Es ist weniger los in der Halle und auch im Foyer mit den Gerätschaften zum Muskelstählen, mit dem Wasserspender, der kleinen Bar und dem Raum, in dem die Liege steht, auf der sie sich üblicherweise durchkneten lassen. Es ist ja "nur" die zweite Mannschaft, die gerade übt im Trainingszentrum auf dem Bürgerbräu Gelände, und die Profis, die dienstags üblicherweise mit ihnen trainieren, haben heute noch einen Tag frei. Nur? Das ist ungerecht angesichts der Erfolge, die das Farmteam von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg aktuell einfährt.
Nach einem nervenaufreibenden Kampf gegen den Abstieg in der vergangenen Saison stehen die "kleinen Baskets" nach dem mit einem Punkt verlorenen Spitzenspiel gegen Elchingen (79:80) derzeit auf Rang zwei der ProB Süd. Das ist die zweigeteilte dritte Liga in der nationalen Basketball-Hierarchie, und Eric Detlev, der Trainer des Farmteams, sagt: „Wir waren nicht zufrieden mit dem Spiel, weil wir deutlich besser spielen können. Das wollen wir am Samstag vor eigenem Publikum wieder aufs Parkett bringen und uns die Tabellenführung und den direkten Vergleich holen.“
Ein filigranes Puzzle
Das soll an diesem Samstag (20 Uhr, TGW-Sportzentrum Feggrube) gelingen, wenn die erste Mannschaft spielfrei hat – was bedeutet, dass einer der beiden Bundesligaspieler Joshua Obiesie, der nach seiner Verletzung in der Zweiten Spielpraxis gesammelt hatte, oder Nils Haßfurther mittun könnten. Beide zusammen vermutlich eher nicht, auch weil dann Spieler auf der Strecke blieben, die ansonsten – wenn die Youngsters Bundesliga-Dienst haben – wichtig sind. Die zweite Mannschaft erscheint – derzeit zumindest – auch als ein filigranes Puzzle, bei dem man auf viele Befindlichkeiten aufpassen muss. "Wichtig ist die Gesamtsituation", sagt Detlev, der natürlich in stetem Austausch mit Baskets-Cheftrainer Denis Wucherer steht und deshalb auch kurzfristig mit ihm entscheidet, welcher Spieler aus dem Bundesligakader mehr Spielpraxis benötigt.
Revanche ist also angesagt: „Wir wollen uns auf jeden Fall die Tabellenführung zurückholen. Es ist optimal, dass wir gleich wieder gegen Elchingen spielen und nicht lange auf unsere Revanche warten müssen“, sagt ProB-Kapitän Julian Albus, der in den vergangen Jahren auch schon mehrfach Bundesliga-Luft inhalieren durfte: „Unsere Enttäuschung nach der knappen Niederlage war ziemlich groß. Vor allem, weil wir nicht unser bestes Spiel abgeliefert haben und trotzdem am Ende eine Chance auf den Sieg hatten.“
"Es ist okay", sagt Tim Eisenberger, mit 28 der Älteste des gesamten Kaders, "wenn Joshi oder Nils mitspielen und andere dann dadurch weniger Spielzeit haben. Egal, wer spielt, die beiden bringen uns in jedem Fall weiter." Sie brächten eine andere Qualität mit, glaubt Eisenberger, die in dieser Liga kaum zu verteidigen sei, und wenn dann auch noch die "beiden vermutlich besten Ausländer der Liga", der Amerikaner Cameron Hunt und der Litauer Rytis Pipiras, der auch schon in der Bundesliga spielte, mitmachen, "wird's sehr schwierig gegen uns".
Und was, wenn am Ende tatsächlich die Meisterschaft und der mögliche Aufstieg stehen sollte, nach den Play-offs mit der Nordgruppe? "Natürlich wollen wir nach dem bisherigen Saisonverlauf Meister werden", sagt Detlev, der, ehe er in Würzburg anheuerte, fünf Jahre lang Trainer der ProB- und Assistenz-Trainer der Frankfurter Bundesliga-Mannschaft war, und den Profis das Play-Book, also die Art des Spielens, zumindest mitgeschrieben hat. "Ich fühle mich nicht als ProB-Trainer, eher als Teil eines Gesamten", sagt Detlev. Er sieht die zweite Mannschaft der Baskets als "Tool", also als Werkzeug, "Spieler für die Bundesliga zu entwickeln". Spieler auf ein anderes Niveau zu heben, zumindest bundesligatauglich zu machen, also.
Und dann sagt Detlev einen Satz, der bemerkenswert ist und die Grundidee vermutlich ziemlich gut beschreibt: "Bei uns ist die Hauptidee, dass die Spieler aufsteigen." Unausgesprochen schwingt da natürlich mit: die Akteure – nicht die Mannschaft.
Das Abenteuer ProA, also zweite Liga, könnte (zu) teuer werden für den Klub. Detlev sagt dann noch einen Satz, der hängengeblieben ist: "Ich sehe mich als Teil eines Gesamtkunstwerks." Gesamtkunstwerke zeichnen sich herkömmlicher Weise dadurch aus, dass sich unterschiedliche Kunstgattungen ergänzen und vereinen. Womöglich mag der Begriff ein bisschen hochgegriffen sein – aber die Grundidee trifft es offenbar ganz gut: Förderung durch Forderung.