Noch lange nach dem Ertönen der Schlusssirene saßen Trainer und Spieler hinter der Korbanlage schön in Reih und Glied an Tischen und schrieben ihre Namen auf die Autogrammkarten. Die Schlange der Anhänger war ziemlich lang, und viele Akteure autogrammten auch noch eine halbe Stunde nach Spielende fleißig, ehe sie zum Ausdehnen und Stretchen noch einmal kurz aufs Parkett gingen. Lange Zeit hatte sich Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg auf Augenhöhe bewegt in dem von etwa 1200 Zuschauern beaugenzeugten Testspiel bei dieser offiziellen Saisoneröffnung in der heimischen Arena gegen den türkischen Top-Klub Darussafaka Istanbul, der sich letztlich mit 82:74 (38:37) durchsetzte.
Baskets-Trainer Denis Wucherer war dennoch "über weite Strecken zufrieden" - weil "wir drei Viertel der Partie gut mitgehalten und lange auf Augenhöhe gespielt haben". Zum Ende wurden seine Mannen dann "etwas müde". Die auf Deutschland-Tour befindlichen Gäste, die 2018 den Eurocup gewonnen und in den vergangenen vier Spielzeiten drei Mal in der Königsklasse Euroleague mitgetan hatten, hatten natürlich ihren Anteil an einer weitestgehend unterhaltsamen und drei Viertel lang recht engen Partie. Die Hausherren holten zwischenzeitlich einen Zwölf-Punkte-Rückstand mal auf, gaben aber eine Acht-Punkte-Führung auch wieder aus den Händen. Im letzten Viertel entschieden die Türken die Begegnung, als sie einen Zwei-Punkte-Rückstand, mit dem sie in den Schlussabschnitt gingen, innerhalb von knapp fünf Minuten in eine Elf-Zähler-Führung drehten. Wucherer musste auf die verletzten Florian Koch (Bänderriss), Willhelm Sheehey (Reha nach Leisten-Operation) und Nils Haßfurther (Bänderdehnung) verzichteten, dafür setzte er den für das Farmteam verpflichteten Litauer Rytis Pipiras (24) ein.
Auffällig war, dass die Baskets versuchten, ihre körperliche Unterlegenheit unter den Brettern, die durchaus größer war als es das Rebound-Verhältnis (31:40) vermuten lässt, mit schnellem und variablem Passspiel zu kompensieren. Dies könnte durchaus auch ein Hinweis sein auf die neue Spielzeit, in der es den Würzburgern an und unter den Körben sicherlich häufiger so ergehen wird. "Das ist unser Spielstil", sagt Wucherer, der auf die aktuelle Weltmeisterschaft verweist, bei der eben "auch erfolgreich spielt, wer den Ball schnell bewegt". Er nennt etwa Australien als Vorbild.
Grämen brauchen sich die Baskets ob der zweiten Niederlage im achten Vorbereitungsspiel nicht wirklich bei diesem Gegner, zumal sie in der Runde bestimmt auch nicht jedesmal eine derart desolate Dreierquote haben wie am Donnerstagabend: Lediglich sechs von 25 Versuchen (24 Prozent) fanden ihren Weg ins Ziel. Umso erstaunlicher, dass ihnen dennoch 17 Assists gelangen - nach Wucherers Credo hat seine Mannschaft stets dann eine gute Chance zu siegen, wenn ihr 20 und mehr Vorlagen gelingt (bei entsprechend wenigen Ballverlusten; gegen Istanbul waren es deren 13, noch der eine oder andere zu viel). Kein Grund zur Sorge, meinte Wucherer nach dem letzten öffentlichen Auftritt seiner Mannen vor dem Saisonstart am Donnerstag, 26. September in Oldenburg: "Wir haben nun noch zwei Wochen Zeit uns weiter zu verbessern." Ein (nicht öffentliches) Testspiel bestreiten die Baskets noch, nächste Woche gegen Liga-Konkurrent Frankfurt. Anschließend geht's an den letzten Feinschliff, um bei der anspruchsvollen Spielzeitstartphase (in Oldenburg und im Pokal in Berlin, zu Hause gegen Göttingen, in Bayreuth und dann daheim gegen Berlin und München) zu bestehen.