen. Auch mit einem Psychologen, denn das finde ich sehr wichtig, um auf hohem Niveau bestehen zu können."

"El derbi" am Sonntag zwischen Versbach und Kist

Als es um das an diesem Sonntag, 2. März, anstehendes Duell gegen den TTC Kist geht (14 Uhr, Sportbund-Halle) geht, wirft Rodrigo Hidalgo schnell ein: "Sí, el derbi." Ja, zwischen den Klubs gebe es eine sportliche Rivalität, obwohl sich die Spieler untereinander gut kennen würden. "Für den Verein ist das eine sehr wichtige Partie", weiß er und hofft auf "wahrscheinlich mehr Leute als sonst" in der Halle. Im Hinspiel in Kist (5:5) verhinderte die Verletzung seinen Einsatz. Umso mehr freut er sich nun auf diese im Rundenverlauf besondere Partie.

 
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