24 Mal, zumeist als Einwechselspieler, streifte Nicolas Pfarr in der vergangenen Saison das Trikot des FC 05 Schweinfurt in der Fußball-Regionalliga über. Auch wenn er eine Zukunft als Profi-Fußballer noch nicht ausschließt, hat er sich zumindest vorerst entschieden, sein Leben anders zu gestalten und neue Prioritäten zu setzen.
Während die Nullfünfer nach ihrer Reamateurisierung immerhin in der Regionalliga bleiben, geht es für Pfarr sportlich gesehen vier Spielklassen tiefer weiter. In der anstehenden Saison wird er für Aufsteiger FC Hopferstadt in der Kreisliga Würzburg 1 auflaufen.
Auf die Dritten Liga zu setzen, wäre möglich, aber unsicher gewesen
Er habe sich "sehr, sehr lange" damit auseinandergesetzt, wie seine berufliche Zukunft aussehen solle, berichtet Nicolas Pfarr im Gespräch mit dieser Redaktion. Es sei ein langwieriger Prozess gewesen bis zu der Entscheidung, dem höheren Amateurfußball den Rücken zu kehren. Auslöser dessen waren Pfarrs vielfältige berufliche Standbeine. Der 23-Jährige studiert Immobilienmanagement und arbeitet in der Finanzbranche: "Ich bin in den letzten Monaten teilweise um acht Uhr morgens aus dem Haus gegangen und nachts um eins zurückgekommen. Das ist so auf Dauer nicht mehr möglich."
In Anbetracht der Belastung sei ihm klar geworden, dass er eine seiner Tätigkeiten aufgeben müsse. Die Wahl fiel letztlich auf den ambitionierten Fußball. "Natürlich war es auch Thema, weiter Profi-Fußball zu spielen, aber ich bin Realist genug, dass erste oder zweite Liga schwierig geworden wären. Die dritte Liga wäre für mich auf lange Sicht vielleicht möglich gewesen, aber das war mir letztlich zu unsicher", erklärt der Würzburger, der seit der U 15 für die Schweinfurter auflief. Kontakt zu den Würzburger Kickers habe es auch keinen gegeben. Ein Wechsel dorthin wäre für Pfarr nach eigener Aussage aber ohnehin kein Thema gewesen.
Aufwand für Bayern- oder Landesliga wäre keine Erleichterung gewesen
Gegen den gehobenen Amateurfußball in der Bayern- oder Landesliga habe gesprochen, dass sich der Aufwand dort letztlich nicht signifikant von dem unterscheide, was er bisher gewohnt gewesen sei. "Wenn man nicht regelmäßig beim Training oder bei Spielen dabei ist, bringt das nur Unruhe in die Mannschaft. Und das möchte ich nicht", sagt Pfarr.
Weiter Fußball spielen möchte der 23-Jährige dagegen sehr wohl. Nur mit etwas weniger Leistungsdruck. Die Lösung fand sich sozusagen "im eigenen Haus". Denn Pfarrs Mitbewohner in einer Würzburger WG ist Jakob Dietl und spielt beim FC Hopferstadt. Beide verbindet aber mehr als nur gemeinsame Wände: eine enge, langjährige Freundschaft, seitdem Pfarr und Dietl bei den U-11-Junioren des Würzburger FV zusammengespielt und gemeinsam am Deutschhaus-Gymnasium zur Schule gegangen waren.
Man habe sich in der Vergangenheit schon öfter darüber ausgetauscht, noch mal in einer Mannschaft zusammenspielen zu wollen. "Jetzt hat es gepasst", sagt Pfarr und ergänzt: "Mir gefällt das Vereinsleben dort sehr gut, weil alle mit anpacken und sich gegenseitig unterstützen." Die Fußballer aus dem Ochsenfurter Gau unterstützen will Pfarr künftig so häufig wie möglich auch auf dem Platz.
Dass in der Würzburger Kreisliga die Blicke auf ihn gerichtet sein werden, sieht der Abwehrspieler "ganz entspannt". Er werde sich nicht ins Rampenlicht stellen, sondern wolle sich ins Team einfügen und versuchen zu helfen. "Ich kann die Liga nicht wirklich einschätzen, aber wenn meine Mitspieler sagen, das Ziel ist der Klassenerhalt, dann sage ich das auch", sagt Pfarr mit einem Schmunzeln.
Statt gegen Aubstadt und die Kickers in Gelchsheim und Sonderhofen
Für den Aufsteiger ist die Verpflichtung eines Spielers mit Profi-Erfahrung natürlich ein Coup. Hopferstadts Trainer Christopher Dietl, Jakobs Vater, sagt: "Wir erhoffen uns von Nico, den ich schon viele Jahre kenne, natürlich eine Bereicherung für unser Spiel und vor allem defensive Stabilität. In der Kreisliga kannst du ihn wahrscheinlich überall hinstellen."
Statt Derbys gegen den TSV Aubstadt oder die Würzburger Kickers warten auf Nicolas Pfarr nun Nachbarschaftsduelle in Gelchsheim oder Sonderhofen. Die große Fußball-Bühne vermissen werde er ohnehin nicht: "Der Profi-Fußball ist nicht immer so toll, wie es von außen scheint. Da wird mit Ellenbogen gearbeitet und es gibt viele Spieler, die nur ihre eigene Karriere im Sinn haben." Den FC 05 nimmt er davon aus. Er habe dort viele tolle Erlebnisse gehabt und spannende Menschen getroffen. Sein Fußball-Herz bleibe deshalb immer grün-weiß.
Daher an dieserStelle ein Lob an alle Amateur-Fußballer, die morgens um 5 aufstehen, 5 Tage die Woche malochen und ihre Freizeit dem Sport opfern.
Schichtarbeiter, die morgens von der von der Nachtschicht kommen und nachmittags auf dem Platz stehen - Respekt.
Wenn man dagegen täglich für ein paar Stündchen die Schulbrank drückt, geht sowas schon an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit.
Und jetzt ist mir auch klar, weshalb die Profi-Fussballer über Überlastung klagen, wenn sie bei Turnieren oder in der englischen Woche spielen müssen.
Auf solch motivierte Mitarbeiter werden Handwerksbetriebe wohl eher nicht setzen.