Zusammenschlüsse und Vereinssterben gehören zur bitteren Realität des Fußballs heute. Das Aus für zweite Mannschaften fällt ebenfalls in diese Kategorie. Selbst höherklassige Vereine haben in den vergangenen Jahren ihre "Reserven" aus dem Spielbetrieb zurückgezogen.
Im Gegensatz zu unterklassigen Klubs, denen es meist an Spielern fehlt, um eine weitere Mannschaft stellen zu können, liegt der Grund bei den ambitionierten Teams, die ihre zweite Garde abmelden, eher beim Aufwand und dem vermeintlich geringen Nutzen, den diese bringt.
Zwei Abstiege, dann abgemeldet
Beim Würzburger FV leiteten die Verantwortlichen jedoch bereits vor drei Jahren den Rückzug vom Rückzug ein.
2015 spielte die zweite Mannschaft der Zellerauer noch in der Landesliga, doch folgten zwei Abstiege. Die in die Kreisliga abgerutschte Mannschaft meldeten die Verantwortlichen 2017 vom Spielbetrieb ab. Nach einem Jahr Auszeit ging zwar wieder eine zweite Mannschaft an den Start, allerdings in der B-Klasse.
Vor fünf Monaten übernahm Peter Büttner beim Würzburger FV 04, wie der Verein seit Anfang Dezember offiziell heißt, das Amt des Vorstandsvorsitzenden. "Der damalige Sportvorstand Jürgen Roos hatte es noch in die Wege geleitet, die zweite Mannschaft wieder anzumelden", erinnert sich Büttner. Als Meister stieg sie auf Anhieb in die A-Klasse auf. Als die folgende Saison abgebrochen wurde, belegte sie dort den neunten Platz.
Aktuell Erster in der A-Klasse
Aktuell ist die zweite Mannschaft nach elf Siegen in 15 Spielen zur Winterpause Erster in der A-Klasse Würzburg 6 – drei Punkte beträgt der Vorsprung auf den FC Thüngen, vier auf den FV Bachgrund, der aber ein Spiel weniger absolviert hat. Mit 23 Toren führt Tobias Rudolph auch die Torschützenliste der Liga an.
Dominik Szabo hat die Mannschaft zum Beginn dieser Saison übernommen. Der 24-Jährige spielte schon mit Karlburg, Lengfeld und Kleinrinderfeld in der Landesliga, zuletzt ein Jahr mit Eibelstadt in der Kreisliga. Vor diesen Stationen gehörte der ehemalige Jugendspieler der Blauen jener Mannschaft an, die 2016 aus der Bezirksliga absteigen musste.
Der junge Spielertrainer musste über das Angebot nicht lange nachdenken: "Ich kenne den Verein bereits aus der Jugend und finde die Aufgabe sehr interessant. Aus diesen Gründen habe ich schnell zugesagt", erklärt Szabo.
Seit dem 3:0 im Spitzenspiel gegen den FV Bachgrund am zwölften Spieltag steht seine Elf ganz oben in der Tabelle. Diese Aussicht möchte der B-Lizenz-Inhaber bis zum Saisonende auch unter keinen Umständen mehr abgeben: "Ein anderes Ziel als den Aufstieg gibt es nicht. Wir wollen unbedingt in die Kreisklasse, um auch die mittelfristigen Erwartungen des Vereins nicht zu enttäuschen."
Ausgebildete Spieler halten
Wie sehen diese Erwartungen aus? Als reines Sprungbrett hinauf zur ersten Mannschaft haben die Verantwortlichen ihren "Unterbau" nämlich nicht wieder ins Leben gerufen. "Aktuell besteht unsere Jugendabteilung aus 350 Kindern und Jugendlichen, darunter spielen 42 in den beiden U-19-Mannschaften. Natürlich schaffen die wenigsten den Sprung in die erste Mannschaft. Wir sehen uns aber nicht als Ausbildungsverein, um dann den Großteil unserer Spieler an andere Klubs abzugeben", erklärt Büttner.
Die ältesten Jugendteams der Zellerauer treten in höheren Ligen an: Die U 19 I qualifizierte sich in der Bayernliga für die Bundesliga-Aufstiegsrunde, die U 19 II spielt derzeit in der Landesliga. Auch bei den U-17-Junioren spielen zwei Teams in der Bayernliga und Landesliga.
Ihren Nachwuchsfußballern wollen die Verantwortlichen mittelfristig, also in den nächsten drei bis fünf Jahren, eine zweite Mannschaft bieten können, die auch in einer ansprechenden Spielklasse antritt. Deshalb soll ein Aufstieg in die Kreisklasse noch lange nicht das Ende sein.
Von der U 19 zur zweiten Mannschaft
Schon jetzt erwartet Harald Funsch, Trainer der Bayernliga-Mannschaft, dass sich Akteure aus seinem Kader, nachdem sie längere Zeit gefehlt haben, erste Spielpraxis über die Reserve holen.
Die zweite Mannschaft der Zellerauer setze sich aktuell aus unterschiedlichen Spielertypen zusammen, berichtet Szabo. Er brachte im Sommer beispielsweise zwölf Spieler mit, die ihre Fußballschuhe teilweise schon an den Nagel gehängt hatten. Zusätzlich bestätigten einige der U 19 entwachsenen Spieler die Vorstellung der Verantwortlichen, sie im Verein halten zu können: Sie schlossen sich nämlich schon jetzt der zweiten Mannschaft an.