Trainerwechsel gibt es häufig. Trainerbankwechsel sind dagegen eher selten. WFV-Coach Marc Reitmaier und seine Auswechselspieler mussten wegen des großen Kickers-Anhangs auf der Gästebank Platz nehmen. An diesem Stadtderby-Samstag war an der Mainaustraße eben alles ein wenig anders als sonst: Viele Sicherheitsmaßnahmen, eine stattliche Kulisse und Schmähgesänge in der Endlosschleife. Auf dem Rasen setzte sich der Würzburger FV verdientermaßen mit 2:1 (1:0) gegen die kleinen Rothosen durch.
Die 1643 zahlenden Zuschauer hatten kein Bayernliga-Lokalduell mit Glanzpunkten gesehen, sondern eines mit außergewöhnlichen Momenten. „Natürlich war es etwas Besonderes, gegen den Ex-Klub zu spielen“, sagte WFV-Mittelfeldmotor Wojtek Droszcz, der vor einem guten Jahr im Unfrieden vom Dallenberg in die Zellerau zurückgekehrt war. So passte es ins Bild, dass Droszcz und ein weiterer früherer Kickers-Akteur die entscheidenden Tore markierten. Die Blauen erstickten in einem zuletzt selten praktizierten 4:4:2-System das spielerische Potenzial des nervösen U-23-Teams der Kickers im Keim. So konnten sich Dominik Nothnagel und Dennis Schmitt, die Leihgaben aus dem Zweitliga-Kader, nicht im Spielaufbau verdient machen.
Für Torgefahr sorgte einzig Can Sakar, der an den beiden großen Kickers-Chancen (20., 33.) vor der Pause maßgeblich beteiligt war. „Von der Spielanlage her waren wir gleichwertig. Der WFV hat aber mehr Zweikämpfe gewonnen, und uns fehlte vorne die Durchschlagskraft“, bemängelte Kickers-Trainer Claudiu Bozesan.
Nun hatten auch die Zellerauer kein offensives Feuerwerk abgebrannt, auch wenn sie im ersten Abschnitt ebenfalls zwei bis drei gute Angriffsaktionen vorweisen konnten. Der schönste Spielzug führte schließlich zum 1:0. Einen langen Ball von WFV-Keeper André Koob bekam Patrick Hofmann auf der linken Seite in den Griff. Der Flügelflitzer bediente den fleißigen Adrian Istrefi, der wiederum auf Droszcz auflegte. Der 28-Jährige brauchte von der Fünfmeterlinie nur noch einzuschieben (38.).
Mit dem Wiederanpfiff setzte ein ungemütlicher Nieselregen ein, der es den Spielern schwer machte, den Ball unter Kontrolle zu behalten. Die WFV-Defensive stand nun so sicher wie die Ordner vor den Fanmassen. Durch ihr schnelles Umschaltspiel taten sich Lücken auf, die Abschlüsse von Istrefi (58.) und Hofmann (62.) gerieten jedoch zu harmlos. So war es Cristian Alexandru Dan vorbehalten, den zweiten Treffer zu markieren. Der frühere Rothosen-Stürmer setzte sich nach einer Maßflanke von Lars Schmidt gegen seinen Bewacher Nothnagel durch, schraubte sich dann in die Luft und köpfte den Ball mit viel Gefühl ins rechte untere Eck – 2:0 (66.). Anschließend zog Dan vor den jubelnden WFV-Anhängern sein Trikot aus, hielt es nach oben – und sah dafür vom souveränen Schiedsrichter Johannes Hartmeier regelkonform die Gelbe Karte.
Bozesan brachte seine letzte frische Kraft, doch aus dem Spiel heraus sollte es vor dem WFV-Kasten nicht mehr gefährlich werden. Dass die Blauen trotzdem nochmals um die drei Punkte zittern mussten, lag an einem unnötigen Foul des eingewechselten Simon Heim in Strafraumnähe. Der gefoulte Adrian Dußler verwandelte den fälligen Freistoß direkt zum 1:2 (88.). Für eine Ausgleichschance reichte jedoch auch die rund fünfminütige Nachspielzeit nicht mehr.
Während die sechs Spiele anhaltende Serie der Rothosen also ausgerechnet beim Stadtrivalen riss, hält der WFV mit dem ersten Erfolg nach zuvor drei sieglosen Partien den Kontakt zur Spitzengruppe. „So ein Derby-Sieg ist natürlich doppelt schön. Die Jungs haben die Vorgaben hervorragend umgesetzt und dürfen nun ausgelassen feiern“, zeigte sich Reitmaier zufrieden.
Die Statistik des Spiels
Würzburger FV: Koob – Schömig, Lorenz, Steinmetz, Ganzinger – Schmidt (80. Heim), Götz, Droszcz, Istrefi (88. Tahir) – Hofmann, Dan (90.+2 Ullrich).
Kickers: Nirsberger – Boateng, Nothnagel, Beier, Volz – Schnell-Kretschmer (46. Dußler), Schmitt (60. Michel), Lotzen, Ünlücifci (70. Jeni) – Fries, Sakar.
Tore: 1:0 Droszcz (38.), 2:0 Dan (66.), 2:1 Dußler (88.).
Schiedsrichter: Hartmeier (Dettelbach).
Zuschauer: 1643.