Jetzt gehören die Würzburger Kickers also zu den Gejagten: Durch das 3:0 gegen den Chemnitzer FC sind die Rothosen auf Platz vier gesprungen, hinter dem nicht aufstiegsberechtigten Tabellenführer FC Bayern II ist dies der Relegationsplatz. Die Termine für die Partien des Drittliga-Dritten oder eben Vierten gegen den Zweitliga-16. am 7. Juli und 11. Juli (jeweils um 18.15 Uhr und live im ZDF) wird man sich am Dallenberg schon mal mit Bleistift ins Notizbuch geschrieben haben.
Es wirkt schon übertrieben zurückhaltend, wenn Kickers-Trainer Michael Schiele am Freitagabend auf die Chancen im Aufstiegsrennen angesprochen sagt: "Es ist möglich, dass wir unsere Saisonziele erreichen können: einen einstelligen Tabellenplatz und den Einzug in den DFB-Pokal-Wettbewerb ." Für letzteres würde, sofern die Bayern-Reserve unter den Top-Vier bleibt, der fünfte Rang reichen. Im vermutlich im Herbst fortgesetzten Toto-Pokal-Wettbewerb stehen die Kickers obendrein auch noch im Halbfinale. "Was macht das für einen Unterschied", sagt Kickers-Kapitän Sebastian Schuppan auf die Frage, ob man das Ziel Aufstieg nicht auch irgendwann einmal öffentlich äußern müsse. Die Mannschaft siegt ja auch so.
So lange das so ist, sammelt auch Trainer Schiele Pluspunkte im Umfeld, bei vielen Beobachtern der Liga. Auch bei Felix Magath? Der Fußball-Chef von Kickers-Investor Flyeralarm hatte am Freitag gemeinsam mit Ex-Nationalspieler und DFB-Integrationsbeauftragtem Cacau die Partie im Stadion verfolgt. Die Trainerfrage bei den Kickers will Magath als entscheidender Mann offenbar noch bis über das Saisonende hinaus unbeantwortet lassen. Ob er sich bereits entschieden hat, darüber kann man bestenfalls spekulieren.
"Wir können nichts anderes tun, als Spiele zu gewinnen"
"Wir können nichts anderes tun, als Spiele zu gewinnen", sagt Schuppan mit Blick auf die Trainerdebatten rund um den Dallenberg. Er hatte über Schiele schon im Winter-Trainingslager, noch vor Magaths Verpflichtung durch Kickers-AG-Teilhaber Flyeralalarm, gesagt: "Wir können froh sein, ihn zu haben." Über die derzeitige Situation sagt der 33-jährige Routinier: "Mannschaft, Trainer und Verein halten zusammen." Die Sache mit Schieles Vertrag werde "sich dann klären".
Es bleibt ja auch gar nicht viel Zeit, sich um solcherlei Dinge Gedanken zu machen. Es ist eine atemraubende Hatz durch das Hier und Jetzt, den "Sonderspielbetrieb", wie die Geistersspiel-Restsaison auf den Einlass-Genehmigungen genannt wird. Schon am Dienstag geht es für die Kickers weiter, mit der Partie beim einst so ambitionierten KFC Uerdingen. Auch einem jener Klubs, die längst abgeschüttelt sind, im Rennen um die oberen Ränge. Ganz im Gegenteil: der Verein vom Niederrhein braucht noch ein paar Zähler für den sicheren Klassenerhalt.
"Wir müssen natürlich alles an Regenerationsmöglichkeiten ausnutzen", sagte Schuppan am Freitagabend nach dem Spiel. Er als Team-Ältester werde auch nicht müde, die jungen Teamkollegen daran zu erinnern. Dass die Kickers im Vergleich zur Konkurrenz derzeit freilich so frisch und fit wirken, liegt laut Schuppan entscheidend an den vielen Wechseln, die Schiele vornehmen kann. Das ständige Rotieren sorge bei den Spielern keineswegs für Frust. "Jeder hat sein Ego zurückgestellt", so der Kickers-Spielführer, der in Sachen Aufstieg ein echter Experte ist. Mit Paderborn, Dresden und Bielefeld stieg Schuppan schon aus der Dritten in die zweite Liga auf.
Ob in dieser Saison der vierte Aufstieg folgt? Bereits zum zweiten Mal in Folge stand bei den Kickers am Freitag die Null. "Mit jedem Spiel ohne Gegentor wächst das Selbstvertrauen", so Schuppan. Nur Tabellenführer FC Bayern II hat mehr Tore geschossen. Kein anderes Team in der Liga schießt so oft auf den gegnerischen Kasten wie die Schiele-Elf (475). Zufall ist der Aufschwung der letzten Wochen also nicht.